MotoGP vs. Superbike: Warum Bautista mittlerweile in der WSBK mehr Spaß hat

Nach seinem MotoGP-Gaststart kann Superbike-Weltmeister Alvaro Bautista die Motorräder gut vergleichen: Welche Erkenntnisse der Spanier gemacht hat

(Motorsport-Total.com) - Vor knapp zwei Monaten erhielt Superbike-Weltmeister Alvaro Bautista von Ducati die Chance, beim MotoGP-Wochenende in Sepang (Malaysia) mit einer Wildcard anzutreten. Der Gaststart Mitte November verlief für Bautista ernüchternd, was auch auf die körperlichen Probleme des Spaniers zurückzuführen war (was Bautista das Fahren erschwerte).

Titel-Bild zur News: Alvaro Bautista

Alvaro Bautista kritisiert, dass die Fahrer in der MotoGP weniger Kontrolle haben Zoom

In der Saison 2018 war Bautista zum bisher letzten Mal Stammpilot in der MotoGP. Nach seinem Wechsel in die Superbike-WM gab es in der MotoGP einige Entwicklungen, an die sich der Ducati-Pilot gewöhnen musste.

"Im Vergleich zu meinem bis dahin letzten Rennen stand ich dieses Mal weiter hinten. Ich hatte damals weniger Fahrer vor mir", scherzt Bautista, der beim MotoGP-Gaststart außerhalb der Punkteränge gewertet wurde.

Im Qualifying landete Bautista auf dem vorletzten Platz. Das Sprintrennen beendete der Ducati-Pilot mit 36,5 Sekunden Rückstand auf P22. Beim Grand Prix kam er als 17. und Vorletzter über die Ziellinie.

Moderne MotoGP: Die Fahrer haben weniger Einfluss

Auf Grund der neuen Technologien erfordern die MotoGP-Bikes einen konkreten Fahrstil. Bautista hat erkannt, dass man als Fahrer nicht mehr so viel bewirken kann wie vor fünf Jahren. Viel mehr geht es darum, das Motorrad fehlerfrei so zu bewegen, wie es die Technik vorgibt, um schnell zu sein.

Alvaro Bautista

Am Kurvenausgang übernimmt das Ride-Height-Device viele Aufgaben Zoom

"Früher hatte man als Fahrer mehr Möglichkeiten, das Motorrad zu kontrollieren. Jetzt ist es auf Grund der Aerodynamik schwieriger. Die Motorräder sind hinsichtlich der Bewegungen schwerfälliger", vergleicht Bautista.

Laut dem MotoGP-Gaststarter ist es besonders schwierig, am Ende des Feldes in der verwirbelten Luft zu fahren. "Man ist verloren, wenn man die Aerodynamik nicht richtig nutzen kann. Es ist wirklich schwierig. Früher konnte der Fahrer die Situation besser kontrollieren. Es gefiel mir früher besser", stellt Bautista nach seinem MotoGP-Wochenende fest.

Alvaro Bautista kann mit seiner WSBK-Ducati besser spielen

Es ist wenig überraschend, dass Bautista auf seiner Ducati Panigale V4R mittlerweile mehr Spaß hat als auf dem für den Rennsport entwickelten Prototyp. "Ich genieße das Superbike im Moment mehr, weil ich es viel besser kenne. Ich bin auch mit den Reifen besser vertraut", bemerkt er.

Alvaro Bautista

Alvaro Bautista kann sein Superbike besser mit dem Gas steuern Zoom

Das war aber nicht immer so. "Als ich damals den Wechsel von der MotoGP in die Superbike-WM verkündete, genoss ich die MotoGP-Rennen sehr", erinnert sich Bautista an den finalen Teil der MotoGP-Saison 2018, in der er zwischenzeitlich auf der Werks-Ducati saß und damit in Australien am Podium kratzte.

