• 06.03.2009 13:26

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Weitere Details zum Brawn-Team

Während Jenson Button in Silverstone erstmals den neuen Brawn-Mercedes testet, sickern nach und nach weitere Informationen über das Team durch

(Motorsport-Total.com) - Am frühen Morgen wurde heute bekannt gegeben, dass das Honda-Team doch gerettet werden konnte: Ross Brawn hat die Führung des Rennstalls, der nunmehr seinen Namen trägt, übernommen. In diesen Stunden läuft in Silverstone noch das Rollout des BGP001-Boliden, dessen Farbschema dominant weiß mit gelben und schwarzen Elementen ist.

Titel-Bild zur News: Jenson Button, Silverstone

Jenson Button beim Rollout des neuen Brawn-Mercedes heute in Silverstone

Die ersten Testkilometer des großteils noch unter Honda-Regie entwickelten Fahrzeugs finden übrigens nicht wie andernorts fälschlich angekündigt in Snetterton statt, sondern auf der verkürzten Stowe-Streckenvariante in Silverstone. Unseren Informationen zufolge wurde lediglich ein Truck nach Snetterton geschickt, um die vor der Fabrik in Brackley lauernden Fotografen und ein Kamerateam auf eine falsche Fährte zu locken.#w1#

Button und Barrichello stehen als Fahrer fest

Am Steuer sitzt während des heutigen Rollouts nicht Rubens Barrichello, sondern Jenson Button. Der Brite drehte die ersten Runden auf seiner Heimstrecke mit Bridgestone-Rillenreifen aus der vergangenen Saison. Auffällig am BGP001-Chassis ist die große Airboxöffnung, der schnurgerade Frontflügel sowie die elegant geschwungene Nase, die breiter erscheint als so manch andere Konstruktion der Formel-1-Generation 2009.

Mit einem KER-System sollen die Brawn-Mercedes-Boliden vorerst nicht ausgestattet werden, wie 'Motorsport-Total.com' erfahren hat. Das 2008 entwickelte KERS ist geistiges Eigentum des Honda-Konzerns und ob man auf die angeblich hochgestochene Mercedes-Variante zurückgreifen wird, ist derzeit noch unklar. Größtes Problem ist das Gewicht: Angeblich würde das Auto mit KERS die Untergrenze von 605 Kilogramm überschreiten.

"Der theoretische Vorteil von KERS beträgt vielleicht zwei oder drei Zehntelsekunden pro Runde, aber man muss 20 oder 30 Kilogramm mehr Gewicht mitnehmen", hatte Brawn bereits im Juni 2008 gegenüber 'Motorsport-Total.com' erklärt. "Es gibt noch andere negative Aspekte in Zusammenhang mit KERS. Man gewinnt zwei oder drei Zehntelsekunden, aber man verliert beim Gewicht, beim Packaging und beim Drehmoment hinten. Es ist sicher keine klare Entscheidung für KERS."

Keine Rede von einem Konsortium

Interessant ist, dass in der offiziellen Pressemitteilung nur Brawn als neuer Eigentümer genannt wird, aber keine Rede von Nick Fry ist. Letzterer dürfte jedoch ebenfalls mit Minderheitsanteilen an Bord sein, schließlich war er gestern als offizieller Brawn-Vertreter bei der FOTA-Präsentation in Genf anwesend. Fry soll sich angeblich dafür eingesetzt haben, das Team nicht Brawn zu nennen, sondern Brackley - nach dem Standort der Fabrik.

Brawn-Teamlogo

So sieht das vorläufige Logo des neuen Formel-1-Teams von Ross Brawn aus Zoom

Herausgestellt hat sich inzwischen auch, dass die Übernahmeverhandlungen zwischen Honda und der Virgin-Gruppe von Richard Branson ernster waren als zunächst angenommen. Offenbar war ein alter Bekannter Drahtzieher hinter den Gesprächen: David Richards wollte mit Prodrive die operative Leitung des Rennstalls übernehmen und sich den Deal von Branson finanzieren lassen. Viele Ex-Honda-Mitarbeiter wären dabei jedoch auf der Strecke geblieben.

Schwierige Sponsorensuche

Interessant ist der Blick auf das bisherige Sponsorenportfolio des Brawn-Teams. Auf dem offiziellen Briefkopf sind bislang die Firmen Bridgestone, PerkinElmer, Alpinestars, Ciber, Cytec, Endless, IBM, Laverstoke Park und STL vertreten. Die arabische Airline Emirates, die Gerüchten zufolge ebenfalls als Partner im Gespräch war, fehlt - und hat ein Brawn-Engagement für 2009 auch bereits offiziell dementieren lassen.

Weiter geht es für den Brawn-Mercedes BGP001 nach dem heutigen Rollout nächste Woche mit den offiziellen Gruppentests in Barcelona. Anschließend ist eine exklusive Session in Jerez geplant und vor der Abreise zum Grand Prix von Australien noch ein finaler Shakedown in Silverstone. Bis zum ersten Rennen hat die 700 Mann starke Truppe, die wohl in den nächsten Wochen einiges an Personal abbauen wird, noch genau 23 Tage Zeit...