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Rückblick 2010: Das erste Saisondrittel
Der Traumstart von Chevrolet, die Absage des Mexiko-Events, das große Chaos in Marrakesch und die Reifenorgie von Monza: Teil 1 des Rückblicks
(Motorsport-Total.com) - 22 Sprintrennen auf vier Kontinenten, 20 Stammfahrer in zehn Teams, vier Titelanwärter auf drei Marken und ein großer Sieger: Die WTCC-Saison 2010 begeisterte von März bis November mit spannenden WM-Läufen und vielen spektakulären Duellen. 'Motorsport-Total.com' blickt zurück auf ein Rennjahr, das Yvan Muller und Chevrolet als Titelträger sah. Heute: Das erste Saisondrittel.
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In Curitiba kehrte die WTCC aus der 103 Tage langen Winterpause zurück
Mit der Testsession von Curitiba kehrte die Tourenwagen-WM nach 103 Tagen aus der langen Winterpause zurück. Doch nach dem Saisonfinale 2009 hatte sich einiges getan: BMW reduzierte das Werksaufgebot von fünf auf zwei Autos, SEAT brachte überhaupt kein Herstellerteam mehr an den Start. Nur Chevrolet rüstete auf - und sicherte sich die Dienste von Ex-Champion Yvan Muller.
Curitiba (Brasilien): Chevrolet legt vor
Der 41-Jährige ersetzte den meist glücklos agierenden Nicola Larini und wusste schon bei seinem ersten Einsatz in Himmelblau mächtig zu überzeugen: In der ersten Qualifikation des Jahres setzte sich Muller hauchdünn gegen seinen früheren Teamkollegen Jordi Gené (SR) durch und stellte den Chevrolet Cruze LT auf die Pole-Position. Dieser Sensation sollte aber noch eine viel größere folgen.
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Jubel in Himmelblau: Alain Menu, Yvan Muller und Rob Huff feiern den Auftaktsieg Zoom
Auf regennasser Fahrbahn und hinter dem Safety-Car startete das Feld tags darauf in das erste Rennen der Saison und wurde nach drei Runden in Schleichfahrt endlich losgeschickt. Während sich ein Großteil der Konkurrenz in Fehlern erging, behielt das Chevrolet-Trio um Muller, Rob Huff und Alain Menu die Nerven und die Übersicht und landete einen überaus souveränen Dreifachsieg.
Damit hatte Chevrolet nicht nur den besten Saisonstart aller Zeiten realisiert, sondern übernahm gleich beim Auftaktevent die Führung in beiden Gesamtwertungen. Diese behielt die Mannschaft von Eric Nève, obwohl die Rivalen im zweiten Lauf auf trockener Piste zurückschlagen konnten. Gabriele Tarquini - der Weltmeister von 2009 - und Gené machten SR beim WTCC-Debüt zum Siegerteam.
Freud' und Leid lagen in Curitiba sehr eng beisammen, denn Gené konnte im weiteren Jahresverlauf nicht mehr an diese gute Form anknüpfen. Noch härter erwischte es aber die BMW Piloten: Augusto Farfus und Andy Priaulx, 2010 Teamkollegen beim RBM-Rennstall von Bart Mampaey, konnten in Brasilien überhaupt nicht mithalten und verloren - auch durch Kollisionen - gleich massiv an Boden.
Puebla (Mexiko): Der Rennbesuch 2010 fällt aus
Auf eine Chance zur Wiedergutmachung musste das BMW Duo allerdings 54 Tage warten: Die beiden Sprintrennen von Mexiko wurden kurzfristig abgesagt, weil es zuvor einige Unruhen in der Rennregion gegeben hatte. In Absprache mit den örtlichen Behörden machte die WTCC daher "aufgrund höherer Gewalt" einen Bogen um Puebla und verzichtete auf die Austragung der beiden Mexiko-Rennen.
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Die WTCC verzichtete auf die beiden Sprintrennen im mexikanischen Puebla Zoom
Die 20 Stammfahrer der WTCC sahen sich also plötzlich einer fast zweimonatigen Zwangspause gegenüber, wenngleich hinter den Kulissen fieberhaft an einer Ersatzlösung gebastelt wurde. WM-Promoter Marcello Lotti nahm unmittelbar nach dem Curitiba-Event die Verhandlungen mit potenziellen Rennplätzen auf, was die Gerüchteküche der Tourenwagen-WM gewaltig anheizte.
Lotti stellte von Anfang an klar: Würde es ein zusätzliches WTCC-Wochenende geben, man würde es wohl unmittelbar vor der Asientournee im Herbst des Jahres in den Rennkalender einfügen - am besten entlang der Schiffsroute von Spanien nach Japan. Diese Äußerungen ließen Kurse wie Abu Dhabi, China oder Indonesien durch den Blätterwald geistern, ohne dass sich etwas konkretisierte.