Was ist aus Fahrersicht die bessere Klasse? "Es ist schwierig, sich für eine Serie zu entscheiden. Man muss seinen Fahrstil stark an die jeweilige Klasse anpassen", grübelt Bautista. "Die beiden Serien unterscheiden sich ziemlich stark und verlangen andere Fahrstile. Nicht nur die Motorräder unterscheiden sich, auch die Reifen sind stark unterschiedlich."


Fotostrecke: Die Geschichte der Superbike-WM: Alle Weltmeister seit der Saison 1988

"Aktuell habe ich für das Superbike ein besseres Gefühl", bemerkt der 39-jährige Spanier. Vor allem den Umgang mit den Pirelli-Reifen hat Bautista mittlerweile perfekt drauf. "In der Superbike-WM kann man das Motorrad mit dem Heck steuern. Der Reifen slidet, hat aber eine gute Traktion", beschreibt er.

"Wenn der Hinterreifen in der MotoGP die Traktion verliert, dann baut er diese nicht wieder auf. Man muss also sehr vorsichtig sein mit dem Hinterreifen", erkennt Bautista. "Die Leistungsabgabe unterscheidet sich ebenfalls stark. Das MotoGP-Bike hat von unten heraus mehr Leistung. Man muss einfach vorsichtiger mit dem Gas umgehen."

Gedankenexperiment: MotoGP-Bike auf Pirelli-Reifen

Doch wie würde sich ein MotoGP-Bike mit den Pirelli-Reifen aus der Superbike-WM verhalten? "Das würde drei oder vier Runden ganz gut funktionieren, doch danach wäre der Gummi runter", scherzt der Superbike-Weltmeister.

"Den Hinterreifen könnte man auf jeden Fall probieren. Der Vorderreifen ist vermutlich zu weich für diese steifen Motorräder mit diesen Bremsen", vermutet Bautista. "Den Hinterreifen würde ich aber gern probieren. Den Pirelli-Reifen kann man gut sliden lassen, was mit diesem Reifen hier nicht funktioniert."

Pirelli SC0

Die Pirelli-Reifen haben eine weichere Karkasse als die Michelin-Reifen Zoom

Der direkte Datenaustausch der Ducati-Piloten ermöglichte exakte Analyse. Bautista konnte in Malaysia genau erkennen, wo die Markenkollegen schneller sind. "Ich habe erkannt, dass ich beim Bremsen noch Luft für Verbesserungen habe. Vor allem im ersten Teil der Bremszone verliere ich im direkten Vergleich zu den anderen Ducati-Piloten", verrät er.

Warum er auf der Bremse nicht aggressiv genug war, kann sich Bautista gut erklären. "Es ist auch auf das fehlende Vertrauen zurückzuführen. Ich hatte kein gutes Gefühl für die Front, um richtig hart zu bremsen", begründet er.

Keine Zweifel an der aktuellen Fahrergeneration in der MotoGP

Die starken Ergebnisse von Ex-Vizeweltmeister Dani Pedrosa rückten die aktuelle Fahrergeneration in ein schlechtes Licht. Pedrosa kratzte bei seinen Wildcards mit der KTM am Podium.

Bautista hat keine Zweifel am Talent der aktuellen Fahrergeneration. "Hier fahren die Fahrer auf dem höchsten Niveau. Daran gibt es keine Zweifel. Der größte Unterschied zu früher sind die Unterschiede zwischen den Fahrern. Die Fahrer liegen jetzt viel enger zusammen", erkennt er.

Francesco Bagnaia

Alvaro Bautista zweifelt nicht an Francesco Bagnaias (Foto) Können Zoom

"Selbst wenn man nur eine Sekunde Rückstand hat, liegt man ganz hinten. Die Motorräder sind jetzt enger beieinander. Früher gab es große Unterschiede zwischen den Werksmaschinen und dem Rest. Das Niveau der Fahrer ist nach wie vor sehr groß", stellt Bautista klar.

Eine Wiederholung des MotoGP-Gaststarts wird es für Bautista vermutlich nicht geben. Die aktuellen Regeln ermöglichen Ducati keine weiteren Wildcards. Somit war Bautistas MotoGP-Gastspiel im November 2023 vermutlich das letzte.