• 01.09.2004 17:28

  • von Fabian Hust

Schumacher: "Lebe meinen Traum, solange ich kann"

Michael Schumacher spricht über seine Ausnahmeleistungen in der Formel 1 und kommt auch am Thema Rücktritt nicht vorbei

(Motorsport-Total.com) - 62 Pole Positions, 1.166 WM-Punkte, 82 Siege und sieben WM-Titel - Michael Schumachers Formel-1-Bilanz sprengt jede Vorstellungskraft und der Deutsche ist auf dem besten Weg, diese Zahlen weiter zu verbessern. Wenn es darum geht, zu begreifen, was er seit 1991 in der Formel 1 alles erreicht hat, tut sich der 35-Jährige schwerer, als wenn es darum geht, eine schnelle Runde auf der Strecke zu drehen: "Um ehrlich zu sein, ich bin auch nicht der richtige Typ dafür."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher legt sich nicht auf ein Rücktrittsdatum fest

Statistiken sind eben nicht die Sache des Michael Schumacher. Und zurück blickt der Kerpener höchstens durch seinen Rückspiegel am Ferrari, ansonsten geht der Blick des Rekordsiegers so gut wie immer nach vorne: "Ich bin so fokussiert auf meine nächsten Ziele, auf den nächsten Schritt und die kommenden Verbesserungen, die man am Auto vornehmen kann, dass ich nicht so viel auf das zurückblicke, was ich erreicht habe."#w1#

Testen statt Entspannen

Viel Zeit zum Zurückschauen hatte Michael Schumacher auch gar nicht. Am Montagnachmittag kam er nach der WM-Party im belgischen Spa-Francorchamps zu Hause in der Schweiz an, spielte ein wenig mit seinen Kindern und machte sich bereits am Dienstagmittag auf den Weg nach Monza, wo er zu Testfahrten wieder am Steuer seines F2004 sitzt: "Gut so!", meint Schumacher.

Schumacher begnügt sich nicht mit schönen Statistiken, er ist immer auf der Suche nach dem nächsten Erfolgserlebnis: "Manchmal denke ich schon einen kurzen Moment über das Erreichte nach, vor allem wenn man mich darauf anspricht. Aber ich glaube, man braucht viel Zeit, um darüber nachzudenken, ich brauche die Zeit, in der ich mich entspannen kann, ich brauche den Abstand. Ich denke nicht, dass drei Monate im Winter genug sind, um das alles komplett zu verstehen. Aber ich habe ja noch ein langes Leben vor mir, es gibt also genügend Zeit, um darüber nachzudenken..."

Rücktritt kommt nicht in Frage

Wird der Ferrari-Pilot also erst dann auf seine erfolgreiche Karriere zurückblicken, wenn er zurückgetreten ist? "Ja, das ist einer der Faktoren. Und ich habe ja gehört, dass ich hier heute bin, um den Rücktritt bekannt zu geben. Aber sorry, ihr alle wisst, dass ich das nicht tun werde", meint Michael Schumacher und lacht. Ein Rücktritt kommt für ihn nicht in Frage: "Ich liebe den Sport, ich habe es im Blut, mich mit anderen zu messen und zu kämpfen, zu versuchen, die Gegner zu schlagen und zu gewinnen. In gewisser Weise lebe ich dafür. Und so lange ich diesen Traum leben kann, möchte ich ihn auch leben."

Auf ein genaues Datum seines Rücktritts möchte sich Michael Schumacher nicht festlegen: "Lasst uns einfach einmal abwarten, wie lange die Wettbewerbsfähigkeit in mir ist. Das ist ganz klar ein wichtiger Punkt. So lange ich konkurrenzfähig bin und ich mit den jungen Kerlen kämpfen kann, bin ich ziemlich zufrieden. Vor zehn Jahren habe ich einmal gesagt, noch fünf Jahre. Dann verging die Zeit im Handumdrehen, und es hat immer noch Spaß gemacht. Deshalb habe ich es aufgegeben, mir ein Zeitlimit zu setzen. So lange ich mental und körperlich noch fit bin, bleibe ich dabei."

"Die beste Saison meines Lebens"

In seinen kühnsten Träumen hatte sich der Weltmeister nicht vorstellen können, dass man eine so dominante Saison wie 2002 in diesem Jahr noch einmal wird erleben können: "Wir waren mit unseren Erwartungen sehr vorsichtig, denn wir gingen davon aus, dass wir einen harten Kampf vor uns haben würden. Gott sei Dank haben wir besser gearbeitet als die anderen."

Man könne schon sagen, dass dies die beste Saison ist, die Schumacher jemals genießen durfte: "Dies war die beste Saison meines Lebens. Wir kamen zu Rennen und dachten, dass wir wirklich keine Siegchance haben und dann waren wir dominant. Das war in diesem Jahr oft der Fall. Ich dachte aber auch, dass wir in Spa dominant sein würden, wir waren es aber nicht..."

Schumachers zurückhaltende Freude

Und das war ein echtes Problem, wie Michael Schumacher auf die Tatsache, dass er in Spa sich nicht sonderlich über den Titel zu freuen schien, angesprochen zugibt: "Ich war mir nicht sicher, wie ich diesen zweiten Platz nehmen soll. Ich musste wirklich eine Weile über meine Gefühle nachdenken. Aber danach, als ich in das Motorhome kam, herrschte eine großartige Atmosphäre und ich hatte schöne Gefühle. Jede WM fühlt sich anders an, wie in Suzuka im letzten Jahr, da konnte ich auch nicht sofort feiern, da gab es gemischte Gefühle aufgrund der Tatsache, wie das Rennen verlaufen ist."