Im Juni versandeten schließlich auch die Gespräche über die Durchführung eines Nachtrennens in Katar, sodass WM-Promoter Lotti keinen anderen Ausweg sah, als den Kalender 2010 von zwölf auf elf Events zu reduzieren. "Wir fanden nicht die Bedingungen vor, um zu einer zufriedenstellenden Übereinkunft zu gelangen", erklärte der Italiener. Somit bildete Marrakesch den zweiten Saisonevent.
Marrakesch (Marokko): Wenn das Chaos regiert...
Nach der langen Rennpause waren die Piloten freilich erpicht darauf, endlich wieder ins Auto zu steigen. Statt der schieren Geschwindigkeit war in Marokko aber vor allem eine Tugend gefragt: Geduld. Die ursprünglich auf eine Dauer von 50 Minuten angesetzte Qualifikation wurde nach eineinhalb Stunden endgültig abgebrochen - immer wieder hatte es in Marrakesch heftig gekracht.
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Die Streckenposten von Marrakesch agierten nicht wirklich temporeich... Zoom
Gleich reihenweise touchierten die Fahrer im Zeittraining die unnachgiebigen Mauern, wobei die zweiteilige Session nach Unfällen von Menu, Norbert Michelisz (Zengõ) und Michel Nykjaer (Sunred) immer wieder unterbrochen werden musste. Dabei wurde auch die Umrandung des Kurses in Mitleidenschaft gezogen, sodass die Bautrupps ausrückten, um die Mauerschäden zu reparieren.
Tarquini ging als Sieger aus diesem durcheinander hervor und von der Pole-Position ins erste Rennen. Und wer dachte, dass es kurioser nicht kommen könnte, lag in Afrika richtig daneben. Zweimal brach die Rennleitung den fliegenden Start ab, ehe diverse Unfälle das Safety-Car auf den Plan riefen. Dabei sollte es auch bleiben: Die WTCC zuckelte unter Gelb über die Ziellinie.
Auf den drei ersten Plätzen wurden Tarquini, Huff und Tiago Monteiro (SR) abgewinkt, Fredy Barth (Sunred) belegte überraschend Rang vier. Drunter und drüber ging es dann auch in Lauf zwei: Massencrash, Safety-Car, ein heftiger Unfall zwischen Farfus und Menu sowie nur eine "echte" Rennrunde - Priaulx hielt Muller und Tom Coronel (SR) sensationell in Schach und siegte knapp.
Monza (Italien): To finish first, you first have to finish!
Entsprechend groß war die Erleichterung im Fahrerlager, als der Rennzirkus seine Zelte in Italien aufstellte und damit zur Normalität zurückkehrte. Aber erstens kam es anders, zweitens als man dachte: Der Königliche Park von Monza schrieb am Rennsonntag nämlich die kuriose Geschichte fort, die in Marrakesch begonnen hatte. Dieses Mal lag es aber nicht am Einsatz der Streckenposten.
© fiawtcc.com
Schachmatt: Gabriele Tarquini flog sein linker Vorderreifen um die Ohren Zoom
Vielmehr sorgte eine zu optimistische Reifennutzung bei den Spitzenreitern dafür, dass ich die Ereignisse in den Schlussrunden von Lauf eins überschlugen: Tarquini und Huff hatten das Rennen bis zum letzten Umlauf dominiert und der Italiener fuhr einem Heimsieg entgegen. Vor der Ascari-Schikane wurde Tarquini aber plötzlich langsam und Huff ging vorbei - der erste Reifenschaden.
Huff kam seinerseits nur bis zur Mitte der Gegengeraden, als auch seine Pneus kleinbei gaben. Der Konkurrenz waren aufgrund gelber Flaggen allerdings die Hände gebunden - bis zur Zielgeraden. Dort war wieder freies Fahren erlaubt und Priaulx und Farfus fegten an den Pechvögeln Tarquini und Huff vorbei zum Doppelsieg in Monza. Damit hatte man im Lager von BMW nun wirklich nicht gerechnet!
Und wie sich die Ereignisse glichen: Nykjaer hatte in Lauf zwei den Sieg vor Augen, als ihm in der letzten Runde ebenfalls der linke Vorderreifen einging. Der Däne schied an erster Stelle liegend aus und Chevrolet-Pilot Muller, der betont konservativ unterwegs gewesen war, staubte den Sieg ab. Coronel und Huff - dieses Mal ohne Reifenpech - standen in Rennen zwei mit auf dem Podium.¿pbvin|0|2853|monza|0|1pb¿
Der WTCC-Saisonrückblick 2010:
01. Heute: Das erste Saisondrittel
02. Das zweite Saisondrittel
03. Das dritte Saisondrittel
04. Die Privatierwertung
05. Die Rookiewertung
06. Fakten und Zahlen zur Saison
07. Team Wiechers
08. Team Engstler
09. BMW
10. SEAT
11. Chevrolet
12. Yvan Muller