Interview: Vanina Ickx über das Le-Mans-Kribbeln
Signature-Pilotin Vanina Ickx berichtet im Interiew über die heißen Momente in Le Mans, ihren Traummann und den Umgang mit Angst
(Motorsport-Total.com) - Vanina Ickx wandelt auf den Spuren ihres Vaters. Zwar ist die 35-Jährige im Motorsport nicht so erfolgreich wie Jacky Ickx, der die 24 Stunden von Le Mans sechsmal gewinnen konnte, doch auch die studierte Biologin ist vom Le-Mans-Virus befallen. Im vergangenen Jahr war die Ex-DTM-Pilot noch einzige Frau im Fahrerfeld an der Sarthe, in diesem Jahr mit dem Aston Martin von Signature wird dies nicht der Fall sein. Dennoch bedeutet ihr die Teilnahme an der Sarthe sehr viel, wie sie im Interview mit Fans beschreibt.

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Sportwagen, Rallye und Co.: Vanina Ickx ist seit 1996 im Motorsport aktiv
Frage: "Vanina, was macht die Magie von Le Mans aus?"
Vanina Ickx: "Die Geschichte. Es ist das berühmteste und älteste Langstreckenrennen der Welt. Für Teams ist es sehr schwierig, überhaupt einen Startplatz zu ergattern. Die schönsten Autos sind dort, das Rennen wird schon Monate vorher vorbereitet. Der Event dauert eine ganze Woche. Bei der Fahrzeugabnahme triffst du Freunde: andere Teams, Fahrer, Fans. Im Fahrerbriefing komme ich mir vor wie in der Schule."#w1#
"Nach den Trainings und Qualifikationen gibt es immer am Freitag die Fahrerparade. Allein diese macht Le Mans zu einem einzigartigen Erlebnis, weil unzählige Fans dort sind. Kurzum: Man durchlebt eine ereignisreiche und anstrengende Woche, der Druck baut sich nach und nach immer mehr auf. Dann füllen sich samstags die Tribünen, es kommt die Zeit für den Start. Man fühlt sich in diesem Augenblick sehr privilegiert, dort teilnehmen zu dürfen."
Die Tücken der legendären Strecke
Frage: "Was macht die Strecke so besonders?"
Ickx: "Sie ist sehr schnell, es ist teils eine öffentliche Straße. Der Belag ist sehr ungleichmäßig. Es gibt Spurrillen, weiße Linien und verschiedene Beschaffenheiten. Es gibt reichlich Fallen, vor allem spürt man die im Regen. Auf der Mulsanne-Geraden passen vier Autos nebeneinander, aber nach der Mulsanne-Kurve plötzlich nur noch zwei. Die schnellen Porsche-Kurven haben keine Kiesbetten oder Notausgänge. Die Strecke ist schwierig, aber ihre liebe ihren Rhythmus."
Frage: "Wie bewertest du das Team Signature?"
Ickx: "Die Professionalität und die Qualität der Individuen sind es, die das Team ausmachen. Sie haben in den Formelserien ihre Duftmarke hinterlassen und tun es nun im Sportwagenbereich. In diesem Team geben sie alles, um die Ambitionen zu erfüllen. Und sie gehen die Dinge methodisch an. Das Team besteht aus leidenschaftlichen, kompetenten Leuten und die kennen ihre Prioritäten."

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Vanina Ickx teilt sich den Aston Martin mit Pierre Ragues und Franck Mailleux Zoom
Frage: "Was ist für dich in Le Mans jeweils der schönste und der schwierigste Moment?"
Ickx: "E gibt zwei schönste Momente. Einmal der Start - dabei ist es egal, ob du im Auto sitzt oder nicht. Der Moment, auf den du gewartest hast, ist dann endlich da. Es geht los, die Stunde der Wahrheit ist gekommen. Auch die Zieleinfahrt ist toll, wenn man es denn bis ins Ziel geschafft hat."
"Die schwierigste Situation ist, wenn es drei Uhr in der Früh ist und es regnet. Man muss sich dann aus der Schlafkoje aufrappeln, in den Overall schlüpfen, der manchmal vom vorherigen Stint noch durchnässt ist. Es ist kalt, du musst im Regen durch das ausgestorbene Fahrerlager rennen. Du musst innerhalb weniger Minuten vom Zombie zum hochkonzentrierten Rennfahrer werden. So kann man es beschreiben."
Traummann und Ängste: Vanina Ickx privat
Frage: "Du hast Skispringen probiert und bist mit Ultraleicht-Flugzeugen geflogen, du fährst Autorennen. Musst du innerlich immer gegen die Angst ankämpfen?"
Ickx: "Nelson Mandela hat mal gesagt: 'Mut ist nicht der Mangel an Angst'. Man muss wissen, wie man mit Angst umgehen muss, wie man ihr begegnet. Dieses Bezwingen der Angst treibt mich an. Um erhlich zu sein: Ich muss mich da meist ganz schön durchbeißen."
Frage: "Wie schaffst du es, jederzeit so ausgeglichen und fröhlich zu sein?"
Ickx: "Ich setze das als Köder ein (lacht). Im Ernst: Es bringt doch nichts, wenn ich Leute mit meiner schlechten Laune belästigen würde, die rein gar nichts damit zu tun haben und eigentlich glücklich sind. Ich betrachte mit als privilegierte Person, nicht nur durch meinen Motorsport. Jeden Morgen sage ich mir, dass ich ein riesiges Glück habe, dieses Leben zu leben und diese Gesundheit zu haben. Dieses Glück springt vielleicht auf andere über, wenn sie mich treffen."

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Tochter einer echten Le-Mans-Legende: Vanina und ihr Vater Jacky Ickx Zoom
Frage: "Welchen Typ Mann magst du?"
Ickx: "Diese Frage stelle ich mir auch immer (lacht). Der perfekte Mann sollte charmant, lustig, sportlich, aufmerksam, großzügig sein und nicht zu groß. Er müsste auch geduldig, spirituell und kultiviert sein. Und er sollte auch mal Macho sein, wenn es sein muss. Gibt es so etwas überhaupt?" (lacht)
Frage: "Wenn du die Wahl hättest, würdest du dann lieber Neil Armstrong sein und die berühmten Worte beim Betreten des Mondes sprechen, oder Steve McQueen sein und eine Legende in Le Mans werden?"
Ickx: "Ich wäre gern Neil Armstrong. Als kleines Mädchen wollte ich immer Astronaut werden. Ich wäre so gern in den Weltraum geflogen."
Frage: "Du bist auf der Mulsanne-Geraden bei Tempo 300. Es ist drei Uhr am Morgen. Welche Musik würdest du hören? Die Regeln würden so etwas sogar zulassen..."
Ickx: "Einen guten Techno-Song wahrscheinlich. 'Insomnia' von Faithless vielleicht oder aber 'I gotta Feeling' von den Black Eyed Peas."
Frage: "In welchem Jahr hättest du gern in Le Mans teilgenommen?"
Ickx: "1969 - dem Jahr des tollen Duells zwischen dem Ford GT von meinem Vater und dem Porsche 908. Diesen Moment hätte ich gern miterlebt, aus der Distanz beobachtet, wie sie die Mulsanne ohne Schikanen fahren und die Bodenwelle vor der Mulsanne-Kurve meistern."

