Und ewig lockt das Gaspedal...
Unterwegs im ADAC Cruze-Cup: 'Motorsport-Total.com' setzte sich in den Chevrolet Cruze und widmete sich der Motorsport Arena Oschersleben
(Motorsport-Total.com) - Ein letztes Mal überquere ich die Ziellinie und genieße die 3,696 Kilometer, die mir im Chevrolet Cruze LT verblieben sind. Eine aufregende und ereignisreiche Fahrstunde liegt hinter mir - und eigentlich will ich nur ungern in die Boxengasse abbiegen, weil es mir unheimlich viel Spaß macht, ein Rennfahrer zu sein. Mein Abenteuer in der Motorsport Arena Oschersleben ist nun allerdings doch zu Ende.
© Motorsport Arena
Rennplatz Oschersleben: Renndebüt im ADAC Cruze-Cup für 'Motorsport-Total.com'
24 Stunden zuvor hatte ich nur meine große Vorfreude - und bekam meine erste Lehrstunde auf der nördlichsten Rennstrecke Deutschlands: Patrick Bernhardt nahm sich am Freitagabend ausführlich Zeit, um meinen 'Motorsport-Total.com'-Kollegen Fabian Hust und mich auf die vor uns liegenden Herausforderungen vorzubereiten. Und davon sollte ich schon auf meinen ersten Runden profitieren.#w1#
Ein Crashkurs in Sachen Streckenkenntnis
Um ein Gefühl für den Streckenverlauf und die Charakteristiken der Motorsport Arena zu bekommen, drehten wir am späten Abend einige Probeumläufe im Safety-Car, wobei uns Patrick in die Geheimnisse einer Runde in Oschersleben einweihte. Der Bremspunkt am Ende der Zielgeraden, der Kerb in der Hotel-Kurve und die Reifenstapel in der Schikane waren auf einmal sehr greifbar.
Nach einigen Runden der Theorie wurde es schließlich praktisch: Fahrerwechsel im Safety-Car, jetzt sind die Laien dran. In voller Montur - mit Rennoverall, Helm und HANS-System - klemme ich mich hinter das Lenkrad und rolle langsam aus der Boxengasse. Nun wird sich zeigen, ob ich eben ein aufmerksamer Beifahrer gewesen bin und ob sich die Vorbereitung per Computerspiel gelohnt hat.
Und tatsächlich: Das Layout der 3,696 Kilometer langen Rennbahn erscheint mir recht vertraut zu sein. Schon nach den ersten Kurven stellt sich ein richtiges Hochgefühl ein - dabei hat das eigentliche Rennwochenende noch nicht einmal begonnen. Die ersten Runden sind jedenfalls ein besonderes Erlebnis, wecken sie in mir doch sehr viel Lust auf mehr - und auf den Chevrolet Cruze LT.
Vier Piloten für den ADAC Weser-Ems
Dem Wagen werde ich prompt wenig später erstmals vorgestellt. Vor der technischen Abnahme steht das Fahrzeug, in dem ich bald meine ersten Rennrunden abspulen werde. Patrick erklärt uns das spartanisch eingerichtete Cockpit des Cruze und noch bei der Sitzprobe gefällt mir diese Geschichte immer besser. Keine Frage: Die Aussichten auf ein spannendes Wochenende sind riesengroß!
© Ziegler/MST
Fabian Hust, Ferdinand Stuck, Maximilian Götz, Stefan Ziegler und die Nummer "12" Zoom
Am nächsten Morgen ist es dann schließlich soweit. Nun ist auch unser Fahrerquartett vollzählig an der Strecke eingetroffen: Ich teile mir den Rennwagen mit der Startnummer 12 mit Fabian sowie mit Maximilian Götz und Ferdinand Stuck - beides gestandene Rennfahrer aus dem Porsche Carrera-Cup. Gemeinsam starten wir für das Team ADAC Weser-Ems um Teamchef Peter Ennser.
Pünktlich um 10:15 Uhr nimmt die Veranstaltung an Fahrt auf und das Freie Training ist eröffnet. Die "12" geht zunächst mit Ferdinand auf die Strecke, während ich mich an der Box auf meinen ersten Einsatz vorbereite. Ergänzend zum Rennoverall trage ich nun Rennboots, Handschuhe, eine Sturmhaube und einen Helm mit HANS-System - das Kribbeln gibt's wohl als Zugabe obendrauf.
