Valentino Rossi wurde am 16. Februar 1979 in Urbino (Italien) geboren. Schon früh kam er mit dem Motorsport in Berührung. Kein Wunder, denn sein Vater Graziano Rossi war selbst erfolgreicher Motorradrennfahrer.
Valentino Rossi entwickelte sich im Laufe seiner Karriere zu einer Ikone des Motorsports, insbesondere in der MotoGP. Mit insgesamt neun Weltmeistertiteln zählt er zu den erfolgreichsten Fahrern. Aufgrund seines charismatischen Auftretens, seines unverwechselbaren Stils und seiner langen Karriere hat er eine riesige Fangemeinde weltweit.
Werdegang vor der MotoGP
Valentino Rossis motorsportliche Reise begann bereits in früher Kindheit. Ursprünglich fuhr er im Kartsport, wie es sich sein Vater zunächst wünschte - weniger gefährlich als Motorräder, so die Idee. Doch schnell zeigte sich Rossis Faszination für Zweiräder. Er stieg auf Minibikes um und gewann schon früh zahlreiche regionale und nationale Nachwuchsrennen.
1996 erfolgte der internationale Durchbruch: Rossi stieg im Alter von 17 Jahren mit Aprilia in die 125ccm-Weltmeisterschaft ein. Schon in seinem Debütjahr zeigte er beeindruckende Leistungen, darunter ein erster Sieg in Brünn. 1997 dominierte er die Saison mit elf Siegen in 15 Rennen und gewann souverän den Weltmeistertitel.
Nach diesem Triumph stieg er 1998 in die 250ccm-Klasse auf - ebenfalls mit Aprilia. Sein erster WM-Titel dort ließ nicht lange auf sich warten: 1999 gewann er mit neun Siegen die Weltmeisterschaft. In diesen Jahren wurde sein extrovertierter Stil, seine kreativen Helmdesigns (gestaltet mit seinem Freund Aldo Drudi), sowie seine Showeinlagen bei Rennsiegen zum Markenzeichen. Die sportliche Dominanz und das Charisma machten Rossi bereits vor seinem MotoGP-Debüt zu einem Fanliebling und Medienstar.
Werdegang in der MotoGP
Honda (2000–2003)
Rossi wechselte 2000 in die 500ccm-Klasse - die "Königsklasse" der Motorrad-WM - und fuhr dort für Honda. Sein erstes Jahr war geprägt von Lernkurven, aber auch spektakulären Fahrten. Beim Grand Prix von Großbritannien feierte er seinen ersten Sieg in der 500ccm-Kategorie und beendete die Saison als WM-Zweiter hinter Kenny Roberts jun.
2001 folgte dann der endgültige Durchbruch: Rossi gewann elf von 16 Rennen und wurde Weltmeister in der letzten Saison der 500ccm-Ära.
Mit der Einführung der neuen MotoGP-Kategorie 2002 (mit 990ccm-Viertaktmotoren) fuhr Rossi für das Honda-Werksteam auf der überlegenen RC211V. Er dominierte die Saison nach Belieben, gewann erneut elf Rennen und sicherte sich mit riesigem Vorsprung den Titel. Auch 2003 setzte er sich durch, dieses Mal mit neun Siegen.
Rossi war auf Honda beinahe unschlagbar - doch seine Unzufriedenheit mit der technischen Vormachtstellung und mangelnder Wertschätzung seitens des Herstellers führten zu einer überraschenden Entscheidung ...
Yamaha (2004–2010)
2004 wechselte Rossi zu Yamaha, das zu dieser Zeit als unterlegen galt. Viele Experten zweifelten daran, ob er auch mit weniger konkurrenzfähigem Material siegen könne. Doch Rossi antwortete eindrucksvoll: Er gewann das erste Rennen der Saison in Südafrika - und am Ende die Weltmeisterschaft. Der Titel mit Yamaha gilt bis heute als einer der größten Erfolge seiner Karriere.
Auch 2005 dominierte Rossi erneut mit elf Siegen, was ihm seinen insgesamt siebten WM-Titel einbrachte. 2006 musste er sich dem US-Amerikaner Nicky Hayden geschlagen geben - nach einem Sturz im letzten Rennen in Valencia. 2007 war Yamaha technisch unterlegen, Rossi beendete die Saison auf Rang drei.
Doch 2008 schlug Rossi zurück: Mit einer verbesserten Yamaha M1 gewann er neun Rennen und wurde erneut Weltmeister. 2009 folgte ein weiteres starkes Jahr mit sieben Siegen und dem neunten und letzten WM-Titel seiner Karriere.
