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Heute ein Rennfahrer: Ein Gaststart im ADAC-Cruze-Cup
Redakteur Stefan Ziegler und Gewinnspiel-Sieger Frank Ebert nahmen in Oschersleben an einem Lauf zum ADAC-Cruze-Cup 2011 teil - Ein Erlebnisbericht
(Motorsport-Total.com) - Es ist ein besonderer Augenblick, als die Fahrertür des Chevrolet Cruze ins Schloss fällt, denn auf einmal befinde ich mich in einer neuen, ungewohnten Welt. Als Redakteur von 'Motorsport-Total.com' berichte ich über das Geschehen auf der Strecke, nun erlebe ich es aus erster Hand: Meine Ausfahrt im ADAC-Cruze-Cup in Oschersleben steht unmittelbar bevor und ich bin Rennfahrer für einen Tag!

© Ziegler/MST
Das Abenteuer beginnt: Renningenieur Oliver Grant winkt den Cruze auf die Bahn
Dieses spezielle Abenteuer bestreite ich aber nicht alleine, denn gemeinsam mit mir greift Frank Ebert ins Lenkrad. Er ist der Sieger des Gewinnspiels, das 'Motorsport-Total.com' in Zusammenarbeit mit Chevrolet an den Start gebracht hatte. Der Hauptpreis: die Rennteilnahme in Oschersleben am 1. Mai 2011 in einem der Rennautos, die allesamt von Wiechers Sport für die Klubsport-Serie vorbereitet wurden. Und beide sind wir sehr gespannt darauf, was uns an diesem Wochenende genau erwartet.
Einen ersten Vorgeschmack bekommen wir am Samstagabend im Fahrerlager der Motorsport Arena, wo wir Bekanntschaft mit unserem Fahrzeug machen. Noch ruht der Chevrolet Cruze mit der Nummer 25 auf dem Transportanhänger, doch schon jetzt zaubert uns dieses Auto ein Lächeln ins Gesicht: Unsere Namen prangen auf der Außenhülle des schwarz-gelben Rennwagens - ein tolles Gefühl!
Eben dieses verstärkt sich, als wir kurz darauf unser Team kennenlernen. An diesem Wochenende treten wir für Maurer Motorsport an, eine erfahrene Mannschaft aus Roggwil in der Schweiz. Teamchef Beat Maurer und seine Jungs haben den weiten Weg nach Oschersleben auf sich genommen, um unseren Einsatz zu betreuen. Und natürlich kommen wir auch gleich "zur Sache".
Das erste Treffen mit Team und Fahrzeug
Im Licht der untergehenden Sonne nehmen Frank und ich erstmals probeweise in der Nummer 25 Platz und Ole Funke ist uns bei der Eingewöhnung behilflich. Gemeinsam suchen wir nach der idealen Sitzposition und den perfekten Einstellungen der Gurte, ehe wir dem Rest der Crew begegnen und uns in der Maurer-Box umsehen. Der erste Eindruck erhärtet sich: Hier sind wir prima aufgehoben!
Entsprechend positiv gestimmt und mit einer Riesenportion Vorfreude im Gepäck verlassen wir die Boxengasse, um abends in der Hotelbar noch einige unserer Mitstreiter kennenzulernen. Insgesamt 15 Teams gehen am Sonntag an den Start - und schon am Vorabend wird deutlich: Die Stimmung unter den Teilnehmern ist klasse, man versteht sich und genießt die Atmosphäre am Rennplatz.
Die anschließende Nachtruhe ist kurz, doch die Aussichten sind spitze: Zum Frühstück erwartet uns ein strahlend blauer Himmel und Sonnenschein pur. Bestes Rennwetter in der Magdeburger Börde! Höchste Zeit für Frank und mich, uns ins Geschehen zu stürzen. Sandro Valente begleitet uns zu den unterschiedlichen Stationen: Dokumentenkontrolle und technische Abnahme unserer Ausrüstung.