Endlich! Meine ersten Trainingsrunden
Und ich muss gestehen: Als "mein" Auto wieder in die Boxengasse einfährt und vor der Garage zum Stehen kommt, wird mir durchaus ein bisschen mulmig. Hilft aber alles nichts - da muss ich nun durch, oder vielmehr: hinein. Dabei sind mir Ferdinand, der blitzschnell aus dem Fahrzeug geklettert ist, und Maximilian tatkräftig behilflich. Ruckzuck werde ich im Fünfpunktgurt festgezurrt, dann ist alles bereit.
Das Sicherheitsnetz wird eingerastet, ein letzter Gruß der Jungs - dann fliegt die Tür ins Schloss und ich bin alleine. Teamoberhaupt Peter winkt mich hinaus in die Fastlane und mit 20 km/h zuckele ich die Boxengasse von Oschersleben entlang. Scheinbar endlos zieht sich diese Distanz hin, doch als ich die grüne Ampel erreiche, bin ich unterwegs. Mein Abenteuer hat nun endlich begonnen!
Vorsichtig lege ich die letzten Meter der Boxenausfahrt zurück, erinnere mich an Patricks mahnende Worte, in Kurve eins auf die Verkehrslage zu achten, und fädele mich schließlich auf die Strecke ein. Und es ist einfach nur großartig! Der Chevrolet Cruze LT und die geschnittenen Rennreifen vermitteln mir das Gefühl, dass ich sofort richtig draufdrücken kann - und nichts anderes habe ich im Sinn.
Das Triple ist eine Nummer zu groß für mich...
Gleich meine erste fliegende Runde kann sich sehen lassen: Ich brauche 2:05.524 Minuten für einen Umlauf in Oschersleben und bin allerbester Dinge im Cockpit, weil sich alles wirklich prima anlässt. Wenige Augenblicke später zahle ich den Preis dafür, dass ich alles um mich herum unterschätzt habe - im schnellen Triple verliere ich beim Anbremsen die Kontrolle und leiste mir einen Dreher.
© Motorsport Arena
Unterwegs in Oschersleben: Der Chevrolet Cruze LT hat einen hohen Spaßfaktor Zoom
Völlig verdattert nehme ich zur Kenntnis, dass ich seitlich zur Fahrtrichtung, aber immerhin auf der Strecke zum Stehen gekommen bin. Einmal tief durchgeatmet, dann starte ich den Motor neu und versuche, beim Anfahren keine rollende Schikane darzustellen. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn ganz wohl ist mir nicht in meiner Haut. Mit einer gehörigen Portion Demut geht's aber weiter.
Dass dieser Zwischenfall ziemlich an mir nagt, merke ich auf meinen anschließenden Runden: Ganz so einfach geht mir das Rennfahren nun doch nicht mehr von der Hand und so bleibt meine "Bestzeit" aus Umlauf zwei auch am Ende meines Stints bestehen. Ich kehre zurück in die Boxengasse und übergebe die "12" an Fabian, der seinerseits seine ersten Proberunden in Oschersleben dreht.
Startplatz zwölf für die "12"
"Und, wie war's?", werde ich von meinen Teamkollegen nach dem Aussteigen gefragt. Kleinlaut gestehe ich meinen Abflug und dass ich in den folgenden Runden etwas gehemmt agierte. Hohn und Spott fliegt mir deswegen aber nicht entgegen - vielmehr helfen mir Ferdinand und Maximilian dabei, die Ursache für den Dreher aufzudecken und besprechen mit mir einige meiner Problemstellen.
Allzu viel Zeit bleibt aber nicht dafür, denn nachdem Fabian und Maximilian ihre Stints absolviert haben, steht um 11:30 Uhr schon die Qualifikation auf dem Programm - Ferdinand ist gefragt. In 1:57.500 Minuten platziert uns der 18-Jährige auf dem zwölften Rang, während wir anderen von der Boxenmauer aus die Daumen drücken. Nur wenige Augenblicke später ist der Start anberaumt.
Gemeinsam begeben wir uns auf die Startaufstellung, flanieren gemütlich durch den Grid und wünschen Maximilian, unserem Startfahrer, viel Erfolg auf den ersten Metern. Der 24-Jährige bestreitet die erste von vier Fahrstunden im Chevrolet Cruze LT, der - wie alle anderen Rennwagen im Feld - von Wiechers Sport für den Renneinsatz im Cruze-Cup angepasst und vorbereitet wurde.
