MotoGP-Paddock inside: Wer fordert Ducati in Jerez heraus?

Ducati bestimmt den Freitag, aber Yamaha, Honda und auch KTM sind nicht so weit dahinter - Die Einschätzungen nach dem Trainingstag in Spanien

Liebe MotoGP-Fans,

Titel-Bild zur News: Fabio Quartararo, Johann Zarco

Können die japanischen Marken in Jerez die ersten Ducati-Verfolger sein? Zoom

nach der Überseetournee beginnt mit dem Klassiker in Jerez die Europasaison. Marc Marquez hat im Vorfeld gewarnt, dass sich das Bild hier etwas anders darstellen könnte, da vor allem die Strecke in Andalusien kleiner und enger ist und es keine lange Gerade gibt.

Am Freitag hatte erneut Ducati die Nase vorne (zum Ergebnis), und einige Tendenzen haben sich bereits erkennen lassen. Der Rundenrekord von Alex Marquez war beeindruckend, aber Samstagvormittag sollte es im Qualifying noch schneller werden.

Speziell beim zweiten Sturz hat der Gresini-Fahrer Glück gehabt, dass er sich nicht verletzt hat. Seinen Aussagen am frühen Abend nach könnte ihm das eine Lehre für die Zukunft sein. Eine interessante Aussage hat auch Marc Marquez getroffen.

Im Vormittagstraining gab es in der ersten Runde bei einem Motorrad ein Problem mit einem Mapping. Er wechselte auf das andere Motorrad, aber bei diesem hatte er kein optimales Gefühl für die Kupplung. Abermals kehrte Marc Marquez an die Ducati-Box zurück.

"Vor zehn Jahren wäre ich weitergefahren, aber heute bevorzuge ich es, anzuhalten und alles genau zu überprüfen." Ich finde das einen bemerkenswerten Satz von Marc Marquez, der zeigt, wie sehr er gereift ist und aktuell an jedes Detail denkt.

Ansonsten hat er daran gearbeitet, ein optimales Gefühl für die kleinere Jerez-Strecke zu finden, um eben für so ein Layout eine optimale Basisabstimmung herauszuarbeiten. Er experimentierte auch mit zwei Heckkonfigurationen, die für die Bremsstabilität leicht unterschiedlich sind.


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Ducati-Teamkollege Francesco Bagnaia war beim Qualifying-Versuch zwar einen Tick schneller, aber ihn plagt weiterhin sein generelles Problem in dieser Saison: "Ich habe immer noch ein wenig Schwierigkeiten beim Anbremsen mancher Kurven."

"Das Problem ist, dass ich nicht mehr das machen kann, was ich im vergangenen Jahr gemacht habe - das funktioniert nicht. Das neue Motorrad hingegen hat andere Stärken. Wir müssen uns also weiterhin auf die positiven Aspekte konzentrieren und versuchen, die Schwächen auszubessern."

Bagnaia hat in den vergangenen drei Jahren in Jerez gewonnen. Trotz des nicht ganz optimalen Gefühls schätze ich dennoch, dass er um den Sieg kämpfen wird. Vielleicht nicht im Sprint mit dem kleineren Tank, aber sicher im Grand Prix.

Franco Morbidelli war mit seinem Qualifying-Versuch sehr zufrieden, aber er sieht Nachteile bei der Rennpace, um mit den Marquez-Brüdern und Bagnaia um das Podium kämpfen zu können. Auch VR46-Teamkollege Fabio Di Giannantonio war am Freitag ein Fragezeichen.

KTM: Vinales erkennt den Vorteil der Ducati in Jerez

Es stellt sich die Frage, wer diesmal Ducati herausfordern kann, beziehungsweise der erste Verfolger ist. In Katar hat Maverick Vinales überrascht, aber nun lief es für den KTM-Fahrer am Freitag nicht ganz optimal.

Grundsätzlich sprach Vinales nach den Trainings von einem ähnlichen Gefühl wie in Katar. Allerdings hatte er am Ende beim Qualifying-Versuch ein technisches Problem. Das Hinterrad blockierte, weshalb er einmal in Kurve 6 ins Kiesbett fuhr.

Platz 14 und Q1 sind natürlich nicht ideal. Bei der Rennpace schätzt Vinales, dass ihm rund zwei Zehntelsekunden auf die Top 4 fehlen. Außerdem hat auch er eine interessante Aussage getätigt, warum Ducati in Jerez einen größeren Vorteil als zuletzt in Katar hat.

Maverick Vinales, Enea Bastianini

Maverick Vinales schätzt, dass Ducatis Vorteil größer als in Katar ist Zoom

"In Jerez gibt es viele Kurven mit 180 Grad. Und die Ducatis sind in diesen Kurven stark, weil sie dort sehr leicht einlenken", so Vinales. Turning war über viele, viele Jahre das große Problem der Desmosedici. Das ist nun bereits seit einigen Jahren nicht mehr der Fall.

Als einziger KTM-Fahrer schaffte es Pedro Acosta ins Q2. Mit 0,6 Sekunden war der Rückstand groß. Mit dem weichen Hinterreifen treten bei KTM wieder stärker Vibrationen als mit Medium auf. Ich bezweifle, ob wir ein ähnliches Feuerwerk wie das von Vinales in Katar sehen werden.

