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Schumacher: "Ich kann Fangio niemals erreichen"
Der Deutsche erklärt warum er Vergleiche mit Juan Manuel Fangio auch nur ansatzweise ablehnt
(Motorsport-Total.com/sid) - Vor elf Jahren gab der König der Rennfahrer dem jungen Michael Schumacher noch väterliche Tipps, am Sonntag beim Großen Preis von Japan in Suzuka kann der Kerpener den legendären Argentinier Juan Manuel Fangio als Rekordweltmeister aus den Formel-1-Annalen verdrängen.

© Ferrari
Lehnt Vergleiche mit Fangio ab: Michael Schumacher
Doch selbst, wenn der 34-Jährige mit seinem sechsten WM-Titel Fangio überholt, für ihn selbst wird "El Chueco" (der Krummbeinige) immer die Nummer eins bleiben.
"Ich finde, was Fangio damals geleistet hat, kann ich niemals erreichen. Deshalb möchte ich mich auch nicht mit ihm vergleichen", sagt Schumacher, mit bislang fünf WM-Titeln, 71 GP-Siegen und 1037 WM-Punkten der erfolgreichste Formel-1-Fahrer aller Zeiten. Fangios Rekordmarken stammen aus einer ganz anderen Epoche. Zwischen 1951 und 1957 wurde der Argentinier fünfmal Weltmeister, davon viermal in Folge - was Schumacher am Sonntag auch schaffen kann.
"Damals war der Rennsport wesentlich gefährlicher, eine ganz andere Herausforderung. Früher stand der Mensch mehr im Vordergrund, heute ist es eine wesentlich größere Teamleistung", meint Schumacher, der vor zwei Jahren in Silverstone den Ferrari 375 F1 fuhr, mit dem Fangios Landsmann Jose Froilan Gonzales 1951 in England den ersten Sieg für die Scuderia geholt hatte. "Wenn man mal selbst in so einem Wagen sitzt, kann man nur den Hut vor den Piloten ziehen, die früher damit Rennen gefahren sind, ohne Sicherheitsgurt oder andere Schutzmaßnahmen", erklärt Schumacher.
Hans Hermann: "Schumacher hat einfach nicht das Charisma eines Fangio"
Einer dieser Fahrer war der heute 75 Jahre alte Hans Hermann. "Auch wenn Schumacher noch seinen siebten oder achten Titel holt - für mich ist Fangio der Größte", sagt der ehemalige Mercedes-Kollege Fangios und frühere Le-Mans-Sieger in einem Interview der Münchner Abendzeitung: "Schumacher hat einfach nicht das Charisma eines Fangio."
Auch für Schumachers Vorgänger Ayrton Senna war Fangio unerreichbar. "Was Fangio in seiner Zeit geschafft hat, ist ein Beispiel von Professionalität, Mut und Stil. Es gibt in jedem Jahr einen Sieger in der WM, aber das muss nicht unbedingt ein Champion sein. Fangio war ein wahrer Champion", sagte der dreimalige Weltmeister, dem durch seinen frühen Tod 1994 die Chance versagt blieb, Fangios Rekorde zu brechen.
Senna, dessen Rekord von 65 Pole Positionen eine der letzten Bestmarken ist, die Schumacher (bislang 55) noch nicht geknackt hat, war damals auch das Thema im Gespräch zwischen dem 23 Jahre alten Formel-1-Neuling und dem großen Fangio. "Du musst in der Kurve möglichst dicht aufschließen und auf der folgenden Geraden
aus dem Windschatten ausscheren", erklärte Fangio, wie man einen Senna überholen kann. Das war im Juni 1992, als sich die beiden bei einem PR-Termin von Mercedes auf dem Norisring in Nürnberg trafen und in historischen Rennwagen gemeinsam über den Kurs fuhren. Rund zwei Monate später gewann "Lehrling" Schumacher in Spa seinen ersten Grand Prix.
Fangio schon zu lebzeiten einen Legende
Fangio, der am 17. Juli 1995 - acht Monate nach Schumachers erstem WM-Titel - im Alter von 84 Jahren an einem Nierenleiden starb, war schon zu Lebzeiten eine Legende. Das vierte von sechs Kindern italienischer Einwanderer, das erst im Alter von 25 Jahren in einem geliehenen Ford T das erste Rennen fuhr, versetzte 1950
nach Einführung der Formel-1-WM die Fachwelt in Staunen. Mit drei GP-Siegen auf einem Alfa Romeo verfehlte er den Titel, den sein Markenkollege Giuseppe Farina (Italien) gewann, nur um drei Punkte.
Im Jahr darauf bescherte er dem italienischen Rennstall den zweiten und bis heute letzten WM-Titel. Zum Mythos wurde Fangio mit vier WM-Triumphen in Serie zwischen 1954 und 1957. Dabei ließ er die Tradition der Mercedes-Silberpfeile aus den dreißiger Jahren wieder aufleben. Am 4. Juli 1954 - dem Tag des WM-Triumphes der deutschen Fußballer in Bern - holte er den ersten Sieg einer deutschen Marke, 1954 und 1955 die WM-Krone.
Nach dem Rückzug der Stuttgarter ließ Fangio noch zwei weitere Titel mit Lancia und Ferrari 1956 sowie Maserati 1957 folgen. Auf dem Nürburgring feierte er 1957 seinen größten, aber auch letzten von 27 GP-Erfolgen. Mit zehn schnellsten Runden in Serie auf der legendären Nordschleife verwandelte er 48 Sekunden Rückstand noch
in einen Sieg. "An diesem Tag war ich inspiriert. Ich war vorher noch nie so gefahren und nachher auch nicht mehr", sagte Fangio.