An der Box: Die Ruhe vor dem Sturm
Um 12:33 Uhr werden die 16 Rennfahrzeuge schließlich auf die Reise geschickt und fädeln sich ohne Verluste in das erste Nadelöhr ein. Ab sofort heißt es, Geduld an den Tag zu legen, denn vier Stunden sind eine lange Distanz. Speziell, wenn man vor seinem Einsatz einige Zeit an der Box zubringen muss, wie ich feststelle - denn je mehr Minuten verrinnen, umso größer wird die Spannung.
© Ziegler/MST
Gleich geht's los: In voller Montur warte ich auf meinen ersten Renneinsatz... Zoom
Nach 45 Minuten werde ich immer nervöser, merke aber, wie sich die Anspannung beim Anlegen der Ausrüstung mehr und mehr verliert. Ein letztes Foto in voller Montur, dann schalten alle Beteiligten in der Garage auf Rennbetrieb um und erwarten Maximilian zum fälligen Boxenstopp. Wenige Momente später saust der junge Deutsche heran und zottelt mit den vorgeschriebenen 20 km/h zum Halteplatz.
Er steigt aus, ich schwinge mich hinein - und das Spielchen vom Vormittag wiederholt sich erneut: Die Jungs zurren mich fest, während ich meine Sitzposition und die Rückspiegel kontrolliere. Alles passt - und mein Puls schlägt mir nun doch wieder bis zum Hals. Noch darf ich aber nicht losfahren, denn die Regeln schreiben eine Stoppdauer von vier Minuten vor. Die Vorfreude wächst indes zunehmend.
Alleine im Cockpit und voller Vorfreude
Nachdem Peter einige Liter Benzin nachgefüllt hat und sich vom guten Zustand des Autos überzeugt hat, wird das Sicherheitsnetz an der Fahrertür eingerastet und Maximilian beugt sich noch einmal kurz zu mir herab. "Teil dir die Distanz gut ein, so eine Fahrstunde ist lang", meint er. "Und drück gleich von Anfang an richtig drauf. Das Auto ist prima, also hab vor allem viel Spaß damit", ruft er mir noch zu.
Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, denn nun ist es also unwiderruflich soweit: Ich gebe mein Debüt als Rennfahrer. Peter winkt mir zu und ich lasse den Motor an - damit ist die etwas beklemmende Stille im Cockpit Geschichte und ich schaue gebannt auf meinen Teamchef, der mir nun endlich das Zeichen zum Losfahren gibt. Ich denke an Patrick und seine zahlreichen Ratschläge.
Einer davon ist, in der Boxengasse bloß nicht schneller als 20 km/h zu sein. Zur Sicherheit bleibe ich sogar etwas darunter, um während meines ersten Rennauftritts bloß keinen Mist zu bauen. Rechts von mir taucht langsam die grüne Boxenampel auf - und schon bin ich unterwegs. HANS lässt es zu, dass ich meinen Kopf nach rechts drehe, um den Verkehr zu beobachten, doch ich habe freie Fahrt.
Erleichterung pur: Alles geht glatt!
Die ersten Meter im Chevrolet Cruze LT sind einfach klasse! Ich fühle mich wohl und kann es kaum erwarten, das Auto und mich im Renntrimm auf die Probe zu stellen. Ein echtes Hochgefühl macht sich breit, als ich zum ersten Mal die Gegengerade entlang fahre und den diversen Fahrgeräuschen des Rennwagens lausche, der mir - trotz der wenigen Proberunden - inzwischen recht vertraut ist.
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Zwischenstopp in der Box: Drei Mal muss jedes Team an der Garage vorfahren Zoom
Die Bedingungen in der Motorsport Arena Oschersleben sind einfach perfekt und genau so fühle ich mich auch an Bord "meines" Cruze, der nun gemeinsam mit mir seinen 33. Umlauf auf dem Bördekurs antritt. Wir sind solide unterwegs und tasten uns in 2:08.470 Minuten langsam aber sicher an die Geschwindigkeit heran - fünf Runden später liegt unser Bestwert bereits bei 2:02.602 Minuten.
Dass es immer flotter voran geht, kann ich im Cockpit spüren, dementsprechend wächst auch meine Zuversicht. Dass man in Oschersleben aber durchaus schneller fahren kann, sehe ich bald darauf in meinem Rückspiegel: Die Führenden schließen auf. Höchste Zeit also, um sich die hinweisenden Worte der Rennleitung aus der Fahrerbesprechung noch einmal genau in Erinnerung zu rufen.