Quartararo wandelt mit der Yamaha auf einem schmalen Grat

Sehr gut hat mir am Freitag Fabio Quartararo gefallen. In beiden Trainings waren seine Rundenzeiten konkurrenzfähig - sowohl mit Rennabstimmung als auch im Qualifying-Versuch. Ein Sturz in der Zielkurve zeigt aber auch den schmalen Grat, auf dem er sich mit der Yamaha bewegt.

"Ich habe vor allem zum Vorderrad Vertrauen. Aber wir müssen die Balance zwischen Vorder- und Hinterrad finden, denn wir bremsen zu hart und beanspruchen den Hinterreifen beim Beschleunigen zu stark", schätzt Quartararo die Situation ein.

Fabio Quartararo

Fabio Quartararo schwärmt für sein Gefühl für das Vorderrad Zoom

"Das Gefühl für das Vorderrad ist unglaublich. Aber wenn man zu sehr pusht, stößt man an ein Limit - so wie in der letzten Kurve." Teamkollege Alex Rins kann weiterhin nicht so spät bremsen wie Quartararo. Dort verliert er die Zeit. In den schnellen Kurven sind sie gleichauf.

Quartararo ist vor allem mit der Rennpace sehr zufrieden, denn im Gegensatz zu Katar bricht der Grip nicht nach wenigen Runden ein. Das liegt aber mehr an der Charakteristik des Asphalts und der Strecke. Ein Fragezeichen ist für ihn der Sonntag.

Denn wenn es nach dem Moto2-Rennen weniger Grip gibt, bekommt Yamaha in der Regel größere Schwierigkeiten als die anderen Marken - vor allem Ducati fährt immer konstant. Ob Quartararo deshalb für eine Überraschung sorgen kann, müssen wir abwarten.

Honda spekuliert auf eine starke Rennpace

Ein heißer Tipp für die Rolle des Ducati-Jägers kann wieder Johann Zarco mit der LCR-Honda sein. Allerdings hat der Franzose angemerkt, dass er nicht das "gleiche Gefühl" wie auf den vergangenen Strecken hat, was er für das Jerez-Layout aber als "relativ normal" betrachtet.

Trotzdem war Platz sieben im Qualifying-Versuch wieder gut. Auch Joan Mir hat es ins Q2 geschafft. Der Ex-Weltmeister glaubt aber, dass der zehnte Platz nicht das wahre Potenzial der Honda zeigt, denn er spricht von einer "sehr starken" Rennpace.

Joan Mir

Honda mischt auch in Jerez in den Top 10 mit Zoom

Im letzten Qualifying-Versuch ist Mir gestürzt, die Runde davor wurde ihm wegen gelber Flaggen gestrichen. Mit dieser Zeit wäre er etwas weiter vorne gelandet. Ducati hält aber auch er nicht in Schlagdistanz, weil das Turning der Desmosedici besser als bei der Honda ist.

Aleix Espargaro fährt mit einem anderen Motor, erkennbar an einer anderen Auspuffanlage. Nach dem Training meinte er, dass man sich vom Motor etwas mehr erwartet hat. Aber es bleiben noch zwei Tage, um zu arbeiten. Gespannt bin ich auf die Aussagen der Stammfahrer beim Montagstest.

Aprilia-Fahrer kämpfen mit Bremsstabilität

Praktisch nichts haben wir am Freitag von Aprilia gesehen. Als einzige Marke hat man keinen Fahrer in die Top 10 gebracht. Marco Bezzecchi, der Zwölfter wurde, klagt wie in den vergangenen Wochen über mangelnde Stabilität: "Beim Bremsen, aber auch bei der Beschleunigung."

Es scheint sich um ein generelles Problem der RS-GP zu handeln, denn alle anderen Fahrer inklusive Jorge Martin in Katar haben das auch bemängelt. Zudem hat Bezzecchi immer noch Mühe, das Limit im Qualifying-Versuch zu spüren.

Marco Bezzecchi

Auch in Jerez klagt Marco Bezzecchi über mangelnde Stabilität Zoom

Auch Rookie Ai Ogura berichtet von Schwierigkeiten in der Bremsphase: "Beim geraden Anbremsen ist der Grip am Vorderrad nicht wirklich vorhanden. Es blockiert nicht wirklich, aber ich habe das Gefühl, dass ich stürzen würde, wenn ich noch etwas mehr pushe."

Beide Trackhouse-Fahrer sind am Nachmittag im Qualifying-Versuch unmittelbar hintereinander in Kurve 6 gestürzt. Zunächst Raul Fernandez und eine Minute später Ogura. Die Aprilia-Fahrer freuen sich schon auf den Testtag am Montag, um Lösungen zu finden.

Nach dem Trainingstag sieht es für mich unwahrscheinlich aus, dass die Konkurrenz unter normalen Umständen Ducati herausfordern kann. Gewinnt Ducati am Sonntag, wäre es der 22. Grand-Prix-Sieg in Folge. Damit würde man den Rekord von Honda egalisieren.

Euer,


Gerald Dirnbeck

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