Glickenhaus nicht auf Fuji-Nennliste: Fragezeichen über WEC-Zukunft

Glickenhaus verzichtet wie in den Vorjahren auf die 6 Stunden von Fuji - Doch auch für die WEC-Saison 2024 ist die Teilnahme aktuell alles andere als sicher

(Motorsport-Total.com) - Der Schritt kommt nicht überraschend: Wie schon 2021 und 2022 steht die Scuderia Cameron Glickenhaus nicht auf der vorläufigen Starterliste für die 6 Stunden von Fuji. Auch ein Start beim Saisonfinale in Bahrain ist fraglich, ebenso eine Teilnahme an der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) 2024.

Titel-Bild zur News: Glickenhaus lässt die 6 Stunden von Fuji aus, Zukunft derzeit offen

Glickenhaus lässt die 6 Stunden von Fuji aus, Zukunft derzeit offen Zoom

Bereits in den vergangenen beiden Jahren hatte Glickenhaus die Asien-Rennen ausgelassen mit der Begründung, dass man als Hersteller in diesen Märkten nicht aktiv sei.

Doch es könnte noch schlimmer kommen, denn es ist nicht auszuschließen, dass das von Joest betreute Team des US-Multimillionärs mit den 6 Stunden von Monza sein allerletztes WEC-Rennen bestritten hat - sollte es nicht gelingen, die finanziellen Mittel für ein Evo-Paket des Le-Mans-Hypercars 007 aufzutreiben.

"Wir müssen einen zuverlässigen Sponsor finden, der es uns ermöglicht, den Rest des Jahres zu bestreiten und eine Evo-Version des Autos zu entwickeln, damit wir konkurrenzfähig bleiben können", sagte Teambesitzer James "Jim" Glickenhaus in Monza gegenüber 'Motorsport.com Global'.

"Wir stehen kurz davor, aber entweder bekommen wir die Unterstützung, die wir brauchen, oder nicht. Meiner Meinung nach haben wir ein riesiges Potenzial, das ein Sponsor ausschöpfen könnte." Er betont auch, dass man nach wie vor ein gutes Verhältnis zur WEC habe und diese die Bemühungen des Kleinserienherstellers unterstützt.

Dass ein Update für den 007 LMH notwendig ist, wurde in der WEC-Saison 2023 deutlich. Nirgendwo zeigte sich das stärker als in Monza, wo Glickenhaus 2022 noch siegfähig gewesen war. Romain Dumas, Olivier Pla und Nathanael Berthon wurden vom siegreichen Toyota überrundet.

Warum Glickenhaus derzeit keine Chance hat

Die Zahlen belegen das eindrucksvoll: So war der Glickenhaus 2023 in Monza erwartungsgemäß im Schnitt etwas langsamer, weil er mit 1,46 Kilogramm pro PS ein ungünstigeres Leistungsgewicht hatte als im Vorjahr (1,42).

Vergleich 40 Prozent schnellste Runden bei den 6h Monza 2022 und 2023; LG = Leistungsgewicht in KG/PS

Vergleich 40 Prozent schnellste Runden bei den 6h Monza 2022 und 2023; LG = Leistungsgewicht in KG/PS Zoom

Dementsprechend sind die schnellsten 40 Prozent der schnellsten Runden fast sieben Zehntelsekunden langsamer als 2022. Toyota hingegen hat sich trotz einer minimalen Verschlechterung des Leistungsgewichts von 1,54 auf 1,55 Kilogramm pro PS im gleichen Mittel um eine Sekunde verbessert.

Im Sprint ist es noch deutlicher: Bei den zehn Prozent schnellsten Rundenzeiten liegt der 2023er-Glickenhaus acht Zehntelsekunden hinter seiner 2022er-Performance. Toyota hat sich dagegen um 1,1 Sekunden verbessert.

Obwohl die Le-Mans-Hypercars per Reglement eigentlich für fünf Jahre auf ihrem Entwicklungsstand eingefroren sind, konnte Toyota im Renntrimm rund eine Sekunde gegenüber dem Vorjahr herausholen, obwohl man minimal schlechter eingestuft war. Entsprechend müsste Glickenhaus mit einem eigenen Update gegensteuern, doch das ist teuer.

Vergleich zehn Prozent schnellste Runden bei den 6h Monza 2022 und 2023; LG = Leistungsgewicht in KG/PS

Vergleich zehn Prozent schnellste Runden bei den 6h Monza 2022 und 2023; LG = Leistungsgewicht in KG/PS Zoom

James Glickenhaus, dessen Leidenschaft für den Rennsport an Enzo Ferrari erinnert, ist inzwischen in der wirtschaftlichen Realität angekommen. So betont er immer wieder, dass die WEC im Vergleich zu den anderen Motorsportaktivitäten des Herstellers den geringsten Gegenwert für die erforderlichen Investitionen biete.

Nicht, dass die WEC im Vergleich zum 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring oder zur Baja 1000 unbedeutend wäre. Sie ist einfach unverhältnismäßig teuer im Vergleich zum Baja-Buggy ("Boot") oder dem 004C, mit dem das Straßenpendant 004S beworben wird. Außerdem verfolgt Glickenhaus mit dem "Boot" ein Wasserstoffprojekt.

Für die 6 Stunden von Fuji sind weiterhin 36 Fahrzeuge gemeldet. Der Aston Martin #98 von Heart of Racing kehrt zurück, nachdem er Monza wegen einer Terminkollision mit der IMSA SportsCar Championship auslassen musste. Die Liste ist derzeit noch provisorisch.

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