Die Schnelleren sind eine Inspiration
Unmittelbar nach der Schikane setzte ich den Blinker, verabschiede mich von der Ideallinie, fahre an den rechten Streckenrand und gehe kurz vom Gas, damit die schnelleren Autos an mir vorbeiziehen können. Letzteres braucht aber seine Zeit, weil die Geschwindigkeits-Unterschiede nicht wirklich riesig sind. Ich nutze diese Gelegenheit jedenfalls zu meinen Gunsten - und folge meinem Vordermann.
Allzu lange kann ich nicht auf Tuchfühlung bleiben, merke aber immerhin, dass ich speziell im Triple - war da was? - und in den beiden Schlusskurven deutlich an Boden auf die Schnelleren verliere. Ich nehme mir vor, in diesen Passagen ab sofort etwas mutiger zu sein und versuche mich an anderen Linien und späteren Bremsmanövern. Mit gemischtem Erfolg, wie ich rückblickend gestehen muss.
Unmittelbar, nachdem ich meine Rundenzeit auf 2:01.624 Minuten drücken konnte, bekommt mich die Motorsport Arena richtig fest zu fassen: Ich erwische den Eingang zur schnellen Schikane nach der Gegengeraden nicht optimal und komme ins Rutschen. Instinktiv will ich Gegenlenken - und realisiere zu spät, dass ich einen Fronttriebler damit nicht vor dem Ausflug ins Kiesbett bewahren kann.
Erst der Ausrutscher, dann die Bestzeit
Dies wird mir wenige Augenblicke später überaus anschaulich vor Augen geführt, als das Auto quer kommt und ich über den Streckenrand hinaus in die üppige Grünfläche schlittere. Dieses Mal läuft der Motor noch und im Kies stecke ich auch nicht. Überrascht nehme ich aber zur Kenntnis, dass ich meinen zweiten Abflug im Chevrolet Cruze LT vergleichsweise gelassen und entspannt hinnehme.
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Teamwork ist gefragt: Maximilian Götz hilft Ferdinand Stuck beim "Einrichten" Zoom
Dass die Streckenposten aber nun wegen mir gelbe Flaggen schwenken, ist dennoch ein sehr seltsames Gefühl. Dieses verfliegt, als ich mich per Spiegelblick versichere, dass ich freie Bahn habe und eben diese wieder unter die Räder nehme. Später erkenne ich in der Rundentabelle, dass mich dieser kleine Ausflug insgesamt 15 Sekunden gekostet hat - es kam mir vor, wie eine Ewigkeit.
Wieder zurück auf Kurs, bin ich fest dazu entschlossen, keine weiteren Fehler mehr zu begehen. Und das gelingt in den folgenden Runden prima: Zur Hälfte meines Stints drehe ich meine persönlich schnellste Runde in Oschersleben, die in 2:00.673 Minuten gemessen wird. Danach schaffe ich es nicht mehr, einen - für mein Empfinden - "perfekten" Umlauf auf dem Kurs bei Magdeburg hinzulegen.
Oschersleben ist und bleibt eine Herausforderung
So sehr ich mich auch konzentriere: Das Anbremsen auf Kurve eins ist in jeder Runde eine vollkommen neue Erfahrung, bei der ich hin und wieder über das Ziel hinausschieße. In der Hotel-Kurve bin ich mittlerweile aber prima unterwegs und nehme am Ausgang erst die Randsteine am Kurveninneren mit, um mich anschließend weit nach außen und nach links tragen zu lassen.
In der Hasseröder-Kurve bleibe ich möglichst innen und bin früh am Gas - so wie mir Patrick das am Vorabend nahegelegt hat. Dann das Triple, mit dem ich einfach nicht richtig warm werde. Im vierten Gang rausche ich heran, gehe kurz vor der Einfahrt vom Gas und versuche, mit möglichst wenigen Lenkbewegungen auszukommen. Aber immer ist da diese spürbare Unruhe im Fahrzeug.
Diese manifestiert sich schließlich beim Anbremsen von Kurve vier, was zum Teil auf dem äußeren Randstein erfolgt. Im dritten Gang geht's hinaus auf das kurze Geradeausstück, ehe ich vor der tückischen Schikane - die mit Reifenstapeln abgegrenzt ist - in den vierten schalte und auf die Gegengerade einbiege. Besondere Vorsicht lasse ich nun in der schnellen Schikane walten.
