Dopingtests in der Motorrad-WM ineffektiv?

Zwei Dopingfälle in zwölf Jahren: Ist der Motorradsport so sauber oder sind die Kontrollen der Grand-Prix-Piloten ineffektiv?

(Motorsport-Total.com) - Im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten ist Doping im Motorsport kein großes Thema. Dennoch hat sich auch der Motorrad-Weltverband FIM dem Kampf gegen Doping verschrieben und verfügt über einen Anti-Doping-Code, der neben einer Liste der verbotenen Substanzen auch Einzelheiten über die Testverfahren und mögliche Sanktionen festlegt. Zur Anwendung kam dieses Regelwerk in den vergangenen Jahren jedoch nur selten.

Titel-Bild zur News: Anthony West

Anthony West sorgte für den einzigen Dopingfall in dieser Saison Zoom

In der Schlussphase der Saison sorgte jedoch Moto2-Pilot Anthony West für einen der seltenen Dopingfälle. Wie erst im Oktober bekannt wurde, war der Australier nach dem Rennen in Frankreich positiv auf Methylhexanamin getestet wurden. Das Mittel, welches früher auch in Nasensprays verwendet wurde, ermöglicht die Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit und fördert darüber hinaus die Fettverbrennung, weshalb es teilweise auch in Nahrungsergänzungsmitteln enthalten ist.

Vor Wests positiver Probe war der internationale Motorradrennsport zwölf Jahre lang sauber gewesen, nachdem Superbike-Pilot Noriyuki Haga im Jahr 2000 nach dem WM-Lauf in Kyalami positive auf Ephedrin getestet worden war. Zwei Dopingfälle in zwölf Jahren, das klingt auf den ersten Blick nach einer sehr guten Quote. Im Fahrerlager weckt diese geringe Zahl jedoch auch Zweifel an der Effektivität der Dopingtests.

Im Schnitt ein Test pro Fahrer

"Bei jedem Rennen der Superbike-WM, Moto3, Moto2 und MotoGP werden drei Fahrer getestet. Man muss sich einmal überlegen, wie viele Rennen das in zehn Jahren sind", sagt ein aktueller Grand-Prix-Pilot. "Und dann gibt es nur zwei positive Proben? Normalerweise müssten viel mehr Leute auffällig werden, nur weil sie ein Nasenspray genommen haben", zeigt sich der Fahrer von der Wirksamkeit der Doping-Überwachung wenig beeindruckt.

Laut Anti-Doping-Code der FIM müssen bei jedem WM-Lauf in jeder Klasse mindestens zwei Piloten nach dem Zufallsprinzip kontrolliert werden, darunter einer der drei Erstplatzierten. Somit fanden in dieser Saison mindestens 104 Dopingtests statt. Im Durchschnitt wurde jeder Fahrer also nur einmal im ganzen Jahr getestet. Die Durchführung von Trainingskontrollen ist äußerst schwammig formuliert. Laut Anti-Doping-Code sollen diese "im Wesentlichen internationalen Standards entsprechen".

Doping im Motorradsport sinnlos?

So wurde der befragte Pilot in dieser Saison insgesamt dreimal getestet. Dabei wurden jedoch immer nur Urinproben genommen. Bluttests, die teurer sind, mit denen sich aber auch indirekt Doping nachweisen lässt, musste sich unser Gesprächspartner nicht unterziehen. Dies entspricht jedoch dem Standard. So führte die für Deutschland zuständige NADA im Jahr 2011 im Motorsport zwar 28 Wettkampf-, jedoch keine Trainingskontrollen durch. Bluttests wurden nicht durchgeführt, da Motorsport nicht zu den Sportarten mit hohem Dopingrisiko gezählt wird.

Das sieht auch der Grand-Prix-Pilot so. Doping sei für ihn im Motorradsport kaum sinnvoll: "Natürlich könnte man etwas zur Steigerung der Konzentrationsfähigkeit einnehmen, aber im Motorradsport gibt es viele Faktoren, die die Leistung auf der Strecke beeinflussen. Daher glaube ich nicht, dass es ein Mittel gibt, welches einem einen deutlichen Vorteil verschafft. Es wäre das Risiko nicht wert."