2010 war von Verletzungen geprägt. Nach einem Schienbeinbruch in Mugello musste Rossi mehrere Rennen aussetzen und beendete die Saison auf Platz drei. Ende des Jahres kündigte er seinen Wechsel zu Ducati an.
Ducati (2011–2012)
Der Wechsel zu Ducati, dem italienischen Hersteller, wurde als "Traumehe" gefeiert: Rossi, der Held Italiens, auf einer italienischen Maschine. Doch die Realität war ernüchternd: Die Ducati Desmosedici war schwer zu fahren, speziell im Kurvenverhalten. Rossi konnte sich nie mit dem Bike anfreunden.
In zwei Jahren gelang ihm kein einziger Sieg, lediglich drei Podestplätze. Technische Probleme, interne Spannungen und ausbleibende Fortschritte bestimmten die Zeit bei Ducati. Nach zwei enttäuschenden Jahren beendete Rossi das Kapitel und kehrte 2013 zu Yamaha zurück.
Yamaha (2013–2020)
2013 nahm Rossi wieder Platz auf der Yamaha M1 und zeigte sofort, dass mit ihm noch zu rechnen war: Bereits im ersten Rennen fuhr er aufs Podium, und in Assen gelang ihm sein erster Sieg seit 2010.
Die Jahre 2014 bis 2016 waren Rossis letzte große Phase der Titelkämpfe. Besonders 2015 war dramatisch: Er führte lange die WM an, verlor den Titel jedoch im letzten Rennen an Jorge Lorenzo - nicht zuletzt wegen einer Kollision und der berüchtigten Rivalität mit Marc Marquez, die hohe Wellen schlug.
Auch wenn Rossi keinen weiteren Titel holte, zeigte er bis 2018 starke Leistungen und regelmäßige Podestplätze. Erst ab 2019 ging seine Form deutlich zurück - sowohl aufgrund seines Alters als auch der wachsenden Konkurrenz durch junge Fahrer.
Yamaha-SRT (2021)
Sein letztes Jahr in der MotoGP verbrachte Rossi im Satellitenteam Yamaha-SRT. Die Saison verlief enttäuschend: technische Probleme, Stürze und wenige Top-10-Ergebnisse. Dennoch wurde jede seiner letzten Rennteilnahmen gefeiert wie ein Abschiedskonzert.
Am Ende der Saison zog sich Rossi als aktiver Fahrer offiziell aus der MotoGP zurück - nach 26 Jahren in der WM, 115 Grand-Prix-Siegen und klassenübergreifend neun Weltmeistertiteln.
Kontroversen und Rivalitäten
Valentino Rossis Karriere war nicht nur durch sportlichen Erfolg geprägt, sondern auch durch einige der intensivsten Rivalitäten und Kontroversen in der Geschichte des Motorsports.
Der erste große Rivale war Max Biaggi, ebenfalls Italiener. Die Feindschaft war groß - sowohl sportlich als auch persönlich. Die beiden lieferten sich Wortgefechte, Sticheleien und harte Duelle auf der Strecke. Ein berühmter Moment war das Rennen in Suzuka 2001, wo Rossi Biaggi nach einem Überholmanöver mit dem Ellenbogen berührte und danach den Sieg mit einer Mittelfinger-Geste feierte.
Zwischen 2003 und 2005 war Sete Gibernau Rossis engster Rivale. Die Beziehung kippte nach dem kontroversen Finish in Jerez 2005, als Rossi ihn in der letzten Kurve weit rausdrängte und gewann. Gibernau war außer sich, sprach von unfairer Härte. Rossi hingegen sah es als Racing. Seitdem gewann Gibernau nie wieder ein Rennen, was Rossi süffisant kommentierte. Das Verhältnis der beiden blieb dauerhaft unterkühlt.
Mit Casey Stoner verband Rossi eine eher sportliche Rivalität - besonders intensiv ab 2007, als Stoner mit Ducati Weltmeister wurde. Ihr berühmtestes Duell fand 2008 in Laguna Seca statt, inklusive Rossis wilder Aktion in der "Corkscrew"-Passage. Stoner fühlte sich zu hart angegangen und kritisierte Rossis Stil, respektierte aber dessen Talent. Die Stimmung war kühl, blieb aber von sportlicher Fairness geprägt.