Nachdem Helm und HANS-System vorgezeigt und für regelkonform befunden sind, erhalten wir unser weiteres Equipment. Feuerfeste Unterwäsche, Handschuhe, Rennboots und ein schmucker, in den Cruze-Farben Blau und Weiß gehaltener Overall komplettieren unser Outfit - und auf einmal stehen zwei Rennfahrer in der Maurer-Box. Wir werden auch gleich gebraucht: Das interne Briefing steht an.
Theoretische Einweisungen in die Materie
Renningenieur Oliver Grant nimmt uns unter seine Fittiche und erklärt uns den Ablauf des Tages und was wir im ADAC-Cruze-Cup beachten sollen. Geduldig stellt er sich unseren Fragen, ehe uns unser Fahrerkollege Gilbert Denzer, der gemeinsam mit Maja Moeller das Schwesterauto pilotiert, noch einige Tipps und Ratschläge für eine schnelle Runde in Oschersleben mit auf den Weg gibt.

© Ziegler/MST
Der Chevrolet Cruze mit der Nummer 25 steht schon bereit für unseren Einsatz Zoom
Gleich anschließend machen wir uns auf in das Pressezentrum der Motorsport Arena, wo Peter Rumpfkeil vom ADAC Weser-Ems und seine Rennleitung die Fahrerbesprechung abhalten. Kurz werden wir den restlichen Piloten vorgestellt, dann informieren die Verantwortlichen über die Regeln und das Verhalten auf der Rennstrecke und besprechen mit uns das weitere Programm des Tages.
Zweieinhalb Stunden sind nun schon vergangen, doch langsam wird es ernst: Frank und ich nehmen Kurs auf die Garage mit der Nummer neun und bereiten uns auf das Freie Training vor. Ich werde den ersten Stint absolvieren und knapp 30 Minuten im Auto verbringen, anschließend übernimmt Frank den Chevrolet Cruze. Und je länger der Countdown andauert, umso größer wird das Kribbeln.
Ich kenne dieses Gefühl bereits aus dem vergangenen Jahr, als ich schon einmal im Cruze-Cup an den Start gehen durfte. Dieses großartige Erlebnis liegt aber schon weit zurück, als ich mir erneut eine Sturmhaube über den Kopf ziehe, HANS über meine Schultern stülpe und zuletzt den Helm aufsetze. Die Jungs winken mich ans Auto, ich ziehe meine Handschuhe über und klettere in mein Abenteuer.
Das Abenteuer beginnt!
Die Crew hilft mir beim Anschnallen im Sechspunktgurt und justiert die Rückspiegel nach meinen Wünschen, anschließend beugt sich Renningenieur Oliver noch einmal zu mir herunter. "Bitte komm gleich nach einer Runde wieder herein, damit wir das Auto überprüfen können", lautet seine knappe Anweisung. Ich bin aufgeregt, denn erstmals darf ich eine richtige Installationsrunde drehen!
Dass das nicht ohne ist, wird mir wenige Momente später bewusst, als mich Oliver auf die Fastlane der Boxengasse winkt. Es geht los! Mit 20 km/h - das Reglement erlaubt in der Boxengasse keine höheren Geschwindigkeiten - fahre ich der grünen Ampel entgegen und wappne mich schon einmal darauf, gleich einige Konkurrenten vorbeifahren zu lassen. Wir haben eine der ersten Garagen...
Die knifflige Boxenausfahrt von Oschersleben meistere ich mit Respekt, um gleich in Kurve zwei eine etwas weitere Linie zu wählen, damit meine Hintermänner sofort ihr gewohntes Tempo anschlagen können. Ohnehin soll ich Vorsicht walten lassen: Die Bremsen am Fahrzeug sind neu und müssen langsam eingefahren werden. Genau das ist meine Aufgabe in den ersten Runden am Sonntag.
Nach besagter Installationsrunde, bei der ich mich mit der Streckenführung vertraut mache - ja, es stimmt: Computerspiele geben nur die halbe Wahrheit wieder! - biege ich ab in die Boxengasse und werde beim Team vorstellig. Die Jungs öffnen die Motorhaube, werfen einen geschulten Blick auf das Aggregat und dessen Umfeld und wenige Augenblicke danach kann ich "mein" Training beginnen.
