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Aegerter im großen Exklusiv-Interview: "Yamaha muss einen Schritt machen"
Im Exklusiv-Interview spricht Dominique Aegerter über sein Jahr in der Superbike-WM, die technische Entwicklung der Yamaha R1 und die Aussichten für 2025
(Motorsport-Total.com) - Besonders viel Glück hatte Dominique Aegerter in der abgelaufenen Saison der Superbike-WM nicht. Bereits die Saisonvorbereitung verlief auf Grund einer Infektion nicht nach Plan. Nach einigen soliden Rennwochenenden verletzte sich Aegerter beim Mountainbike-Trainung und verpasste drei Events. Neben den gesundheitlichen Rückschlägen kämpfte der ehrgeizige Schweizer wie seine Yamaha-Markenkollegen mit der Konkurrenzfähigkeit der R1.

© Yamaha
Auch in schwierigen Momenten trägt Dominique Aegerter immer ein Lächeln Zoom
Im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Total.com bezeichnet Aegerter die WSBK-Saison 2024, die er als WM-16. abschloss, als "schlechtes Jahr" und begründet: "Ich habe meine Ziele gar nicht erreicht. Ich bin enttäuscht, was meine Saison angeht. Ich hatte wirklich viel Pech."
"Es ging mit dem Pfeifferschen Drüsenfieber los am Anfang der Saison. Der Trainingsrückstand zog sich durch die ersten Rennwochenenden. In Misano erlitt ich zwei technische Defekte. Ende August verletzte ich mich dann beim Mountainbiken, als ich mir meine Schulter und meine Rippen brach. Ich musste neun Rennen auslassen", blickt der 34-Jährige auf die Superbike-WM 2024 zurück.
Aegerter sieht das Jahr als verpasste Chance an, denn zwischenzeitlich setzte er sich einige Male stark in Szene. "Ich war zu Beginn oft in den Top 10 und stellte einige gute Resultate sicher. Zudem zeigte ich auch einige gute Qualifyings", bemerkt er mit Blick auf die Höhepunkte.

© Yamaha
Dominique Aegerter verpasste in diesem Jahr neun Rennen Zoom
Mit P4 in der ersten Superpole startete Aegerter überraschend stark in die WSBK 2024. Obwohl er die meisten Vorsaison-Tests verpasste, kam er beim Saisonauftakt in Australien sehr gut zurecht und fuhr in die Top 6. Auch auf der Yamaha-Angststrecke in Barcelona lief es gut. Motorschäden vereitelten in Misano gute Ergebnisse. In Donington beendete Aegerter beide Hauptrennen in den Top 10. Und auch in Portimao war er schnell.
Yamaha blickt auf erste sieglose Saison seit 2017 zurück
Klar wurde in diesem Jahr aber auch, dass die Entwicklung der Yamaha R1 stockt. Die Weltmeister-Mannschaft von 2021 konnte kein einziges Rennen gewinnen. Und auch die Podestplätze waren rar. Andrea Locatelli fuhr in drei der Hauptrennen in die Top 3. Jonathan Rea gelang gar kein Podium in einem der 24 Hauptrennen. Remy Gardner stellte in Assen das einzige Top-3-Ergebnis seiner Saison sicher.

© Ducati
BMW, Ducati und Kawasaki machten die 36 Siege untereinander aus Zoom
Yamaha blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück. "Yamaha konnte kein Rennen gewinnen. Das ist nicht schön. In den anderen Jahren konnte Yamaha immer gewinnen", bemerkt Aegerter. "Auch die Anzahl der Podestplätze war nicht besonders üppig, wenn man bedenkt, dass es 36 Rennen gab und wir sechs Yamaha-Piloten im Feld waren."

