DTM-Einführung der Donnerstag-Tests: Kostenfaktor statt Ersparnis für Teams?

Mit den Donnerstag-Tests will der ADAC Privattests in der DTM weniger attraktiv machen: Im Gegensatz zum ADAC GT Masters greift die Lösung aber nur bedingt

(Motorsport-Total.com) - Im ADAC GT Masters waren die Donnerstags-Tests vor den Rennwochenenden auf den jeweiligen Strecken eine beliebte Gelegenheit, um private Testfahrten - und damit Kosten - einzusparen. Doch in der DTM, in der diese Saison vor drei Wochenenden am Donnerstag getestet werden darf, befürchten viele Teamchefs, dass die Rechnung nicht aufgeht.

Titel-Bild zur News: Thomas Preining

Trotz Donnerstag-Tests waren zahlreiche DTM-Teams bereits privat in Oschersleben Zoom

"Ich bin kein Fan davon, denn wir werden dadurch nichts einsparen", warnt Winward-Mercedes-Teamchef Christian Hohenadel im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Für mich ist das sogar ein zusätzlicher Kostenfaktor."

Wieso er die gut gemeinte Idee kritisch sieht? "Weil du dich auf den Donnerstag-Test nicht verlassen kannst und jedes Team noch zusätzlich separat testen wird", antwortet der Ex-Rennfahrer.

Warum sich Winward nicht auf Donnerstag-Test verlässt

Das trifft laut Hohenadel vor allem auf Teams zu, die im Vorjahr nicht im ADAC GT Masters am Start waren und die sich durch den Wechsel von Michelin- auf Pirelli-Reifen und neue Strecken im Kalender umstellen müssen.

"Für ein GT-Masters-Team ist es ein bisschen einfacher, weil du Erfahrung mit den Pirelli-Reifen und mit der Serie hast", erklärt Hohenadel. "Aber wir waren zum Beispiel noch nicht in Oschersleben. Und bei den Strecken, auf denen wir noch nicht waren, kann ich mich auf den Donnerstag-Test nicht verlassen."


Test der DTM-Teams in Oschersleben

"Was ist, wenn es da regnet? Und am Wochenende ist es trocken? Dann ist das ein Griff ins Klo. Und was bleibt mir dann anderes übrig, als zu sagen: Dann muss ich dort trotzdem testen gehen."

Das habe auch damit zu tun, dass am Donnerstag nur wenige Stunden Testzeit bleiben, damit auch andere Rahmenserien fahren können. "Da will ich es nicht zwei Tage vor der Veranstaltung auf die paar Stunden ankommen lassen, in denen es vielleicht 25 Mal rote Flagge gibt, um das Auto auf diese Strecke abzustimmen", sagt Hohenadel, dessen Team mit Lucas Auer im Vorjahr beinahe den Meistertitel holte.

Tatsächlich haben laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' mit Schubert, Abt, Engstler, Manthey EMA, Bernhard, Toksport WRT und SSR Performance zumindest sieben von 14 Teams vor der Saison in Oschersleben bereits privat getestet. Weitere Tests sind noch geplant.

Reifen am Donnerstag begrenzt: ADAC kämpft um Kosten

Der ADAC hat für die Donnerstag-Tests in der DTM drei von acht Strecken auserkoren: Vor dem DTM-Saisonauftakt soll die Strecke in Oschersleben den Teams vier Stunden lang zur Verfügung stehen, das gleiche gilt für das fünfte Saisonwochenende auf dem Lausitzring. Bei der vorletzten Station der Saison auf dem Red-Bull-Ring werden den Teams drei Stunden Testzeit eingeräumt.

Dass am Donnerstag nicht in Zandvoort oder auf dem Sachsenring getestet wird, hat damit zu tun, dass es dort Lärmeinschränkungen gibt, die zusätzlichen Betrieb verhindern. Der ADAC bemüht sich aber, den Teams in Hinblick auf die Kosten entgegenzukommen und hat angekündigt, die Reifen pro Donnerstag-Test auf deren Wunsch auf drei oder vier frische Sätze zu regulieren.


Fotostrecke: 2023: Das ändert sich in der DTM unter dem ADAC

Für den ADAC ein schwieriger Spagat: Wenn man zu wenige neue Reifen erlaubt, dann wird der Donnerstag-Test nicht sinnvoll genutzt, bei zu vielen Sätzen explodieren die Kosten. Durch die gefundene Regelung ist der neue Ausrichter aber zumindest zuversichtlich, den kleineren Teams etwas unter die Arme zu greifen, die sich ohnehin keine ausufernden Privattests leisten können.

Timo Bernhard: "Bringt fast gar nichts"

Auch Timo Bernhard, dessen Porsche-Team dieses Jahr auf zwei Autos expandiert hat, glaubt nicht, dass die Donnerstag-Tests ein großer Fortschritt sind. "Wenn man zum Red-Bull-Ring anreist, dann ist man als Team insgesamt über eine Woche unterwegs, denn das Wochenende dauert dadurch länger", verweist er im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' auf die Testgelegenheit in Spielberg.

"Im GT-Masters konnte ich die Argumentation verstehen, aber in der DTM geht man sowieso auf den meisten Strecken - oder auf fast allen - vorher mal testen. Dann macht man den Donnerstag-Test nur zusätzlich. Das bringt fast gar nichts."

Es gibt aber auch Befürworter. "Ich finde es grundsätzlich positiv, weil die Leute ohnehin vor Ort sind und die Strecke gebucht ist. Das ist eine sehr sinnvolle Option, die wir sehr gerne umsetzen wollen", sagt Abt-Teamchef Thomas Biermaier im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

Abt und HRT als Befürworter der Donnerstag-Tests

Und erhält Zustimmung von HRT-Mercedes-Teamchef Ulrich Fritz: "Ich finde das sehr positiv." Wie er zur Meinung seiner Kollegen steht, die Donnerstag-Tests seien ein zusätzlicher Kostenfaktor? "Das sehe ich nicht so, denn ich muss ja nirgends zusätzlich hingehen, wo ich am Donnerstag testen gehen kann", antwortet er im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

Aber kann man sich dieses Risiko leisten, wenn der Donnerstag-Test dann theoretisch komplett ins Wasser fällt? "Wir waren letztes Jahr in Spa testen - und da hatte es gefühlt 70 Grad im Schatten. Am DTM-Wochenende hat es dann geregnet", meint Fritz, dass man davor auch bei einem normalen Test nicht gefeit sei. "Am Red-Bull-Ring lief es genau andersrum. "Wie man es macht, macht man es falsch."

Kritisch sieht er nur die Tatsache, dass in Spielberg nach dem offiziellen Test auch noch ein Donnerstag-Test stattfindet: "Einmal zum Red-Bull-Ring zu fahren ist billiger als zweimal zum Red-Bull-Ring zu fahren. Das hätte es vielleicht nicht gebraucht."