150.000 bis 200.000 Euro: So unterstützt Mercedes-AMG seine DTM-Teams
Welche Unterstützung die Kundenteams von Mercedes-AMG in der DTM erhalten werden, wie man die Kosten pro Auto errechnet und wieso man auf Transparenz setzt
(Motorsport-Total.com) - Mercedes-AMG wird diese Saison mindestens drei Kundenteams und vier bis sechs Boliden in der DTM unterstützen. Doch wie fällt diese Unterstützung aus? "Das ist wirklich ein Kundensport-Engagement, mit etwas Unterstützung, und kein Werksengagement", betont Kundensport-Koordinator und Ex-DTM-Pilot Thomas Jäger im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.
© Daimler
Die DTM-Kundenteams erhalten Unterstützung von Mercedes-AMG Zoom
"Bei uns gibt es kein Auto, das zu 100 Prozent von uns finanziert ist", ergänzt er. Was genau die Teams vom Hersteller erhalten, will der AMG-Verantwortliche allerdings nicht verraten.
'Motorsport-Total.com' hat aber nachrecherchiert und das finanzielle Puzzle bei Mercedes-AMG entschlüsselt: Die Kundenteams von Mercedes-AMG dürfen sich im Vergleich zu anderen Herstellern durchaus glücklich schätzen, denn sie bekommen die bei HWA bereits in Auftrag gegebenen Boliden kostenlos und müssen nur für etwaige Unfallschäden aufkommen.
Zur Einschätzung: Ein neuer GT3-Bolide kostet rund 450.000 Euro. Doch das ist nicht der einzige Support, den Mercedes-AMG liefert.
Mercedes-Teams erhalten auch finanzielle Unterstützung
Dazu kommt eine Summe zwischen 150.000 und 200.000 Euro, die Mercedes-AMG pro Auto als Unterstützung zuschießt. Das entspricht in etwa den Kosten für Revisionen von Motor, Getriebe und anderen Teilen, die durch die Laufzeit in einer DTM-Saison notwendig sein werden. Außerdem gewährleistet Mercedes-AMG, dass jedes Team mit einem Ingenieur und Ersatzteilen versorgt wird. Und auch die Werksfahrer werden vom Hersteller bezahlt
Als Richtwert für ein DTM-Budget pro Auto unter GT3-Bedingungen wird stets rund eine Million Euro genannt. Wie man auf diese Zahl kommt? Die operativen Kosten, die rein durch den Einsatz eines Autos in einer DTM-Saison entstehen, betragen 600.000 bis 700.000 Euro - mit Tests sogar 850.000 Euro. Dazu zählen Einschreibung, Funk, Reifen, Sprit, Kosten für Verpflegung, Hotels, Anreise, Personal an der Strecke, Miete für Geräte sowie Versicherung der Rennautos.
Bei diesem Betrag fehlen aber die harten Personalkosten für festangestelltes Personal, die Kosten für Halle, Fuhrpark und die Anschaffung des Rennautos. Die Kosten für das Auto, die bei den AMG-Teams entfallen, müssen in der Regel auf mehrere Jahre gerechnet werden, da nicht jedes Jahr neue Autos benötigt werden.
Mercedes-AMG: Alle Kundenteams erhalten gleichen Support
Wenn man diese zusätzlichen Ausgaben noch ergänzt, kommt man sogar auf mehr als eine Million Euro pro Auto. Daher ist es wichtig, dass die Boliden bei möglichst vielen Veranstaltungen zum Einsatz kommen.
Mercedes-AMG legt laut Jäger bei der Unterstützung der Teams großen Wert auf Gleichbehandlung. "Das wird bei uns sehr groß geschrieben", verspricht er. "Wir schauen, dass alle Teams, die Teil der werksunterstützten Programme sind, genau das Gleiche bekommen. Das ist auch völlig transparent, damit niemand das Gefühl bekommt, bevorteilt oder benachteiligt zu werden."
Daher erhält auch das GruppeM-Team von Kenny Chen, das seinen Boliden bereits vor der Mercedes-AMG-Entscheidung über den DTM-Support genannt hatte, die gleiche Unterstützung wie die anderen Rennställe.
Warum Mercedes-AMG Einsätze nie komplett finanziert
Eine komplette Finanzierung eines Teams, wie es sie teilweise bei anderen Herstellern bei speziellen Events wie dem 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife gibt, lehne Mercedes-AMG ab, "weil du damit den Kundensport-Ansatz ein bisschen kaputt machst", argumentiert Jäger.
"Denn wenn sich die Teams einmal daran gewöhnt haben, dass sie alles komplett finanziert bekommen, dann lässt auch das Engagement nach, selber Sponsoren zu suchen."
Und das könnte in letzter Konsequenz das Ende für das Team bedeuten. "Wenn der Hersteller einmal die Zahlungen einstellt, stehen die Autos. Dadurch sind wir auch jetzt in dieser schlechten Zeit, in der jeder Hersteller ein bisschen schauen musste, komfortabel und gut aufgestellt", verweist er auf die Coronavirus-Krise und den aktuellen Wandel im Motorsport weg von Hersteller-Engagements. "Die Autos fahren trotzdem weiter. Das ist diesem System geschuldet."
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