© S. Fränzschky
In die Jahre gekommen: Die Basis der Yamaha R1 geht auf 2015 zurück Zoom
"Es wurde deutlich, dass Ducati weiterhin sehr stark ist und BMW mit Toprak (Razgatlioglu) einen riesigen Sprung gemacht hat. Aber auch Kawasaki konnte einen Schritt machen. (Alex) Lowes gewann die ersten Rennen. Honda wurde gegen Ende der Saison auch immer schneller", analysiert Aegerter die Kräfteverhältnisse und stellt fest: "Wir hatten schon zu kämpfen."

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Dominique Aegerter musste in Magny-Cours, Cremona und Aragon ersetzt werden Zoom
"Es ist schon ein gewisses Defizit vorhanden", erkennt Aegerter mit Blick auf die Konkurrenzfähigkeit der Yamaha R1. "Es liegt nicht nur an den Fahrern. Yamaha arbeitet aber seit Jahren daran und wird sich in diesem Winter besonders stark um dieses Projekt kümmern."
Dominique Aegerter spürte beim 2025er-Update "keinen großen Unterschied"
Noch im Laufe der WSBK 2024 präsentierte Yamaha die 2025er-Version und setzte diese ab Cremona ein. Doch war das 2025er-Update wirklich ein Fortschritt? "Es ist schön, zu sehen, dass sie das Superbike weiterentwickelt haben. Schlussendlich waren für uns aber nur die Winglets neu. Ich habe keinen großen Unterschied gespürt, war aber auch eine Weile lang außer Gefecht", erklärt Aegerter.

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Die in Cremona vorgestellten neuen Winglets hatten einen geringen Effekt Zoom
"Gardner sah in den Winglets keine wirkliche Verbesserung, Locatelli war aber positiv überrascht. Es ist unterm Strich sicher ein kleiner Vorteil, doch wenn man es mit den Schritten vergleicht, die BMW und Ducati machen, dann erkennt man, dass die Gegner komplett neue Motorräder entwickeln und wir nur kleine Detailverbesserungen erhalten", vergleicht Aegerter die Entwicklung bei Yamaha mit den deutlich größeren Schritten der Konkurrenz.

© BMW Motorrad
Deutlich radikaler: BMW präsentierte jüngst die dritte Version der M1000RR Zoom
Vergangene Woche testete Yamaha mit den Werkspiloten in Jerez. Das GRT-Team war zuletzt beim Saisonfinale in Jerez aktiv. Aegerter erhielt über seine Ingenieure und Nicolo Canepa einige Updates zum jüngsten Test und hofft, dass Yamaha vor allem beim Motor etwas findet.
Neuzugang Jonathan Rea bleibt hinter den Erwartungen zurück
Nach dem Verlust von Toprak Razgatlioglu steckte Yamaha große Hoffnungen in Neuzugang Jonathan Rea. Nach vielversprechenden Tests Ende 2023 kam Rea zu Beginn des neuen Jahres vom Kurs ab. Das Zusammenspiel mit der von Andrew Pitt geführten Crew wirkte nicht besonders stimmig. Rea sollte die Saison als WM-13. beenden und erstmals seit seinem WSBK-Debüt sieglos bleiben.

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Dominique Aegerter kann gut beurteilen, warum Jonathan Rea hadert Zoom
"Er hat sich das sicher ein bisschen anders vorgestellt", kommentiert Aegerter. "Es war sehr interessant, die Daten von Rea zu sehen. Er hat einen eigenen Fahrstil, der sich von den restlichen drei Yamaha-Piloten unterscheidet."
"Auf der Bremse ist er sehr gut. Er biegt sehr schnell in die Kurven hinein", lobt Aegerter mit Blick auf Reas Fahrstil. "Er verliert aber Zeit am Kurvenausgang und auch bei der Kurvengeschwindigkeit." Für die WSBK-Saison 2025 gibt es in Reas Crew eine entscheidende Änderung. Sein bisheriger Chefmechaniker Oriol Pallares übernimmt erstmals die Rolle des Crewchiefs und ersetzt Andrew Pitt.
Neue Regeln für 2025: Yamaha beim Spritfluss im Vorteil?
Durch die Einführung des Spritfluss-Limits werden die Karten für 2025 zum Teil neu gemischt. Die besonders leistungsstarken Motoren werden laut einigen Experten deutlich stärker zurückgeworfen als die weniger potenten Triebwerke (mehr Hintergründe). Für Yamaha könnte die neue Regel zu einem Joker werden.

