Zweites Honda-Team darf kein Chassis ankaufen

Weil ein zweites Honda-Team ein eigenes Auto bauen müsste, erscheint eine Teilnahme an der Formel-1-WM 2006 unwahrscheinlich

(Motorsport-Total.com) - In Japan hat Honda noch vollmundig angekündigt, 2006 ein zweites Team an den Start zu schicken, um die verärgerten Fans von Takuma Sato nach dessen Rauswurf zu versöhnen. Dass dies eher ein geschickter PR-Gag als eine ernst gemeinte Bekanntgabe war, zeigt sich nun immer deutlicher: 17 Tage vor dem Nennschluss für die kommende Saison stehen jedenfalls noch keine Details fest.

Titel-Bild zur News: Honda

Das zweite Honda-Team war wohl doch nicht mehr als eine PR-Seifenblase...

Laut Artikel 41 des Sportlichen Reglements muss jedes Team, welches an der Formel-1-Weltmeisterschaft 2006 teilnehmen möchte, bis 15. November 2005 offiziell die Nennung - beinhaltet Teamname, Chassis, Motor und Fahrer - bei der FIA einreichen. Der Automobilweltverband gibt anhand dieser eingegangenen Nennungen am 1. Dezember eine provisorische Teilnehmerliste bekannt, die jedoch im Detail später noch verändert werden kann.#w1#

Für ein selbst entwickeltes Chassis ist es zu spät

Honda müsste also in weniger als drei Wochen das komplette Projekt auf die Beine stellen und vor allem 48 Millionen Dollar (umgerechnet knapp 40 Millionen Euro) als Sicherheit bei der FIA hinterlegen, die dann in Raten zurückgezahlt würden. Doch während all dies zumindest theoretisch denkbar wäre, steckt der größte Haken darin, dass das Team derzeit zwar Honda-Motoren zur Verfügung hat, aber kein eigenes Chassis.

Der Plan, mit modifizierten BAR-Modellen aus der abgelaufenen Saison zu fahren, wird jedenfalls nicht aufgehen, schließlich ist im Concorde Agreement ausdrücklich verankert, dass jeder Rennstall sein eigenes Auto entwickeln und produzieren muss. Der Ankauf von kompletten Fahrzeugen oder auch nur Designs ist strengstens untersagt: "Man kann nicht einfach ein Auto kaufen", stellte FIA-Präsident Max Mosley gegenüber 'Autosport-Atlas' klar, "zumindest nicht vor 2008."

"Die Idee, ab 2008 Autos und Teile zu verkaufen, basiert darauf, dass es dann kein Concorde Agreement nach heutigem Stand mehr gibt. Wenn wir diese Bestimmung also nicht erneuern, wäre das möglich. Bis dahin muss aber jedes Team das Urheberrecht an den eingesetzten Autos besitzen, und die Teile dürfen auch nicht von einem anderen Konstrukteur entwickelt oder hergestellt werden. Eine außenstehende Firma wie Lola dürfte das, aber kein selbst aktiver Konstrukteur", ergänzte er.

Lässt sich das Concorde Agreement vielleicht umgehen?

Allerdings äußerte sich Mosley nicht klar zu folgendem Schlupfloch: Zumindest theoretisch könnte das neue Team - wer auch immer es schlussendlich leiten soll - die Urheberrechte am BAR-Chassis von 2005 bereits kaufen, bevor es das Concorde Agreement unterschreibt, denn dann wäre man an die Bestimmungen des Concorde Agreements rechtlich nicht gebunden. Freilich würden gegen eine solche Regelauslegung die anderen Teams hundertprozentig Sturm laufen...

Fazit: Es ist eher unwahrscheinlich, dass Honda schon 2006 ein zweites Team an den Start schicken wird, womit Sato wohl den Midland-Vertrag unterschreiben dürfte, den er seit Brasilien auf dem Tisch liegen hat. Hoffnungen auf das zweite Cockpit hatte sich Anthony Davidson gemacht, der ebenfalls bei Midland im Gespräch ist, aber auch noch auf eine Minichance bei BMW hofft - und als Rettungsanker immerhin dritter Fahrer im Honda-Werksteam bleiben könnte...