BMW: Neue WSBK-Regeln kappen die Mehrleistung des 2025er-Superbikes

(Motorsport-Total.com) - BMW schickt in diesem Jahr als einziger der bereits in der Superbike-WM 2024 aktiven Hersteller ein neues Homologationsmodell an den Start. Die im Herbst vorgestellte neue M1000RR verfügt über einige Verbesserungen, wie effektivere Winglets, eine neu entwickelte Elektronik, neue Details beim Chassis sowie einen überarbeiteten Motor.

© BMW Motorrad

Die BMW M1000RR des Modelljahres 2025 hat 6 PS mehr als die bisherige Version Zoom

Die Änderungen werden auch vom WSBK-Werksteam begrüßt. "Wir haben damit eine wirklich gute Basis", freut sich Technikdirektor Chris Gonschor, warnt aber gleichzeitig: "Die Wettbewerber werden sich auch ohne neues Serien-Motorrad weiterentwickeln. Die Meisterschaft ist hart umkämpft. Stillstand wäre Rückschritt. Wir müssen weiterhin hart arbeiten, um wettbewerbsfähig zu sein."

Der neue Motor der 2025er-BMW bietet auch dem Werksteam in der Superbike-WM neue Möglichkeiten, um die Leistung zu steigern. "Die Mehrleistung des Grundmotors bietet eine gute Basis, um sich auch beim Renntriebwerk noch weiter zu entwickeln. Der neue Zylinderkopf ist definitiv eine Chance und wird dem Rennmotorrad gut tun", erklärt Gonschor beim Treffen mit Motorsport-Total.com.

Alle Hersteller sind betroffen: Weniger Spritfluss bedeutet weniger Leistung

"Natürlich wird der Mehrwert des neuen Triebwerks durch die Fuel-Flow-Regulierung per Definitiv gekappt", verweist der BMW-Technikdirektor auf die neue Regel, die einen maximalen Spritfluss von 47 Kilogramm pro Stunde vorschreibt. "Weniger Sprit heißt weniger Leistung", bringt es Gonschor auf den Punkt.

© WorldSBK.com

Sehen die Fans erneut ein Kopf-an-Kopf-Rennen von BMW und Ducati? Zoom

Das bedeutet aber nicht, dass die 2025er-Updates beim Motor verpuffen. "Die Änderungen, die dazu geführt haben, dass das Serientriebwerk 6 PS mehr hat, bieten uns in ihrer Grundauslegung Potenziale, die wir 2024 nicht hatten", stellt Gonschor klar.

© BMW Motorrad

Chris Gonschor traf sich bei der BMW-Präsentation mit Redakteur Sebastian Fränzschky Zoom

Doch was bedeutet das unterm Strich? Wird die 2025er-Version trotz der technischen Verbesserungen weniger Leistung haben als das 2024er-Modell? "Wie viel Leistung wir durch die Fuel-Flow-Maßnahme verlieren, lässt sich auch nicht genau quantifizieren. Was aber klar ist: Weniger Sprit bedeutet weniger Leistung und schlussendlich wird das Ziel erreicht, das generelle Leistungsniveau zu reduzieren", begründet er die Intention der Serienverantwortlichen.

Magere Motor-Mappings: Drohen mehr Motorschäden als bisher?

Im Vorjahr waren einige Hersteller unsicher, wie sich die neue Regel auswirken wird. Auch bei BMW machte man sich zwischenzeitlich einige Sorgen. Mittlerweile geht Gonschor aber davon aus, dass BMW "gut vorbereitet" ist für die neue Regel, auch wenn man dadurch "nicht ganz das neue Potenzial des neuen Triebwerks nutzen kann". Er verweist darauf, dass alle Hersteller betroffen sind.

© BMW Motorrad

Toprak Razgatlioglu kam beim Motoraufgebot ans Limit Zoom

Eine Sorge von Ducati war, dass die Limitierung der Spritflussmenge dazu führen könnte, mehr Motorschäden zu sehen. Denn mit mageren Mappings kann man die Wirkung der neuen Regel zu einem Teil kaschieren. Doch magere Mappings steigern die Temperaturen und bringen die Motoren noch stärker an ihre Grenzen.

Wie kritisch es ist, die Saison mit dem vorgeschriebenen Motoraufgebot zu meistern, sah man bereits im Vorjahr, als BMW die Einsätze von Ersatzpilot Markus Reiterberger in Cremona nutzte, um frische Motoren ins Aufgebot zu holen.

Gonschor macht sich keine Sorgen, dass es in der WSBK 2025 deutlich mehr Motorschäden gibt. "Wir sehen keine Risiken bezüglich der Haltbarkeit", kommentiert Gonschor. "Ich erwarte nicht, dass die Haltbarkeit die Herausforderung sein wird."

© BMW Motorrad

Markus Reiterberger musste bei seinen Einsätzen vom Ende des Feldes starten Zoom

"Stattdessen sehe ich die Herausforderung darin, trotz der Grenze des Volumenstromes die maximale Leistung zu ziehen. Bezüglich der Haltbarkeit sind wir und die anderen Hersteller sehr gut aufgestellt. Das ist nicht die Herausforderung der Saison 2025", ist der BMW-Technikdirektor überzeugt.

Vom Rennsport inspiriert: Große Begeisterung für die 2025er-Aero

Das Update der Aerodynamik am 2025er-Superbike ist eine Änderung, die nicht auf Grund der neuen Regeln gekappt wird. BMW verspricht sich ein noch besseres Fahrverhalten und eine bessere Beschleunigung, weil am Kurvenausgang mehr Leistung in Vortrieb umgewandelt werden kann.

© S. Fränzschky

Neu für die WSBK 2025: Größere Winglets an der BMW M1000RR Zoom

Die ersten Kommentare von BMW-Testpilot Markus Reiterberger waren sehr vielversprechend. Der Deutsche lobte die Verkleidung der 2025er-BMW und erkannte in den großen Winglets einen spürbaren Fortschritt.

"Die Aerodynamik ist natürlich immer spürbar, da wir sie laut Reglement 1:1 übernehmen müssen. Die Änderungen bei der Modellüberarbeitungen entstanden im direkten Austausch mit den Serienentwicklern", erklärt Technikdirektor Gonschor.

---

Superbike-WM 2025: BMW zeigt die neue M1000RR

Galerie

"Wir haben unsere Anforderungen mit reingebracht und sie haben es umgesetzt und optimiert. Wir haben das dann verifiziert", beschreibt Gonschor den Prozess. "Es waren schöne Entwicklungsschleifen. Es geht definitiv in die richtige Richtung, natürlich in die Motorsport-optimierte Richtung."

Erste Tests ohne Speerspitze Toprak Razgatlioglu

Wie schlagkräftig die neue BMW M1000RR ist, wird sich bei den ersten Tests zeigen. Diese Woche treffen sich die WSBK-Teams in Jerez. Nicht mit dabei sein kann BMW-Speerspitze Toprak Razgatlioglu. Auf Grund eines Trainingssturzes mit dem Offroad-Bike fällt der Türke verletzungsbedingt aus. Razgatlioglu hat sich den Zeigefinger der rechten Hand gebrochen.

© S. Fränzschky

Toprak Razgatlioglu brach sich beim Training den rechten Zeigefinger Zoom

Ob er beim darauffolgenden Test in Portimao fahren kann, ist ungewiss. Es ist aber zu befürchten, dass der Titelverteidiger erst beim finalen Test vor dem Saisonstart in Australien wieder auf seine BMW steigen kann.