• 06.09.2008 11:18

  • von David Pergler

Castroneves: "Ich bin der Jäger"

"Ich habe nichts zu verlieren, Scott Dixon alles" - mit diesen Worten bläst Helio Castroneves beim Meisterschaftsfinale in Chicagoland zur "Mission Impossible"

(Motorsport-Total.com) - Die IndyCar-Saison steht kurz vor ihrem Ende und in Chicagoland soll sich nun entscheiden, wer den Meistertitel 2008 für sich beanspruchen darf. Scott Dixon reist mit 30 Punkten Vorsprung nach Illinois, deswegen gilt er als Hauptfavorit auf den Titel. Doch sein Rivale Helio Castroneves ist davon überzeugt, dass noch alles möglich ist. Der Brasilianer betont, bessere Chancen zu haben, ganz einfach deswegen, weil er nichts zu verlieren habe, Dixon jedoch alles.

Titel-Bild zur News: Helio Castroneves

Helio Castroneves bleibt in Chicagoland nur die Flucht nach vorne

Der Penske-Pilot kann auf taktische Zwänge pfeifen und voll auf Sieg fahren - da ist "Spiderman" natürlich in seinem Element. "Ich bin der Jäger. Ich kann aggressiver zu Werke gehen, ich kann das tun, was ich will", so Castroneves. "Ich habe ein Ziel, aber Scott muss sich auch über mich Gedanken machen, selbst wenn er glaubt, die Hand fast am Pokal zu haben. Ich muss meine Chancen nutzen. Ich muss ganz vorne sein. Ich denke nur an den Sieg. Er ist in einer anderen Lage."#w1#

Damit der Brasilianer dem Ganassi-Piloten den Titel doch noch entreißen kann, muss dieser bestenfalls auf Platz neun ins Ziel kommen, dazu muss ein Sieg mit den meisten Rennrunden für Castroneves her. Wie leicht man von der Spitze im Mittelfeld verschwinden kann, hat Dixon in den jüngsten beiden Rennen durch strategische Fehler eindrucksvoll demonstriert, allerdings waren das noch Rundkurse, wo das Überholen schwerer fällt, als in einem schnellen Oval wie Chicagoland.

Castroneves hingegen glaubt dennoch an seine Chance. Sein Gegner stand zwar dieses Jahr bei neun von zehn Oval-Rennen auf dem Podium, doch es gibt immer ein erstes Mal: "Wir haben hier 28 Wagen am Start, das bedeutet mehr Hindernisse für ihn. Klar, er ist auf Ovalen immer sehr stark und er wird einen erstklassigen Wagen haben, aber vergangenes Jahr waren wir hier sehr schnell. Auf Ovalen kann alles passieren."

Auf Ovalen können kleine Fehler fatale Folgen haben

"Falls etwas schief geht, geht es schief. Es gibt kein Comeback, nicht so wie auf den Rundkursen, wo du dich rausdrehen, aber dennoch wieder zurückkommen kannst. Wenn du hier einen Dreher hast, ist das sehr schlecht für dich", hofft Castroneves, dass Dixon die Nerven durchgehen könnten, nachdem er bereits 2007 den Titel hier so knapp an seinen künftigen Teamkollegen Dario Franchitti verloren hat.

Natürlich wäre es für "Spiderman" bitter, sollten ihm am Ende die zehn Zähler fehlen, die er in Detroit durch die umstrittene Blockade-Strafe verloren hat. In Bezug auf das Ganassi-Team meint Castroneves: "Sie sind in einer Lage, wo sie sehr vorsichtig sein müssen. Für mich stellt sich die Sache einfacher dar, deswegen denke ich, dass ich eine bessere Chance habe: Ich muss einfach nur gewinnen."

"Ich muss mich nur darauf konzentrieren, vorne zu sein, das ist alles. Sie hingegen müssen stets darauf achten, wo ich bin. Falls ich nur Zweiter bin und sie auf Platz fünf liegen, sind sie in einer guten Lage. Aber es kann alles passieren, das kann sie sogar diese Meisterschaft kosten." Bei der diesjährigen Ganassi-Performance auf Ovalen ist es allerdings bereits ein schwieriger Job, sich "nur" auf den Sieg konzentrieren zu müssen. Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.