Zak Brown verteidigt Hybrid: Das Chassis muss erneuert werden!
Zak Brown kontert die Kritik von Ed Carpenter am neuen Hybridantrieb in der IndyCar-Serie - Er drängt auf die Entwicklung eines neuen Chassis
(Motorsport-Total.com) - Seit Mid-Ohio werden die IndyCar-Rennwagen von einem Hybridmotor angetrieben. Im Oval von Iowa gab es wegen des zusätzlichen Gewichts weniger Überholmanöver als mit reinen Verbrennungsmotoren. Ed Carpenter kritisierte deshalb den neuen Antriebsstrang und prophezeite düstere Zeiten auf den Ovalen der Meisterschaft. Zak Brown hingegen verteidigt den neuen Antrieb und fordert ein neues Chassis.

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Zak Brown spricht sich für den Hybrid und neue Technologie aus Zoom
"Der Hybrid ist nicht gekommen, um das Racing zu verbessern", sagt der McLaren-Geschäftsführer im Gespräch für die englischsprachige Ausgabe von Motorsport.com, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com im Motorsport Network.
"Der Hybrid ist gekommen, um mit der heutigen Technologie relevanter zu sein. Es geht um Nachhaltigkeit. Ich glaube, unser Chassis ist viel zu alt. Ja, der Hybrid wiegt viel, aber das ist lösbar, wenn wir ein modernes Chassis hätten, das nicht zwölf Jahre alt ist", so Brown.
IndyCar hatte große Pläne: Die Motorenformel sollte geändert werden, doch diese Pläne wurden über den Haufen geworfen. Laut Brown ist es wichtiger, ein neues Chassis zu entwickeln, um die IndyCar-Serie in die Moderne zu bringen. "Seit Jahren wird hart an einem neuen Chassis gearbeitet", sagt er. "Ja, der Hybrid wiegt mehr, aber mit einem moderneren Produkt wäre das Problem gelöst."
"Für das Marketing und die Nachhaltigkeit der Hersteller ist [der Hybrid] relevanter", stellt Brown klar. "Es gibt gute Gründe, eine neue Technologie zu entwickeln." Außerdem ist er mit dem Produkt selbst zufrieden: "Ich finde, es war bisher sehr zuverlässig, es gab nur ein oder zwei Zwischenfälle. Für eine neue Technologie ist die Zuverlässigkeit akzeptabel."
Der Hybrid wurde einfach an das zwölf Jahre alte Chassis angebaut, ebenso wie der Cockpitschutz Aeroscreen, der die Sicherheit deutlich erhöht, aber auch mehr Gewicht ins Auto bringt als die Hybrideinheit. Deshalb sieht Brown den Schlüssel in der Entwicklung des Autos: "Wir müssen uns jetzt um das Auto kümmern, um das Chassis."
"Der Hybrid ist schwerer, aber der Kompromiss wurde bei den Reifen gemacht", erklärt er. "Auf den Ovalen spielen das Gewicht und die Kräfte, die auf das Auto einwirken, eine wichtige Rolle. Der Aeroscreen wiegt auch eine Menge und wurde einfach auf das Auto gesetzt, genau wie der Hybrid. Wir müssen damit aufhören, einfach Teile anzubauen."
Neues Chassis mit weniger Gewicht
Für Brown ist deshalb klar, dass die IndyCar-Serie einen frischen Ansatz braucht, um all ihre Entwicklungen in einem modernen Auto zu vereinen: "Wir brauchen ein leeres Blatt Papier, um zu sehen, was wir mit dem Antriebsstrang, dem Hybrid und dem Chassis machen. Die IndyCar-Serie hinkt hier der Zeit hinterher und muss aufholen."

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IndyCar hat alte Chassis, einen alten Motor, aber zwei neue Technologien angebaut Zoom
Im Vergleich zur Formel 1, wo die Teams jedes Jahr neue Autos entwickeln, ist in der IndyCar-Serie selbst mit Einheitschassis lange nichts passiert. Brown sagt deshalb: "In den guten alten Tagen war es wie in der Formel 1, es gab jedes Jahr neue Autos. Das war aufregend, wenn auch nicht ganz wie in der Formel 1, aber es gab Unterschiede."
"Heute spricht niemand mehr über die Autos, warum auch? Es gibt sie seit zwölf Jahren und sie sind alle gleich", kritisiert Brown den Stillstand. Dennoch ist er nicht per se für eine Öffnung der Entwicklung: "Auch wenn in Zukunft alle Autos gleich sein werden, müssen sie modernisiert werden. Es ist nicht nur der Hybrid, der die Autos schwerer macht, sondern auch der Aeroscreen." Brown plädiert deshalb dafür, die Autos mit einem neuen Chassis leichter zu machen.
Kein Einfluss auf das Racing
Durch das Engagement von McLaren in der Formel 1 kennt sich Brown mit Hybridantrieben in Rennwagen aus. Anpassungen sind notwendig, um die Technologien zu verschmelzen, aber IndyCar fährt bereits die 13. Saison mit der aktuellen Chassis-Motor-Kombination. Gegenüber Racer.com sagt Brown: "Ich bin positiv überrascht [vom Hybrid]. Ich bin ein Befürworter davon, die Technologie, Chassis, Motoren und so weiter auf den neuesten Stand zu bringen."
Laut Brown sind die Hersteller vom Hybridantrieb begeistert. Er habe auch das 24-Stunden-Rennen von Le Mans 2024 besucht, bei dem neun Hersteller mit Hybridautos an den Start gehen, und dort viele Gespräche mit den Markenverantwortlichen geführt: "Ich würde sogar sagen, dass die Hersteller eher für Hybrid- als für reine Elektroautos sind". In der IndyCar-Serie habe der Hybrid das Racing "weder schlechter noch besser gemacht", ist sich der McLaren-Strippenzieher sicher.


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