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Vettel verteidigt Norris: Sollte keine Schwäche sein, über Emotionen zu reden
Sebastian Vettel verteidigt Lando Norris gegen die Kritik an seiner sensiblen Seite - der Deutsche sieht in ihm vielmehr ein Abbild einer neuen und offeneren Generation
(Motorsport-Total.com) - Diese beiden haben den guten Kontakt zueinander offenbar auch nach Ende der aktiven Laufbahn des einen aufrecht erhalten: Obwohl Sebastian Vettel seine Karriere in der Formel 1 Ende 2022 bei Aston Martin beendete, stehen er und Lando Norris weiterhin in regelmäßigem Austausch miteinander, wie der Brite nun vor dem Großen Preis von Saudi-Arabien verrät:

© LAT
Sebastian Vettel und Lando Norris haben stets einen guten Draht zueinander Zoom
"Seb und ich sprechen hin und wieder und manchmal schreibt er mir auch", so Norris, der meint: "Meistens meldet er sich genau dann, wenn ich es wahrscheinlich am meisten brauche. Also ich liebe Seb wirklich." Der Brite bedankt sich: "Er hilft mir immer, schreibt mir, sendet mir kurze Nachrichten, die ich wirklich sehr zu schätzen weiß, vor allem von jemandem wie ihn. Das bedeutet wirklich etwas."
Gefallen haben dürften Norris in diesem Zusammenhang auch Vettels Worte in der vergangenen Woche, als er den McLaren-Piloten in einem Interview gegen die Kritik an dessen offenen Umgang mit seinen Selbstzweifeln verteidigte: "Ich habe gesehen, was Seb gesagt hat", bestätigt Norris in Dschidda.
Bei seinem Kumpel kann er sich dafür eigentlich gleich direkt bedanken, denn auch Vettel ist in Saudi-Arabien vor Ort, engagiert sich mit einem Projekt für junge Rennfahrerinnen - und nutzt die Gelegenheit, um auch in Bezug auf Norris nochmal nachzulegen: "Die Gefahr besteht jetzt darin, dass Menschen anfangen zu spekulieren, was womöglich in ihm vorgeht, und das als Schwäche deuten", sagt er bei #Sky über den zuletzt oftmals hadernden Briten.
Vettel über Norris: "Da ist nichts, was nicht stimmt"
"Warum macht er das? Was ist mit ihm los? Was stimmt nicht mit ihm? - Aber da ist nichts, was nicht stimmt. Ich glaube, jeder Mensch durchlebt in unterschiedlichen Lebensphasen dieselben inneren Kämpfe. Selbstzweifel sind das Natürlichste der Welt", erklärt Vettel - und ärgert sich gleichermaßen über die Tabuisierung: "Und doch ist es das Unnatürlichste, offen darüber zu sprechen. Und das ist falsch."
Für die Zukunft fordert der viermalige Weltmeister ein Umdenken: "Ich wünsche mir, und hoffe, dass die Medien dieses Thema aufgreifen und eine andere Perspektive einnehmen." Denn Vettel gibt zu bedenken: "Wenn man ein oder zwei oder drei Generationen zurückblickt, galt es als Schwäche, über Gefühle zu sprechen. Es war eine Schwäche, sich nach dem Rennen mit seinen Rivalen zu treffen, denn sie waren eben Rivalen."

© Motorsport Images
Ex-Weltmeister Sebastian Vettel findet es gut, dass Lando Norris sich so offen zeigt Zoom
"Ich will den Kerl schlagen, ihn im Zweikampf abdrängen - warum sollte ich ihn zum Essen einladen? Das galt als weich. Aber stimmt das wirklich?", möchte der Deutsche die alten Denkmuster aufbrechen: "Ich finde, wenn man sich die heutige Generation anschaut, die jetzt das Steuer in der Hand hat, dann erkennt man, wie sehr sie sich weiterentwickelt hat. Und das sollten wir feiern."
Vettel glaubt: "Sie verstehen sich, sie kommen miteinander aus, und trotzdem bleibt die Rivalität auf der Strecke bestehen - sie wollen sich nach wie vor gegenseitig schlagen, ohne Frage. Aber sie haben auch den Mut, über ihre Gefühle zu sprechen, über ihre Schwächen, über das Gefühl, manchmal verloren zu sein, über den Druck, den sie empfinden. Das ist großartig, denn es inspiriert auch junge Menschen, das Gleiche zu tun."
Vettel denkt an die Kinder - und sieht Norris als Vorbild
Daher fragt der 37-Jährige, der selbst Familienvater ist: "Ist es nicht ein Gewinn, wenn Kinder nicht mehr das Gefühl haben, sie müssten alles in sich hineinfressen? Wenn sie merken, dass sie sich öffnen dürfen? Und wenn Lando Norris das öffentlich tut, dann fühlen sich andere vielleicht auch freier, ihre Gefühle zuzulassen, darüber zu sprechen - und Probleme womöglich zu lösen, bevor sie überhaupt entstehen." Daher lautet Vettels Fazit: "Das ist doch eine wunderbare Entwicklung."
Allein: Warum liegt dem Heppenheimer dieses Thema überhaupt so am Herzen, dass er seine öffentliche Stimme dafür nutzt, Partei für Norris zu ergreifen? Vettel sieht sich dabei mehr als Beobachter, sagt: "Ich sehe die Reaktionen und die Resonanz - und ich will nicht behaupten, dass ich sie psychologisch analysiere - aber man nimmt die Dinge aus einer anderen Perspektive wahr, besonders wenn man selbst einmal in einer ähnlichen Situation war. Und dann liest man mitunter mehr als nur das bloße Ergebnis."


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