Die heftigste Kontroverse entfachte 2015 mit Marc Marquez. Rossi beschuldigte Marquez öffentlich, absichtlich Jorge Lorenzo im Titelkampf zu unterstützen. Beim Rennen in Sepang kam es zu einer umstrittenen Szene: Rossi und Marquez kollidierten, Marquez stürzte. Rossi wurde bestraft und musste das Saisonfinale vom letzten Startplatz aus aufnehmen - was ihn letztlich den Titel kostete. Die Fans waren gespalten. Die Beziehung zwischen Rossi und Marquez ist bis heute angespannt.
Valentino Rossi im GT-Sport
Zur Saison 2022 wechselte Valentino Rossi von zwei auf vier Rädern und trat fortan in Sportwagen-Rennserien an. Bei Team WRT startete er zunächst auf Audi, ab 2023 auf BMW. Im Rahmen der GT-World-Challenge erzielte Rossi bei seinem Heimrennen in Misano den ersten Sieg und belegte 2023 den sechsten Platz in der Fahrerwertung.
2024 wiederholte Rossi seinen Misano-Sieg mit WRT-BMW und startete zusätzlich in der Langstrecken-WM (WEC), wo er alsbald ebenfalls vordere Positionen in seiner Klasse erzielte und am Saisonende Platz sechs erreichte. Bei Rossis erster Teilnahme am 24-Stunden-Klassiker in Le Mans aber gab es kein Happyend: Nach einem Unfall seines Teamkollegen war vorzeitig Schluss.
Stärken und Schwächen
Stärken:
- Vielseitigkeit: Rossi konnte sich auf verschiedenste Motorräder und Bedingungen einstellen.
- Rennintelligenz: Herausragendes strategisches Verständnis im Rennen.
- Charisma: Seine Persönlichkeit machte ihn zum Fanliebling.
- Konstanz: Über zwei Jahrzehnte auf höchstem Niveau unterwegs.
- Mentorenschaft: Großer Förderer junger Fahrer.
Schwächen:
- Späte Karriereleistung: In den letzten Jahren seiner aktiven Laufbahn blieben große Erfolge aus.
- Risiko bei Teamwechseln: Der Ducati-Wechsel erwies sich sportlich als Fehlgriff.
- Emotionale Reaktionen: In hitzigen Situationen konnte Rossi mitunter impulsiv reagieren (z. B. Zwischenfälle mit Marc Marquez).
Besondere Rolle im Motorsport
Nach seinem Rücktritt 2021 blieb Valentino Rossi dem Motorsport eng verbunden, sowohl als aktiver GT-Fahrer als auch als Förderer junger Talente.
Ein zentraler Bestandteil seines Erbes ist die VR46-Riders-Academy, die er gründete, um italienische Nachwuchsfahrer auf dem Weg in den Spitzensport zu begleiten. Namen wie Franco Morbidelli, Francesco "Pecco" Bagnaia, Luca Marini oder Marco Bezzecchi stammen allesamt aus dieser Talentschmiede.
Auch mit einem eigenen Rennteam ist Rossi aktiv: Das VR46-Team war seit 2014 in der Moto3 vertreten, ab 2017 auch in der Moto2. Seit 2021 konzentriert sich das Team ausschließlich auf die Moto2 - und seit 2022 ist es zusätzlich in der MotoGP vertreten, zunächst mit Ducati-Material als Kundenteam.
Damit ist Rossi nicht nur als Fahrer eine Ikone geblieben, sondern auch als Teamchef, Mentor und langfristiger Gestalter des Motorradrennsports. Sein Einfluss prägt eine ganze Generation von Fahrern. Viele davon kämpfen heute an der Spitze der MotoGP um Siege und Titel.
Engagement außerhalb des Motorsports
Valentino Rossi ist nicht nur eine Ikone auf der Strecke, sondern auch ein engagierter Unternehmer und Förderer. Mit seiner VR46-Marke betreibt er neben dem Rennteam auch eine Modelinie und Merchandising-Produkte. Er investiert in Nachwuchsförderung und Rennstrecken-Entwicklung in Italien.
Privat zeigt er sich naturverbunden, familienorientiert und ist mittlerweile zweifacher Vater. Auch in sozialen Medien ist er sehr aktiv und teilt regelmäßig Einblicke in sein Leben - sei es auf dem Motorrad bei privaten Trainings oder Veranstaltungen auf seiner hauseigenen Ranch in Tavullia, im Rennauto oder auch abseits der Rennstrecke.