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Topspeed-Nachteil: Schließt Yamaha die Lücke zur Spitze? Zoom
"Mir wurde mitgeteilt, dass Yamaha nicht so große Probleme haben wird wie die anderen. Ich gehe davon aus, dass in Jerez bereits damit getestet wurde", kommentiert Aegerter mit Blick auf die neue Limitierung.
Aegerter verweist auf den reduzierten Tankinhalt: "BMW und Ducati hatten in diesem Jahr mit den 21 Litern zu kämpfen. Bei einigen Rennen hatten sie Mühe. Ich sah, wie die Fahrer bei vielen Rennen sehr langsam durch die Einführungsrunde fuhren, um Sprit zu sparen."
Dominique Aegerter hofft auf ein Ende der Pechsträhne
Für Aegerter selbst geht es 2025 darum, die Pechsträhne hinter sich zu lassen und auf Fortschritte von Yamaha zu hoffen. "Beim Motorradsport spielt das Glück immer eine gewisse Rolle. Ich hoffe, dass ich das Pech endlich abgeschüttelt habe", bemerkt der ehemalige Supersport-Weltmeister.
"Wir müssen schauen, wo wir stehen. Wir als Team, aber auch Yamaha als Hersteller muss einen Schritt machen. Ich bin voll motiviert. Ich trainiere noch härter und besser als zuvor", stellt Aegerter klar. "Ich denke, wir sollten das Potenzial haben, um es in die Top 6 zu schaffen. Wenn wir das hinbekommen, dann sollten wir auch einige Male ums Podium kämpfen können."

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Dominique Aegerter hat klare Ziele für seine dritte WSBK-Saison Zoom
"Mein großes Ziel ist es, ein Superbike-Rennen zu gewinnen", erklärt der ehrgeizige Schweizer, der demnächst seine lädierte Schulter röntgen lässt. "Meine Schulter bereitet mir noch einige Probleme. In zweieinhalb Monaten fahren wir bereits das erste Rennen. Vorher muss ich mir noch die Platte und die Schrauben entfernen lassen. Ich hoffe, dass ich nach dieser Operation schnell wieder fit bin", schildert Aegerter.
Aktuell kann Aegerter trainieren, muss die Schulter aber weiterhin aufbauen, nachdem er beinahe zwei Monate nicht trainieren konnte. "Ich muss aufpassen, die Schulter nicht zu stark zu belasten, um mir keine Entzündung zu holen", ist sich der Yamaha-Pilot bewusst.
Vor dem Saisonstart mit dem Superbike ist die Teilnahme bei Valentino Rossis alljährlichem Dirt-Track-Event im Januar geplant. Beim Kräftemessen in Tavullia will sich Aegerter möglichst stark in Szene setzen. "Bis dahin muss ich unbedingt fit sein!", so der ehemalige Grand-Prix-Pilot.
Am Wochenende steht das letzte große Event vor dem Jahreswechsel bevor. Aegerter lädt zu seiner traditionellen Saisonabschluss-Party, die am Samstag in Huttwil stattfindet.
"Die Party gehört zum Jahresprogramm. Die Veranstaltung findet jetzt bereits zum 14. Mal statt. Es werden bis zu 1.000 Leute erwartet, die mit mir feiern werden", freut sich Aegerter und nennt die Highlights: "Es gibt Gegrilltes, ich habe einen Rennsimulator organisiert, zudem gibt es einen Fanshop, coole DJs und Livemusik. Es wird sicher ein tolles Fest!"


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