• 21.04.2004 14:18

  • von Fabian Hust

Senna-Unfall: Schumacher fühlte sich verantwortlich

Eine ehemalige Benetton-Mitarbeiterin über Schumachers Reaktion auf den Senna-Unfall - Warum Schumacher beinahe aufgehört hätte

(Motorsport-Total.com) - Für viele Formel-1-Fans galt Michael Schumacher lange Zeit als gefühlsloser Rennfahrer, da er vor beinharten Duellen nicht zurückschreckte und weil er der Beerdigung von Ayrton Senna nicht beiwohnte. Doch im Verlauf der Zeit hat sich das Image des Weltmeisters gewandelt.

Titel-Bild zur News: Ayrton Senna

Ayrton Senna wusste, dass Schumacher ein ernst zu nehmender Gegner ist

Als er Ayrton Sennas Siegrekord einstellte, brach er vor laufenden Kameras in Tränen aus, auch der 11. September ging dem Ferrari-Piloten äußerst nahe. Und als er in Frankreich vorzeitig Weltmeister wurde und damit den WM-Titel-Rekord von Juan Manuel Fangio egalisierte, da kullerten dem Deutschen ebenfalls Tränen über die Backen. Nun ist Schumacher vor allem für die Italiener nicht mehr der "Rennroboter ohne Emotionen".

Trotz allem Konkurrenzdenken und aller Reibereien auf und abseits der Strecke traf Sennas Tod auch seinen ärgsten Rivalen Michael Schumacher hart: "Die Tränen flossen bei ihm in Strömen", erinnert sich die ehemalige Motorhome-Verantwortliche des Benetton-Teams, Di Spiers, gegenüber der 'Times'. "Er sagte, dass es sein Fehler war, da er Ayrton zu sehr unter Druck setzte, was natürlich nicht der Fall war. Aber sein Herz war gebrochen und wir versuchten ihn zu trösten."#w1#

Besonders zu Beginn der gemeinsamen Karriere in der Formel 1 gerieten Ayrton Senna und Michael Schumacher auf und neben der Strecke aneinander. "Es gab viele Umstände, da fühlte ich mich durch ihn überhaupt nicht respektiert und manchmal versuchte er, mir auf der Strecke eine Lektion zu erteilen", erinnert sich Schumacher. "Aber darauf aufbauend denke ich, dass ich durch ihn respektiert worden bin und ich kann stolz darauf sein, dass wir schlussendlich gut miteinander ausgekommen sind."

Dem Deutschen nahmen es viele übel, dass er der Beerdigung des Brasilianers nicht beiwohnte. Doch der heute 35-Jährige hatte das Gefühl, dass es bei seiner Gemütslage nicht notwendig war, in die Kirche zu gehen oder bei der Beerdigung anwesend zu sein: "Ich gehe nicht in die Kirche, aber ich weiß, was ich glaube, was ich denke und wie es um meine Emotionen bestellt ist. Es wäre ein Einfaches gewesen, dort zu sein, denn Ayrton war mein Idol, seitdem ich ihn bei einem Gokart-Rennen sah."

Dass er dennoch nicht zur Beisetzung kam, hatte seine Gründe: "Zu dieser Zeit waren meine Emotionen und Gefühle in Bezug auf den Rennsport durcheinander. Ich wusste nicht, ob ich weiter Rennen fahren möchte. Erst nach einem Test in Silverstone hatte ich das Gefühl, dass ich weitermachen kann. Ohne diesen Test hätte ich nicht mit dem Gefühl zum nächsten Rennen fahren können, dass ich normal fahren kann. Das waren die Gründe, warum ich nicht zur Beerdigung ging, aber um ehrlich zu sein, bereue ich es jetzt, dass ich nicht dort war. Es war vielleicht die falsche Entscheidung."