Ralf Schumacher, geboren am 30. Juni 1975 in Hürth-Hermülheim (Nordrhein-Westfalen) ist ein ehemaliger deutscher Rennfahrer und der jüngere Bruder des siebenfachen Formel-1-Weltmeisters Michael Schumacher. Inzwischen ist Ralf Schumacher unter anderem als TV-Experte und Winzer tätig.
Werdegang vor der Formel 1
Schumacher begann seine Rennkarriere im Kartsport und gewann 1991 den NRW-Kartpokal, den Kart-Gold-Cup sowie die Deutsche Junioren-Kartmeisterschaft. 1992 wurde er Gesamtzweiter der deutschen Kartmeisterschaft und nahm erstmals an Rennen in einem Formelfahrzeug teil: Bei seinem Debüt in der ADAC-Formel-Junior-Serie belegte er den zweiten Platz.
1993 stieg Ralf Schumacher in die deutsche Formel-3-Meisterschaft ein und erreichte 1994 den dritten Gesamtrang. 1995 wurde er Gesamtzweiter in der deutschen Formel 3 und gewann am Jahresende den prestigeträchtigen Formel-3-Grand-Prix von Macau.
1996 wechselte Schumacher nach Japan, um dort in der Formel Nippon (heute: Super Formula) zu fahren. In dieser Serie sicherte er sich den Meistertitel und wurde zudem Zweiter in der japanischen GT-Meisterschaft.
Werdegang in der Formel 1
Jordan (1997-1998)
1997 gab Ralf Schumacher sein Formel-1-Debüt für das Jordan-Team, das sechs Jahre zuvor seinem Bruder Michael Schumacher den Einstieg ermöglicht hatte. In seiner ersten Saison erzielte Ralf Schumacher einen dritten Platz beim Großen Preis von Argentinien und beendete die Saison mit insgesamt 13 Punkten auf dem elften Gesamtrang.
In seiner zweiten Formel-1-Saison 1998 erreichte Schumacher zwei Podestplätze und den zehnten Platz in der Fahrerwertung. Beinahe hätte er erstmals einen Grand Prix gewonnen: Im verregneten Rennen in Spa-Francorchamps aber gab sein Team Jordan eine Teamorder zugunsten von Ex-Champion Damon Hill aus, sodass Ralf Schumacher nicht attackieren durfte. Jordan fuhr so den ersten Sieg der Teamgeschichte ein - mit Schumacher auf Platz zwei hinter Hill.
Die Stallregie beim Belgien-Grand-Prix 1998 nahm Michael Schumacher zum Anlass, seinen Bruder aus dem bestehenden Jordan-Vertrag herauszukaufen. Damit war der Weg frei für Ralf Schumacher zu Williams.
Williams (1999-2004)
Bei Williams entwickelte sich Ralf Schumacher ab 1999 zum Spitzenfahrer. Schon in seinem Debütrennen für das englische Team stand er als Dritter auf dem Podium und erzielte im ersten Jahr zwei weitere Top-3-Positionen. Rein Reifenschaden verhinderte am Nürburgring den ersten Sieg. In der Gesamtwertung steigerte sich Schumacher auf Platz sechs und belegte 2000 im ersten Jahr mit BMW-Motoren den fünften Platz.
2001 gelang Ralf Schumacher schließlich der erste Grand-Prix-Sieg. Auf seinen Triumph in Imola folgten in Montreal und bei seinem Heimrennen in Hockenheim zwei weitere Siege. Ralf Schumacher ist damit letzter Sieger eines Grand Prix auf der 6,8-Kilometer-Variante des Hockenheimrings vor der Verkürzung. Und: Er führte in Kanada den ersten "Doppelsiegs" eines Bruderpaars an.
In der Saison 2002 belegte Ralf Schumacher wie 2001 den vierten Platz in der WM-Gesamtwertung, nachdem er dieses Mal nur ein Rennen gewonnen hatte. 2003 siegte er am Nürburgring und in Magny-Cours erstmals in seiner Formel-1-Karriere an aufeinanderfolgenden Rennwochenenden.
2004 verunfallte Ralf Schumacher schwer in Indianapolis und fiel für einige Wochen aus. Er kehrte für die drei letzten Saisonrennen zurück und stand in Suzuka als Zweiter zum einzigen Mal in diesem Jahr auf dem Podium.
Toyota (2005-2007)
2005 schloss sich Schumacher dem aufstrebenden Toyota-Team an, schaffte in drei Jahren aber keine weiteren Siege mehr, sondern erzielte lediglich drei dritte Plätze in drei Jahren. Nach Platz sechs in der Fahrerwertung 2005 fiel Schumacher 2007 als 16. Sogar aus den Top 10 der Fahrerwertung heraus.
Force India (2008)
Vor der Saison 2008 nahm Ralf Schumacher für Force India an Formel-1-Testfahrten teil, kehrte daraufhin aber nicht mehr als Fahrer in die Formel 1 zurück.
Werdegang nach der Formel 1
Ralf Schumacher wechselte zur Saison 2008 zu Mercedes in die DTM und fuhr bis einschließlich 2012 für die Sternmarke, aber meist in nicht aktuellen Rennautos. 2011 war sein bestes Jahr: Im 2009er-Modell erzielte Schumacher zwei Podestplätze und erreichte am Saisonende den achten Platz in der Fahrerwertung. Anschließend zog er sich vom aktiven Motorsport zurück.
2024 gab Ralf Schumacher für ein Rennwochenende im deutschen Prototypen-Cup ein Kurzzeit-Comeback und trat gemeinsam mit seinem Sohn David Schumacher in einem LMP3-Auto an. Das Vater-Sohn-Gespann siegte in beiden Rennen.
Stärken und Schwächen
Schumacher galt als talentierter und schneller Fahrer, der jedoch oft im Schatten seines berühmten Bruders stand. Seine Konstanz und Fähigkeit, Punkte zu sammeln, wurden oft gelobt, während ihm manchmal die letzte Aggressivität nachgesagt wurde, um ganz an die Spitze zu gelangen.
Besondere Rolle im Motorsport
Als Teil des ersten Brüderpaares in der Formel-1-Geschichte, das gleichzeitig Rennen gewann, trug Ralf Schumacher zur Popularität des Motorsports in Deutschland bei. Nach seiner aktiven Karriere engagierte er sich in der Nachwuchsförderung und gründete ein eigenes Team in der Formel 4.
Seit 2019 ist Ralf Schumacher als TV-Experte und Kommentator für den deutschen Pay-TV-Sender Sky tätig.
Engagement außerhalb des Motorsports
Schumacher ist ein prominenter Unterstützer des Gnadenhofs Gut Aiderbichl nahe Salzburg. Dieses Engagement stieß jedoch auf Kritik von Tierschützern, da er auch als leidenschaftlicher Jäger bekannt ist.
Privatleben
Im Oktober 2001 heiratete Ralf Schumacher das Model Cora-Caroline Brinkmann. Das Paar bekam im selben Jahr einen Sohn, David Schumacher, der ebenfalls Rennfahrer ist. Die Ehe wurde 2015 geschieden.
Im Juli 2024 machte Schumacher seine Beziehung zu Etienne Bousquet-Cassagne öffentlich und erklärte, glücklicher zu sein als je zuvor.
Ralf Schumacher lebt heute zurückgezogen und widmet sich sowohl dem Motorsport als auch seinen persönlichen Interessen wie der Winzerei, Radfahren und Tennis.