Meine ersten fliegenden Runden
Es fühlt sich toll an, mit einem richtigen Rennwagen über eine richtige Rennstrecke zu fahren! Auch wenn mein Tempo anfangs noch nicht wirklich gut ist. Ich versuche halt, meine Aufregung im Zaum zu halten, keinen Blödsinn zu veranstalten und gleichzeitig den schnelleren Fahrern nicht im Weg zu stehen. Auch Überrunden lassen will gelernt sein, doch dieses Manöver fällt mir recht leicht.

© maurer motorsport
Frank Ebert und Stefan Ziegler (von links) auf "ihrem" Rennwagen in Oschersleben Zoom
Meine ersten Rundenzeiten, die mir auf der Zielgeraden per Boxentafel angezeigt werden, sind nicht das Gelbe vom Ei - ich bin weit weg von meiner persönlichen Bestleistung aus dem vergangenen Jahr. Von Umlauf zu Umlauf komme ich aber besser in Fahrt, treffe die Linie und die Bremspunkte etwas exakter und traue mir mehr und mehr zu. 2:06 Minuten sind meine vorläufige Topzeit.
Dann werde ich Zeuge, wie ein anderes Auto im ersten Sektor ausrollt, und finde mich kurz darauf in einer für mich vollkommen neuen Situation wieder: Die Streckenposten zeigen die Code-60-Flagge - ab sofort darf kein Fahrzeug schneller als 60 km/h fahren, bis die Gefahr beseitigt ist. Zwei Runden bringe ich in Schleichfahrt zu, dann ist meine Streckenzeit vorerst vorbei - das Team holt mich herein.
An der Box klettere ich aus dem Auto, wofür mir aber wahrscheinlich schlicht die Übung fehlt, um es elegant aussehen zu lassen. Frank steht schon bereit und nimmt den frei gewordenen Platz ein, dann bestreitet auch er seine ersten Meter in der Motorsport Arena Oschersleben. Auch er ist begeistert von diesem Erlebnis: "Es war eine ganz neue Erfahrung und sehr aufregend", sagt er rückblickend.
Gegen meinen Teamkollegen sehe ich alt aus
"So etwas selbst zu erleben, ist etwas ganz Besonderes. Für mich war es das erste Mal in einem Rennauto auf einer Rennstrecke - und es machte sehr viel Spaß", meint Frank. "Die erste Runde war etwas seltsam, denn ich kannte den Kurs nur von der Playstation und in echt ist alles ein bisschen anders. Auch an das Auto musste ich mich gewöhnen, doch nach dem Training war es okay."
Allerdings, wie ich bestätigen kann, denn Frank bügelt mich nach Strich und Faden! Meine beste Rundenzeit verbannt er schon nach wenigen Umläufen in die Statistik und markiert in 1:58.501 Minuten eine durchaus konkurrenzfähige Bestmarke - vier Sekunden hinter der Spitze. Eine mehr als beachtliche Leistung, die Frank in der anschließenden Qualifikation prompt auch bestätigen kann.
Mehr noch: Mein Mitfahrer drückt seine eigene Topzeit noch einmal um einige Zehntel und manövriert Chevrolet Europe - unter dieser Bezeichnung erscheinen wir auf dem Zeitenmonitor - in 1:58.151 Minuten auf Startplatz zehn. Ich bin beeindruckt und das Team ist ebenfalls sehr angetan von diesem Auftritt, der natürlich umgehend in einem Erinnerungsfoto samt Boxentafel festgehalten wird.
Unser Schwesterauto mit der Nummer 14 hat weniger Glück: Ein Zwischenfall im Training demoliert den Kühler, in der Qualifikation tritt Öl aus und fängt Feuer. Noch vor dem Rennen sind Gilbert und Maja außen vor, jetzt sind nur noch Frank und ich für Maurer am Start. Eben diesen bestreitet Frank, wie wir es zuvor mit Renningenieur Oliver besprochen hatten: Dem Schnelleren gehört Stint eins.
