• 25.06.2011 11:33

  • von Andreas Schreier

Nordschleife: Mit dem Auto in die Tiefe

Die Nordschleife sorgt selbst bei erfahrenen Piloten für große Emotionen: Die Lieblingspassagen und die Kribbel-Kurven - Jörg Müller und das "komische Ding"

(Motorsport-Total.com) - Die Nürburgring-Nordschleife ist ein Kulturgut voller Emotionen. Jeder, der die rund 25 Kilometer durch die Eifelwälder mal im Renntempo erlebt hat, träumt anschließend von den Mutpassagen, dem wilden Ballett in den Kurvenkombinationen und von zahlreichen Schockmomenten. Die Nordschleife ist nicht einfach eine Rennstrecke - sie ist ein Erlebnis für alle Sinne. "Es gibt viele Stellen, die wirklich wahnsinnig sind. Eine einzelne Lieblingspassage habe ich nicht", sagt BMW Pilot Dirk Müller.

Titel-Bild zur News:

Die Nürburgring-Nordschleife: Der Mythos zieht viele in ihren Bann

"Es ist ein verrücktes Rennen. Ich will es nicht gefährlich nennen, sondern einfach verrückt. Gerade das macht es so schön", strahlt Augusto Farfus im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Mit einem GT-Auto Vollgas über die Nordschleife, das ist der Hammer - total einzigartig. Hier fühlt sich jede schnelle Runde wie ein Sieg an. 'Wow' - mehr kann ich gar nicht sagen."

Der Brasilianer schließt kurz die Augen, fährt die Nordschleife gedanklich im Eiltempo durch und findet dann doch weitere Worte: "Die Fuchsröhre liebe ich. Ich mag es einfach, sich mit dem Auto in die Tiefe zu stürzen. Dort geht es unten durch die schnelle Linkskurve, danach wieder den Berg rauf - das ist super. Auch das Ende der Döttinger Höhe mag ich gern." Nordschleifen-Erfahrung schützt vor Emotionen nicht.

"Der Bereich vom Ausgang Karussell bis zur Hohen Acht ist toll. Da fährt man einen wundervollen Rythmus. Ich mag diese Kurvenkombinationen sehr gern", erklärt Pedro Lamy, der das 24-Stunden-Rennen in der Eifel bereits fünfmal gewinnen konnte. Thomas Jäger meint: "Ein Highlight auf jeder Runde ist der große Sprung in die Senke hinein. Da ist unheimlich viel Bewegung im Auto. Wenn du das voll durchziehen kannst, dann sagst du dir einfach nur 'Wow!".


Fotos: 24 Stunden am Nürburgring


Bei der Frage nach seiner Lieblingsstelle muss Jörg Müller lachen: "Ja, ich habe eine solche Stelle, ich weiß aber nicht, wie das dort heißt. Die Schilder kann man vielleicht bei Temo 150 lesen, aber nicht bei 250." Der BMW Werkspilot beschreibt: "Nach dem zweiten Pflanzgarten kommt der Sprung, danach eine Kombination über Wellen. Das ist für mich die geilste Passage. Das Auto springt, du hast Kompressionen, du siehst zuerst nichts."

"Du musst quasi blind ein Zick-Zack fahren. Das ist eine heiße Stelle. Es dauert unheimlich lange, bis du dich mal traust, dort auf dem Pin zu bleiben", sagt der Vorjahressieger. "Ich finde den Linksknick oben am Schwedenkreuz klasse. Der geht fast voll, man muss nur ganz kurz lupfen und kann dann wieder auf das Gas. Das geht mit keinem anderen Auto, auch mit unserem Ferrari F430 im vergangenen Jahr hat das nicht so funktioniert - mit dem neuen F458 aber schon. Da machen wir reichlich Meter gut", jubelt Polesetter Dominik Farnbacher.

Die Kehrseite: Flugeinlagen und komische Geräusche

Die Höhenunterschiede auf der Nordschleife sind spektakulär Zoom

Die Nordschleife hat allerdings nicht nur positive Elemente. Es gibt auch diese Passagen, wo aus Wohlfühl-Kribbeln ein flaues Gefühl wird. "Über die nicht so schönen Bereiche denke ich nicht nach. Das ist auch besser so", schüttelt Lamy mit dem Kopf. "Respekt habe ich im Regen vor all den Stellen, wo die Fans etwas auf die Strecke gepinselt haben. Das ist extrem rutschig, lebensgefährlich", meint Dominik Farnbacher.

"Karussell! Es rüttelt und scheppert und die Kurve tut irgendwann im Rennen richtig weh", antwortet Dirk Müller auf die Frage, nach seiner "Hassstelle" auf der Strecke. Sein Kollege und Namensvetter Jörg Müller meint: "Flugplatz ist so ein komisches Ding. Du bist in der Luft, musst kurz danach einlenken. Du weißt aber nicht, ob sich das Auto gesetzt hat. Man lenkt vorsichtig, um zu checken, ob das Auto wieder unten ist. Das ist nicht so meins."

"Am Schwedenkreuz und am Flugplatz baust du lieber immer etwas Sicherheit ein", erzählt Thomas Jäger. Der Black-Falcon-Pilot ergänzt: "Oder in der Fuchsröhre: Da gibt es in jedem Auto Geräusche, sodass du denkst: 'Bitte, lieber Gott, lass nichts abbrechen'. Man kann hier niemals eine Runde nur ein stupides Programm herunterfahren, man muss jederzeit zu hundert Prozent konzentriert sein."