Toto Wolff über Horner-PK: Mir kommen gleich die Tränen!

Nach dem emotionalen Auftritt von Christian Horner in der FIA-Pressekonferenz äußert sich jetzt Mercedes-Teamchef Toto Wolff über dessen Aussagen

(Motorsport-Total.com) - Toto Wolff macht sich über den leidenschaftlichen Auftritt von Red-Bull-Teamchef Christian Horner in der Samstags-Pressekonferenz beim Grand Prix der USA 2022 in Austin, Texas, lustig; verurteilt aber gleichzeitig die Buhrufe einiger Fans gegenüber Max Verstappen und Sergio Perez, die die Red-Bull-Fahrer als "Betrüger" beschimpft haben, aufs Schärfste.

Titel-Bild zur News: Toto Wolff

Mercedes-Teamchef Toto Wolff reagiert auf die Aussagen von Christian Horner Zoom

So ein Verhalten gehe "überhaupt gar nicht", sagt der Mercedes-Teamchef in einem Interview mit 'Sky'. "Das Ausbuhen, sei es auf dem Podium oder in Fanforen, ist ein Ausufern, das will niemand sehen. [...] Das darf es nicht geben, aber so schwingt es halt immer wieder in die eine oder andere Richtung. In Österreich war es gegen Lewis, hier massiv gegen Max."

Am Samstagmorgen war auf Twitter ein Video aufgetaucht, auf dem zu sehen ist, wie Verstappen und Perez bei einem Bühnenauftritt lautstark ausgebuht und in Sprechhören als Betrüger beschimpft werden. "Wir müssen irgendwie versuchen, unsere Fans auf Schiene zu bekommen", stellt Wolff klar und ergänzt: "Solche Animositäten haben wir nicht gegeneinander."

Anders bewertet er Horners Auftritt in der FIA-Pressekonferenz ein paar Stunden zuvor, in der der Red-Bull-Teamchef einigen Konkurrenzteams eine "orchestrierte" Medienkampagne vorgeworfen hatte, um für Red Bull in der Budgetaffäre eine möglichst "drakonische" Strafe zu erwirken: "Ich habe da fast eine Träne rausdrücken müssen, als ich das gehört habe", winkt Wolff ab.

Wolff: Horner versucht, sich zum Opfer zu machen

Er argumentiert: "Fakt ist, dass neun von zehn Teams unter dem Costcap geblieben sind. Fakt ist, dass ein Team jetzt argumentiert, dass sie mit vermeintlichen Nicht-Performance-Themen drübergerutscht sind. Aber die gelten ja auch für uns alle."

"Wir haben auch darüber nachgedacht, wie viele Sandwiches wir den Leuten geben und wie wir mit verschiedenen anderen Kostenblöcken umgehen. Und womit auch immer sie drüber sind, ob eine Million, zwei oder fünf, ist ein cashwerter Vorteil, den man in Entwicklung umsetzen kann. Das ist ein bisschen umgekehrte Psychologie: Wer ist hier das Opfer? Ich denke: Es sind die neun Teams."

Hintergrund ist, dass Horner argumentiert hat, selbst wenn das Budget überzogen worden sein sollte, sei das nur in Bereichen passiert, die keine sportliche Relevanz hatten. So soll Gerüchten zufolge ein Diskussionspunkt zwischen Red Bull und der FIA sein, ob Gratisessen für die Mitarbeiter innerhalb oder außerhalb der Budgetobergrenze verrechnet werden muss.

Warum ein konsequentes Sanktionieren wichtig ist

Wolff plädiert für ein konsequentes Vorgehen seitens der FIA, denn: "In Brasilien war unser Flügel um 0,2 Millimeter drüber, und wir sind disqualifiziert worden im ersten Rennen." Und er wünscht sich eine baldige Entscheidung: "Für den Sport wäre es sicher gut, dass wir da schnell zu einem Ende kommen."

"Ich glaube, die Finanzregeln sind eine ganz wichtige Säule, neben dem technischen Reglement und dem sportlichen Reglement. Der Grund war, dass alle Teams gegeneinander mit gleichen Ausgaben kämpfen können. Wenn ein Team jetzt überschreitet, mit welchen Ausreden auch immer, ist das eigentlich gegen den Spirit, den man wollte", findet der Österreicher.

Dass Horner jetzt nicht nur den Brief von McLaren-CEO Zak Brown an die FIA kritisiert, sondern auch von einem angeblichen Leck bei der FIA spricht und sogar erklärt, dass Kinder einiger Red-Bull-Mitarbeiter auf dem Spielplatz von anderen Kindern tyrannisiert und beschimpft werden, relativiert Wolff: "Ich denke, die Politik hat immer zum Sport gehört."

Gleichzeitig stellt er klar: "Wir hätten uns auch gewünscht, dass wir das alles nicht weiter aufwärmen. Ich persönlich, beziehungsweise wir als Team, haben nach Singapur überhaupt nicht mehr zu dem Thema gesprochen. Ich habe mich da rausgehalten. Es kommt immer drauf an, wer das immer wieder aufwärmt."