Frank startet hervorragend ins Rennen
Üblicherweise verfolge ich einen Rennstart aus dem Pressezentrum vor Ort oder vor dem Fernseher, doch dieses Mal ist alles anders. Aus Sicherheitsgründen muss ich der Boxenmauer fernbleiben und beschränke mich daher darauf, aus der Box hinüber auf die Startampel zu schielen und nach dem Losfahren einen Blick auf Kurve eins zu werfen. Alles läuft gut: Das Feld ist prima unterwegs.

© Ziegler/MST
Kurz vor dem Start leuchten die fünf Doppelampeln auf - gleich wird es ernst! Zoom
Genau wie Frank, der seinen ersten Start nach Formel-1-Vorbild - die fünf Doppelampeln gehen im Sekundentakt an, um anschließend gemeinsam zu verlöschen und das Rennen freizugeben - mit Bravour meistert! "Diese paar Sekunden vor dem Umschalten der Ampeln waren sicherlich ein Höhepunkt", sagt er mir später. "Dass die Fahrer einen Adrenalinschub bekommen, verstehe ich gut."
"Es war etwas Besonderes und Kurve eins war sehr aufregend. Ich konnte sogar jemanden überholen", sprudelt es aus meinem Teamkollegen heraus. Tatsächlich: Frank schlägt sich auf den ersten Metern mehr als wacker und bringt den Chevrolet Cruze sicher aus Runde eins zurück. Die Erleichterung ist groß - die erste Hürde ist genommen. Nun beginnt für mich das Warten auf meinen Stint.
Gemeinsam mit Renningenieur Oliver und der Maurer-Crew beobachte ich das Geschehen und bereite mich schließlich auf meinen Einsatz vor. Die Dauer des Boxenstopps für den Wechsel im Cockpit ist vorgeschrieben, also besteht kein Grund zur Hast, als Frank nach einer Stunde vor der Garage mit der Nummer neun einparkt. Er klettert heraus, ich schwinge mich hinein - und los geht's!
Eine kleine Unachtsamkeit mit großen Folgen
Oliver schickt mich sekundengenau wieder zurück auf die Strecke und nun bin auch ich unterwegs im ADAC-Cruze-Cup 2011. Und ich bin erstaunt, wie leicht es mir fällt, das Fahrzeug um den Kurs zu bewegen - immerhin liegt meine Trainingsfahrt zu diesem Zeitpunkt schon drei Stunden zurück. An die Rundenzeiten von Frank, der einen starken Stint gefahren war, komme ich aber keineswegs heran.
Vielmehr spielt mir meine Zuversicht einen Streich, als ich nach kurzer Zeit etwas zu optimistisch in die Zielkurve von Oschersleben einbiege. "Das geht nicht gut", schießt es mir noch durch den Kopf. Zu spät. Die Anfahrt verkorkst, den Scheitelpunkt verfehlt und viel zu viel Geschwindigkeit, um diese Ecke noch zu meistern. Die Erkenntnis trifft mich hart: Gleich wird's wohl ordentlich holpern...
Ich behalte recht, denn als ich mit dem Chevrolet Cruze über die Randsteine hinwegrutsche und ins Kiesbett fliege, rumst es gewaltig unter mir und ich befürchte das Schlimmste. Kieselsteine spritzen in alle Richtungen und das Auto quält sich im dritten Gang zurück auf den Kurs. Ich bleibe auf dem Gas und hoffe, nicht im Kiesbett steckenzubleiben. Ich atme auf, als ich wieder Asphalt unter mir habe.
Schon zuvor waren mir die Geräusche im Innern eines Rennwagens als sehr interessant aufgefallen, doch jetzt scheppert es einfach nur wild: Überall sind Kieselsteine und ich habe massive Vibrationen, sobald höhere Drehzahlen anliegen. Noch auf der Zielgeraden bereite ich mich vor auf meine Fahrt nach Canossa - ich meine natürlich: meinen unplanmäßigen Boxenstopp beim Maurer-Team.
