Toprak Razgatlioglus MotoGP-Flirt im Sommer: Was wäre gewesen, wenn ...?

Im Sommer flirtete der spätere WSBK-Weltmeister mit der MotoGP: Wie hätte der Plan B von BMW ausgesehen, wenn Razgatlioglu in die MotoGP aufgestiegen wäre?

(Motorsport-Total.com) - Toprak Razgatlioglu und BMW drückten der WSBK-Saison 2024 eindrucksvoll ihren Stempel auf. Trotz verletzungsbedingter Zwangspause bei sechs Rennen stellte Razgatlioglu den ersten WM-Titel für BMW sicher und wird in der WSBK-Saison 2025 mit der Startnummer 1 antreten. Dass Razgatlioglu seinen zweijährigen BMW-Vertrag erfüllen wird, war im Sommer aber gar nicht so sicher.

Titel-Bild zur News: Toprak Razgatlioglu; Marc Bongers

Toprak Razgatlioglu bereitete Marc Bongers Momente der Freude, aber auch einige Sorgen Zoom

Nach den souveränen Siegen beim Ducati-Heimspiel in Misano flirtete Razgatlioglu im Juni mit der MotoGP. Obwohl es kein konkretes Angebot für die Saison 2025 gab, stellten Razgatlioglu und Manager Kenan Sofuoglu in Frage, den BMW-Vertrag zu erfüllen.

Bei BMW wurde intern über das Thema gesprochen, da Razgatlioglu aber bei keinem der Topteams auf dem Wunschzettel stand, kam es nicht zum Wechsel des türkischen Ausnahmekönners. Schlussendlich war es viel Wirbel um nichts. Doch was hätte BMW unternommen, wenn Razgatlioglu bereits nach einer Saison in die MotoGP gewechselt wäre?

"Offene Beziehung" zwischen BMW und Razgatlioglu/Sofuoglu

Wir haben bei BMW-Sportdirektor Marc Bongers nachgehakt. "Wir pflegen eine sehr gute Beziehung, sowohl mit Toprak als auch mit Kenan", stellt Bongers gleich zu Beginn klar. "Sie sind extrem happy bei uns. Wir sind ebenfalls sehr happy, was die Zusammenarbeit angeht. Zusammen pflegen wir eine offene Beziehung."

Toprak Razgatlioglu

Toprak Razgatlioglu nutzte das Potenzial der BMW wie kein anderer Zoom

Laut Bongers kam intern die Anfrage, ob es vorstellbar wäre, Razgatlioglu bereits nach einem Jahr freizustellen, damit er in der MotoGP antreten kann. "Wir haben das offen besprochen und dann festgestellt, dass es weder für die eine noch für die andere Partei in Frage kommt. Demzufolge war klar, dass wir so weitermachen und uns nach 2024 auf 2025 konzentrieren", kommentiert Bongers.

Marc Bongers

Nach vielen schwierigen Jahren feierte Marc Bongers in der Saison 2024 Siege in Serie Zoom

Ungewöhnlich ist, dass Manager für derart viel Wirbel sorgen, ohne konkrete Optionen auf dem Tisch zu haben. Bongers zeigt Verständnis für Sofuoglus Taktik: "Sie sind mit allem sehr offen. Das war ja auch der Fall, als Toprak bei uns unterschrieb. Sie haben die Information sofort geteilt. Das ist deren Art und Weise, auf Dinge zu reagieren."


Fotos: Superbike-WM 2025: BMW zeigt die neue M1000RR


Abschließend die Frage, was BMW gemacht hätte, wenn Razgatlioglu bei einem der MotoGP-Spitzenteams untergekommen wäre? "Es war keine Option", betont Bongers im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Total.com und verweist auf den Vertrag mit Razgatlioglu.

Warum der Aufstieg 2025 für Manager Sofuoglu so reizvoll war

Dass Manager Sofuoglu die Chance ergreifen wollte, seinen Schützling trotz WSBK-Vertrag bei BMW bereits 2025 in der MotoGP unterzubringen, lässt sich leicht erklären. Die Verträge der MotoGP-Spitzenfahrer wurden für zwei Jahre fixiert. Sprich, Ende 2025 gibt es nicht viele reizvolle Optionen für Razgatlioglu.

Start zum MotoGP-Sprint auf dem Chang International Circuit in Buriram, Thailand 2024

Die MotoGP-Topteams haben fixe Fahrerverträge bis Ende 2026 Zoom

Das hat auch Manager Sofuoglu verstanden. Laut aktuellem Stand enden lediglich die Verträge von Luca Marini (Honda), Johann Zarco (LCR-Honda), Franco Morbidelli (VR46-Ducati) und Jack Miller (Pramac-Yamaha).

Luca Marini mit der Honda RC213V für die MotoGP-Saison 2024

Platz bei HRC: Der Vertrag von Luca Marini läuft Ende 2025 aus Zoom

Sollte sich auch 2026 keine Tür in der MotoGP öffnen, dann wird BMW alles daran setzen, Razgatlioglu weiterhin an die Marke zu binden. Nach dem WM-Erfolg in Jerez stellte der neue Champion aber klar, dass er durchaus an einem Markenwechsel interessiert ist, um als erster Fahrer mit drei verschiedenen Herstellern die WSBK-Krone zu gewinnen (was Razgatlioglu gesagt hat).