Illien über das Indy 500 und de Silvestro
Ab 2012 wird Mario Illien wieder in offizieller Funktion beim Indy 500 tätig werden: Was der Ilmor-Chef über die IndyCars und seine Landsfrau denkt
(Motorsport-Total.com) - Wenn am 29. Mai das 94. Indy 500 gestartet wird, dann steht mit Simona de Silvestro - ihre Qualifikation vorausgesetzt - eine Schweizerin im Startfeld. Ab dem kommenden Jahr werden die Eidgenossen dann sogar zwei wichtige Persönlichkeiten in Indianapolis haben, denn dann wird auch Ilmor-Chef Mario Illien wieder in offizieller Funktion mit von der Partie sein.

© Markus Kucera
Mario Illien wird ab 2012 wieder häufiger bei den IndyCar-Rennen vorbeischauen
Ilmor wird den neuen IndyCar-Motor von Chervolet bauen, der im Heck der Next-Generation-IndyCar-Fahrzeuge von Roger Penske arbeiten wird. Illien und Penske sind Teilhaber der legendären Motorenschmiede, die das Indy 500 seit dem Jahr 1988 nicht weniger als 16 Mal gewinnen konnte. Ein mit Sicherheit starkes Gespann mit guten Erfolgsaussichten.
"Als Erlebnis ziehe ich den Erfolg beim Indy 500 einem GP-Sieg vor", sagte Illien gegenüber der 'Automobilrevue'. "Das Indy 500 übt für mich heute noch eine unglaubliche Faszination aus." Der 62-Jährige relativiert: "Der Gewinn der Formel-1-WM ist jedoch speziell und hat mehr Bedeutung als jede andere Meisterschaft." So geschehen 1998 und 1999 mit Mika Häkkinen und dem McLaren-Mercedes mit Ilmor-Power.
Nun also seine USA-Rückkehr. Hintergrund ist natürlich der Wunsch nach mehr Wettbewerb bei den IndyCars. "Eine Rennformel lebt von verschiedenen Herstellern", weiß Illien. "Neue, umweltbewusstere Technologien mit effizienteren Motoren sollen ein Anreiz sein. Dies hat zur Folge, dass sicher GM und Honda dabei sind, eventuell Lotus." Roger Penske selbst überzeugte die General-Motors-Chefetage in Detroit vom Wiedereinstieg.
Lob für de Silvestro
Ab 2012 gilt bei den IndyCars ein Motorenreglement, dass maximal 2,2-Liter-V6-Triebwerke mit Direkteinspritzung und Turboaufladung erlaubt, die auf maximal 12.000 Umdrehungen beschränkt sind. Aus Sicherheitsgründen wird die Leistung auf den Ovalen bei 600 bis 650 PS eingependelt, auf den Straßenkursen wird es mehr sein, was über Ladedruck und Kraftstoffenge gesteuert wird. "Ein gutes Reglement", lobt Illien.
Aus Ilmor-Sicht ist vor allem "die Direkteinspritzung mit E85 eine Herausforderung, denn wir werden riesige Mengen an Ethanol einspritzen, weil dessen Heizwert etwa 40 Prozent geringer ist als bei Benzin." Die V6-Motoren, die in erster Linie die europäischen Hersteller abschrecken, sieht Illien übrigens weniger kritisch. "In Zusammenhang mit Ovalrennen wäre ein Vierzylinder keine gute Lösung gewesen. Denn wegen der schlechten Anbindung ans Chassis sähe ich bei Einschlägen in die Mauern viele Autos auseinander brechen."
Im Sommer 2011 soll der erste Chevy-Motor sein Testdebüt geben, ab 2012 ist Illien dann auch wieder an den IndyCar-Rennstrecken in offizieller Funktion im direkten Penske-Umfeld zu Gange. Ist es denn denkbar, dass es irgendwann in einem von zwei IndyCar-Topteams ein Schweizer Doppel mit einer Pilotin Simona de Silvestro gibt?
"Das liegt an ihr, indem sie sich mit Spitzenplätzen empfiehlt", rät Illien. "Sie muss sich langsam hocharbeiten. Teams wie Penske und Ganassi haben nur ein Ziel: Rennen, Meisterschaften und das Indy 500 zu gewinnen. Der Fahrer ist ein wichtiges Element, daher nehmen sie nur solche, denen sie Siege in großen Rennen zutrauen."