Zum Notstopp in die Boxengasse
Eine Runde in Oschersleben misst zwar nur 3,696 Kilometer, doch mit einem Auto voller Kieselsteine und dem Herz in der Hose kann diese Distanz ziemlich lang sein, wie ich nun aus Erfahrung weiß. Und in jeder einzelnen Bremszone werde ich an mein Malheur erinnert, denn beim Verzögern poltern immer einige Steinchen nach vorne aus dem Auto. "Was habe ich bloß angerichtet?", frage ich mich.

© maurer motorsport
Notstopp in der Boxengasse: Die Crew kümmert sich um den Chevrolet Cruze Zoom
In der Box steht die Crew schon bereit und nimmt sich der Nummer 25 an. Ich fühle mich nicht sehr wohl in meiner Haut, weil ich das geschäftige Treiben an der Fahrzeugfront verfolge. Michael Mauerer macht die Beifahrertür auf und ich erkundige mich nach dem Schaden. Der Splitter ist ab und ich habe die halbe Kiesgrube um den Kurs geschleppt, sonst scheint soweit noch alles in Ordnung zu sein.
Ich atme tief durch und nehme mir fest vor, an diesem Tag nicht noch mehr anzurichten. Als Oliver mich zurück auf den Kurs schickt, versuche ich sogleich, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Ich konzentriere mich noch mehr als vorher, achte noch bewusster auf meine Linie und die Bremspunkte und fahre meinen Stint sauber zu Ende. Mein schlechtes Gewissen steigt aber mit mir aus dem Auto.
Und es wird nicht kleiner, denn der Chevrolet Cruze mit der Startnummer 25 ist nicht mehr so flott unterwegs wie zu Beginn des Rennens, was spätestens anhand der ersten Rundenzeiten von Frank mehr als deutlich wird: Mein Teamkollege verliert rund sieben Sekunden auf seine persönliche Bestleistung - etwas stimmt nicht am Auto. Oliver und die Mannschaft gehen auf Fehlersuche.
Ein letztes Mal gebe ich im Cruze-Cup Gas
Ich schildere ihnen meine Eindrücke und von der Boxenmauer aus stellen sie fest, dass die Power des Fahrzeugs nachgelassen hat. Die Schaltpunkte sind nun ganz anders, die Drehzahlen nicht mehr hoch genug und die Konkurrenz hat sehr leichtes Spiel beim Überrunden. Das Team überlegt sich einen "Schlachtplan" für den letzten Boxenstopp des Tages, während ich mir große Vorwürfe mache.
Ändern kann ich am Geschehenen aber leider nichts mehr, also fasse ich mir ein Herz und trichtere mir ein, das 141 PS starke Auto wenigstens sicher über die Ziellinie zu bugsieren und nach dem vierstündigen Rennen im Parc Ferme abzustellen. Ich bekomme meine Chance, als Frank seinen zweiten Stint beendet und der Fahrerwechsel ansteht. Ein letztes Mal schlüpfe ich in den Schalensitz.
Während ich angeschnallt werde, versucht die Crew, dem Fehler, der das Auto einbremst, auf die Spur zu kommen, doch schon nach wenigen Umläufen ist mir klar: Meine Rundenzeiten werde ich heute nicht mehr unterbieten können. Der Chevrolet Cruze ist zu langsam auf den Geraden, als dass ich wirklich die Möglichkeit hätte, meine persönlichen Topwerte noch einmal zu verbessern.
Die Motivation bleibt aber bestehen, schließlich liegt eine ganze Stunde im Cockpit dieses Autos vor mir. Ich stürze mich in diese Aufgabe und sammle von Runde zu Runde mehr Selbstvertrauen. Ich ertappe mich dabei, wie ich mein Limit immer weiter verschiebe, gleichzeitig aber mit Bedacht agiere, denn einen zweiten Abflug will ich mir nicht erlauben. Glücklicherweise bleibe ich auf der Strecke.
