• 05.06.2018 11:55

  • von Sebastian Fränzschky & Willy Zinck

Michele Pirro ohne Airbag: Aleix Espargaro reagiert wütend

Das Reglement schreibt seit 2018 Airbag-Kombis vor, doch Michele Pirro nutzte ein Schlupfloch im Regelwerk und verzichtete in Mugello bewusst darauf

(Motorsport-Total.com) - Die MotoGP-Welt hielt am Freitagnachmittag den Atem an, als Ducati-Pilot Michele Pirro im zweiten Freien Training zum Italien-Grand-Prix in Mugello am Ende der 1,1 Kilometer langen Geraden stürzte und wild durch das Kiesbett geschleudert wurde. Nach einigen bangen Minuten gaben die Verantwortlichen Entwarnung und bestätigten, dass Pirro bei Bewusstsein ist. Bei Untersuchungen im Medical Center und später im Krankenhaus wurde klar, dass der Ducati-Testpilot sehr viel Glück hatte und sich keine ernsthaften Verletzungen zuzog. Dass Pirro bei seinem Gaststart bewusst ohne die für die Stammpiloten vorgeschriebene Airbag-Kombi unterwegs war, kam bei einigen Fahrerkollegen nicht gut an.

Titel-Bild zur News: Michele Pirro, Emanuele Pirro

Glück im Unglück: Michele Pirro zog sich bei seinem Highspeed-Crash keine Brüche zu Zoom

"Er zündete nicht oder hatte er keinen?", fragt Aprilia-Pilot Aleix Espargaro, als er auf Pirros Airbag-Verzicht angesprochen wird. Als Espargaro informiert wurde, dass die Lederkombi des Ducati-Testfahrers keinen Airbag enthielt, reagierte der Spanier wütend: "Er sollte disqualifiziert werden und das Team sollte eine riesige Strafe zahlen."

Doch das Reglement schreibt Airbag-Kombis nur für Stammpiloten vor. Gaststarter sind nicht verpflichtet, dieses Sicherheits-Feature zu verwenden. "Das ist die schlimmste Regel, von der ich jemals gehört habe", schimpft Espargaro. Das Reglement soll für die Zukunft angepasst werden. Danach müssen auch MotoGP-Wildcard-Starter Airbags verwenden.

Michele Pirro

Für die von Pirro verwendete Vircos-Kombi gibt es einen passenden Airbag von Alpinestars Zoom

"Wieso kann ein Wildcard-Starter mit weniger Schutz fahren als der Rest der Fahrer?", wundert sich Espargaro und hält fest: "Wir fahren hier in einer sehr professionellen Meisterschaft." Bis vor einem Jahr hatten nur Dainese und Alpinestars Airbag-Lösungen im Angebot. Von Dainese gibt es ein System, das mit Lederkombis anderer Hersteller kombiniert werden kann. Alpinestars hat eine ähnliche Lösung im Angebot. Diese ist mit den von Pirro verwendeten Vircos-Kombis kompatibel.

Aleix Espargaro

Aleix Espargaro hat kein Verständnis für das Schlupfloch im Reglement Zoom

Espargaro war in der Vergangenheit mit Lederkombis von Alpinestars unterwegs, wechselte aber zum französischen Ausrüster Ixon, der für 2017 einen eigenen Airbag hat. "Ich hatte am Freitag einen Sturz bei hohem Tempo. Er zündete sofort", berichtet der Aprilia-Pilot und erklärt: "Man muss nach jedem Sturz die Gaskartusche wechseln und nach zwei Stürzen den kompletten Airbag austauschen."

In den kleinen Klassen sollen Gaststarter weiterhin ohne Airbags fahren dürfen. Das soll die Voraussetzungen für eine Teilnahme nicht zusätzlich erschweren, sofern der Fahrer mit Lederkombis eines Herstellers fährt, die keine Airbag-Lösung anbieten.