Mit viel Gepolter durch die Zielkurve
In der vorletzten Kurve bin ich schließlich immer versucht, den Gasfuß einfach stehen zu lassen, entdecke in letzter Sekunde aber doch stets den Hasenfuß in mir und lupfe, um den kniffligen Kerbs am Kurvenausgang zu entgehen. Weit außen bremse ich die Zielkurve an, damit ich im dritten Gang möglichst viel Schwung mit hinaus auf die lange Startgerade mitnehmen kann. Und da passiert's.
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Diese geschnittenen Trockenreifen haben bereits zwei Fahrstunden auf dem Buckel Zoom
"Wenn ihr hier zu weit über den Randstein hinauskommt, dann tut's einen kräftigen Schlag", sind die Worte von Patrick, die mir just in dem Augenblick durch den Kopf sausen, als ich mit dem Cruze über die asphaltierte Fläche hinausschieße und mit den linken Rädern durch den Kies pflüge - und das angekündigte, dumpfe Rumpeln bleibt dabei nicht aus. Zum Glück ohne weitere Konsequenzen.
Rund vier Sekunden kostet mich dieser Schnitzer, danach bleibe ich fehlerfrei. Nun ja, fast zumindest, denn ein paar Rutscher und der eine oder andere Aha-Moment bleiben freilich nicht aus. Als sich die große Uhr über der Ziellinie der Zwei-Stunden-Marke nähert, hat meine Stunde geschlagen: Mein Stint ist zu Ende und ich fege ein letztes Mal um den 3,696 Kilometer langen Rennkurs in der Börde.
Der Motor ist aus, meine Fahrt ist vorüber
Eine letzte Aufgabe liegt vor mir: Ich muss den Rennwagen sicher in der Box abstellen, damit meine Teamkollegen ihr Glück versuchen und unser Rennabenteuer zu einem Abschluss bringen können. Mit 20 km/h, die dem Wagen nicht so recht schmecken wollen, zuckele ich heran und sehe schon die Jungs vor der Box mit der Nummer 3 bereitstehen. Peter weist mich ein - mein Rennen ist zu Ende.
Kaum habe ich den Motor abgestellt, wird auch schon die Türe aufgerissen und meine Stallgefährten sind zur Stelle. Ferdinand und Maximilian helfen mir aus den Gurten, Fabian macht sich bereit. Peter und die Jungs kümmern sich um den Reifenwechsel und das Nachtanken. Als sich Fabian dann mit dem Chevrolet Cruze LT aus dem Staub macht, blicke ich ihm wie gebannt hinterher.
Den Helm und meine Sturmhaube habe ich mittlerweile abgezogen, doch der Rennsport-Schleier hebt sich nur allmählich. "Es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht", kommt es mir über die Lippen, als ich mir durch meine verschwitzen Haare fahre und mich aus dem Rennanzug schäle. "Hast du gut gemacht", entgegnet mir Peter, der meine gebrauchten Dunlop-Pneus in die Garage rollt.
Vom Rennfahrer zum Zuschauer
Mit schlechtem Gewissen werfe ich einen Blick auf die Reifen und gebe mich einmal mehr kleinlaut: "Ich fürchte, die hab' ich wohl ganz schön strapaziert..." - doch Peter ist anderer Meinung: "Deine Pneus schauen noch ganz gut aus", meint der erfahrene Teambetreuer. "Diese Reifen können wir auf jeden Fall wieder für Trainingsfahrten einsetzen." Und damit fällt mir wirklich ein Stein vom Herzen.
© Ziegler/MST
Die Startnummer "12" ist sicher im Ziel - nach vier Stunden und 108 Rennrunden Zoom
Auch, weil ich in den kommenden beiden Stunden erfahre, was meine Rundenzeit (2:00.673) wert ist. Die Spitze rast in 1:55.425 Minuten um den Kurs, unsere "12" braucht mit Ferdinand 1:57.824 Minuten für einen Umlauf in Oschersleben. Ich darf also durchaus zufrieden sein und verfolge gespannt, wie erst Fabian und schließlich Maximilian ihre Runden drehen. Nach vier Stunden ist dann alles vorbei.
Das Fahrzeug des Teams ADAC Weser-Ems rollt nach 108 Runden auf Platz zwölf in den Parc Fermé ein, wo wir bereits auf den Neuankömmling warten. Maximilian klettert aus dem Fahrzeug und stößt zu unserer kleinen Gruppe. Ein Händedruck in die Runde, ein Dankeschön an Patrick und Peter, ein letzter Blick auf das Auto - und vorbei ist mein Eintages-Abenteuer als Rennfahrer im ADAC Cruze-Cup 2010...