Im Triple werden alte Erinnerungen wach...
In Kurve eins treffe ich den Bremspunkt nicht immer, in Kurve zwei komme ich aber besser und besser zurecht und in der Hasseröder-Ecke scheint mir die enge Linie richtig gut zu liegen. Vor dem Triple habe ich Respekt - ein Dreher aus dem Vorjahr lässt grüßen -, doch mit der verminderten Power muss ich hier nicht immer lupfen. Auch in der Hotel-Kurve und in der McDonald's-Schikane komme ich klar.

© maurer motorsport
Frank Ebert fuhr die schnelleren Zeiten beim Gaststart in der Motorsport Arena Zoom
Nach der langen Gegengeraden warten die Shell- und Mibau-Kurven auf mich, wo ich mir nicht bei jeder Durchfahrt sicher bin, ob ich nicht doch hätte etwas mehr riskieren sollen. Im Bauer-Rechtsknick vor der Boxeneinfahrt tue ich es einfach und nehme den ganzen Schwung mit zur Zielkurve. Dort bin ich vorsichtig und versuche, der Linie treu zu bleiben. Dem Randstein bleibe ich allerdings fern.
Als nächstes wandert mein Blick auf die große Uhr über der Zielgeraden und ich stelle fest: Ich gehe in die letzte Runde. Nur noch einmal umrunde ich die Motorsport Arena Oschersleben im Renntrimm, dann ist mein Abenteuer im Rennwagen zu Ende. Lange fragte ich mich, was es für ein Gefühl sein muss, die Zielflagge zu sehen und abgewinkt zu werden. Jetzt bin ich um diese Erfahrung reicher.
Und noch um so viele andere Eindrücke, wie mir auf meiner langsamen Auslaufrunde bewusst wird. Ich lasse mir Zeit, um die letzten Kilometer an Bord des Chevrolet Cruze zurückzulegen und denke nach über die Stunden, die ich gemeinsam mit diesen vielen Motorsport-Begeisterten verbringen durfte. Ich bin erschöpft, aber glücklich, denn ich durfte etwas wirklich Besonderes erleben.
10,730 Sekunden zwischen Platz eins und Rang zwei
Frank stimmt mir zu: "Es war eine spannende Geschichte. Unsere Konkurrenten waren sehr fair. Niemand drängelte und alle agierten verständnisvoll. Das Auto ist super und toll zu fahren. Das hätte ich so nicht erwartet", gesteht mein Mitfahrer, der genau wie ich sehr angetan ist vom Maurer-Team. Die Schweizer gaben ihr Fahrzeug in die Hände von blutigen Anfängern. Das verdient Respekt!
"Eine tolle Mannschaft", schwärmt Frank und diesem Urteil schließe ich mich an, denn immerhin musste die Crew einiges mit mir mitmachen: Zusätzlich zum Ausflug ins Kiesbett brachte ich dem Team auch noch einige Zeitstrafen für zu schnelles Fahren in der Boxengasse ein. Das volle Programm eben... Gerüffelt wurde ich dafür aber nicht, was mich am meisten beeindruckte.
Schön war auch zu sehen, dass nach vier Stunden Fahrzeit gerade einmal 10,730 Sekunden zwischen dem Siegerteam ADAC HTH by Motorsport Arena Oschersleben und den ersten Verfolgern von Race4Fun.de/AC Verden lagen. Auch Ahrens Racing und Motion Motive lieferten sich ein enges Duell um den dritten Platz, wobei unterm Strich 2,845 Sekunden über das letzte Podest entschieden.
Chevrolet Europe beschloss den dritten Saisonlauf zum ADAC-Cruze-Cup 2011 auf Rang zehn, doch ich zähle auch das Maurer-Team, Frank und mich zu den Siegern. "Unsere" Crew brachte das Auto trotz meines Ausritts über die Distanz, Frank wusste durch konstantes und schnelles Fahren zu überzeugen und ich sammelte viele interessante Eindrücke an dem Tag, als ich ein Rennfahrer war...

