• 06.11.2001 11:08

  • von Marcus Kollmann

Testfahrer 2002 noch wichtiger

Während einige Teams auf Testfahrer nicht mehr verzichten wollen und können, scheuen andere die zusätzlichen Ausgaben

(Motorsport-Total.com) - Dem Einsatz von Testfahrern kommt in der heutigen Formel 1 immer größere Bedeutung zu, denn mit der ab der kommenden Saison nicht mehr geltenden Einschränkung der Testfahrten, und dem zunehmend stärkeren Wettkampf der Teams untereinander, gewinnt der Testfahrer in Zukunft wieder an noch mehr Bedeutung.

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Top-Teams kommen ohne ihre Testfahrer, wie Alexander Wurz bei McLaren, nicht mehr aus

Zwar werden die auch als dritter Fahrer bezeichneten Piloten oftmals als Fahrer zweiter Klasse abgestempelt, jedoch ist ihr Wert nicht zu unterschätzen, denn an den Erfolgen der Teams für die sie arbeiten haben sie maßgeblichen Anteil. So nehmen sie den beiden Hauptfahrern nicht nur viel Arbeit ab, sondern treiben auch mit ihrem Wissen die Weiterentwicklung voran.

Bereits diese Saison beschäftigte fast jedes Formel-1-Team einen Testfahrer, manche Rennställe sogar mehrere. Nur einige wenige Teams verzichteten auf den Einsatz eines Testfahrers und führten die Tests mit ihren fest engagierten Piloten durch. Während sich die letztgenannte Wahl in diesem Jahr noch nicht negativ auswirkte, so ist zu erwarten, dass Teams wie Ferrari, BMW-Williams, McLaren, BAR, Jordan und Benetton, welche allesamt dieses Jahr schon ausgiebig mit ihren Testfahrern arbeiteten, 2002 noch intensiver die neuen Möglichkeiten nutzen werden und die anderen Teams möglicherweise noch weiter zurückfallen.

Der Vorteil des Einsatzes eines oder mehrerer Testfahrer liegt klar auf der Hand: Die in der Weltmeisterschaft kämpfenden Rennfahrer werden dadurch spürbar entlastet und können so in der knapp zweiwöchigen Pause zwischen den meisten Rennen auch einmal entspannen. Je mehr Bedeutung ein Team den Testfahrten beimisst und je größer die finanziellen Ressourcen sind, desto häufiger und intensiver wird getestet, hat die Vergangenheit bestätigt.

Das Sauber-Team bestritt diese Saison ohne einen festen Testfahrer und schickte stattdessen Nick Heidfeld und Kimi Räikkönen gelegentlich zu Tests auf die Rennstrecke. Jüngsten spekulativen Medienberichten zu Folge plant das Team aus Hinwil auch diese Taktik beizubehalten. Was passieren kann, wenn man die eigenen Rennfahrer durch die Doppelbelastung aus Grand Prix und Testfahrten überstrapaziert, bekam in diesem Jahr Jaguar Racing zu spüren, denn mehrmals musste Eddie Irvine die Tests vorzeitig auf Grund von heftigen Nackenschmerzen abbrechen. Kein Wunder, dass sich der Nordire mehrfach in diesem Jahr für die Engagierung eines dritten Mannes aussprach. Teams wie Arrows und Prost hatten zwar einen offiziellen Testfahrer benannt, führten mit diesen aber nur selten Tests durch, was meist an geringen Finanzen lag.

Nicht nur in der Einstufung der Wichtigkeit der Durchführung von Testfahrten, sondern letztendlich auf Grund der zur Verfügung stehenden finanziellen Ressourcen manifestiert sich der Klassenunterschied zwischen den Teams in der Formel 1. So ist bei Top-Teams wie Ferrari, McLaren und BMW-Williams eine Vorgehensweise wie bei Sauber in diesem Jahr gar nicht mehr denkbar. So machten die genannten Teams schon dieses Jahr von ihren Testfahrern, namentlich Luca Badoer, Alexander Wurz und Marc Gené, regen Gebrauch und haben diese schon fest für den Großteil aller Tests im kommenden Jahr eingeplant.

Nicht vergessen werden aber darf, dass jedes Team mit unterschiedlichem Budget operiert und oftmals den kleineren und mittelgroßen Teams die finanziellen Ressourcen fehlen, denn letztendlich bestimmt allein das Geld wie oft ein Rennstall testen geht, denn so häufig wie möglich testen wollen alle.