Sauber, Adam Baker, Gerhard Berger: Neue Details zum Audi-Einstieg in die F1
Audi übernimmt eine Mehrheit am Schweizer Sauber-Rennstall, obwohl Gerhard Berger ursprünglich den Kontakt zu McLaren hergestellt hatte
(Motorsport-Total.com) - Schon seit Wochen steht fest, wenn auch noch nicht offiziell kommuniziert, dass Porsche als Partner von Red Bull ab 2026 in die Formel 1 einsteigen wird. Jetzt nehmen auch die Formel-1-Pläne der Schwestermarke Audi, ebenfalls unter dem Dach des Volkswagen-Konzerns, konkrete Formen an. Zuletzt mit Spekulationen über eine überraschende Personalie.
© Sauber (Motorsport Network)
Audi steigt mit Mehrheitsanteilen beim Schweizer Sauber-Team in die Formel 1 ein Zoom
Hinter vorgehaltener Hand wird in der Branche getuschelt, dass Gerhard Berger Audi beim Formel-1-Einstieg beraten hat. Der Österreicher, "hauptberuflich" Chef der DTM, soll in den Verhandlungen mit dem zukünftigen Partnerteam Sauber (derzeit wegen eines Sponsorendeals als Alfa Romeo in der Formel 1 am Start) eine entscheidende Rolle gespielt haben.
Aber Berger dementiert auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com': "Ich habe keinen Formel-1-Beratervertrag mit Audi." Und er unterstreicht: "Ich habe zu Sauber kein Nahverhältnis und ganz wenig Kontakt. In etwaige Gespräche zwischen Sauber und Audi war ich nicht involviert."
Audi hatte, geführt von CEO Markus Duesmann, zunächst mit McLaren über eine Übernahme von Teamanteilen verhandelt. Vermittelt übrigens von Berger: "Ich habe den Kontakt zu McLaren hergestellt", bestätigt der Österreicher.
Berger bestätigt Vermittlerrolle zwischen McLaren und Audi
Der Königsfamilie aus Bahrain, via Staatsfonds Mumtalakat zu 60 Prozent an der McLaren-Gruppe beteiligt, hat Berger "den Kontakt vermittelt, damit sich die beiden unterhalten. Denn McLaren wäre ein Kandidat gewesen als Partner für Audi in der Formel 1."
Die Gespräche zwischen McLaren und Audi verliefen aber letztendlich im Sand. Kontakte soll es später auch zu Williams (über den ehemaligen Volkswagen-WRC-Chef Jost Capito) und Aston Martin gegeben haben. Auch daraus wurde nichts.
Zu Beginn der Formel-1-Sondierungen soll Audi sogar versucht haben, eine Partnerschaft mit Red Bull anzustreben. Konzernchef Dietrich Mateschitz und Motorsportkonsulent Helmut Marko konnten sich aber von Anfang an eher für die Variante Porsche erwärmen.
Dass der Red-Bull-Porsche-Deal in seinen Grundpfeilern längst gemacht ist, weiß die breite Öffentlichkeit spätestens seit dem "Marokko-Leak". Der damalige Volkswagen-CEO Herbert Diess hatte schon Anfang Mai erklärt, dass die Pläne von Porsche "relativ konkret" seien, jene von Audi hingegen "noch nicht so sehr".
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Seither hat Audi jedoch im konzerninternen Wettrennen auf die Überholspur gewechselt. Die offizielle Bekanntgabe des Formel-1-Einstiegs mit Sauber soll unmittelbar bevorstehen und möglicherweise bereits am Rande des kommenden Rennwochenendes in Spa-Francorchamps erfolgen.
Red Bull und Porsche: Was dauert da so lang?
Bei Porsche und Red Bull zieht sich die Bekanntgabe hingegen. Wochenlang wurde das noch nicht feststehende Motorenreglement für 2026 als Grund dafür genannt - zuletzt auch von Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko: Die Sache sei "ganz einfach", sagte er in Ungarn in einem Interview mit 'Motorsport-Total.com'.
"Der Vorstandsbeschluss von VW lautet: Wenn das technische Reglement den Kriterien entspricht, dann haben sie das Mandat, in die Formel 1 zu gehen. [...] Rein formell gibt es dieses neue Reglement aber noch nicht. Der FIA-Präsident wird das ja angeblich in einem E-Mail-Voting demnächst über die Bühne bringen. Erst dann geht es offiziell los."
Seit 16. August ist das Reglement auch formell verabschiedet, doch von Red Bull und Porsche gibt es immer noch keine offizielle Kommunikation. Wenn neue Details bekannt werden, dann über die Kartellbehörde in Marokko, die erst dieser Tage ein neues Dokument mit weiteren Details veröffentlicht hat.
Bei Audi geht das schneller. Sauber-Eigentümer Finn Rausing hatte erst Ende 2021 ein Angebot von Michael Andretti abgelehnt, das Sauber-Team für 350 Millionen Euro zu verkaufen.
Rausing soll dem Vernehmen nach auf den Fortbestand der Sauber-Gruppe am Standort Hinwil und dem Erhalt der Arbeitsplätze bestanden und außerdem weitere 250 Millionen Euro als Einlage ins Team gefordert haben, um das Team in sicheren Händen zu wissen. Das war Andretti letztendlich zu viel.
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Mit Audi bekommt Sauber einen starken Partner, der laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' für weniger Anteile (Rausing soll als Minderheitseigentümer an Bord bleiben) mehr zu zahlen bereit ist als Andretti. Mit der Zusage, Sauber als Werksteam weiterzuentwickeln - ganz ähnlich der Sauber-BMW-Konstellation zwischen 2006 und 2009.
Interessant: Der heutige Audi-CEO Markus Duesmann, der den Formel-1-Einstieg der Marke mit Hochdruck vorangetrieben hat, war zwischen 2007 und 2009 Entwicklungsleiter des BMW-Sauber-Teams und kennt die Gegebenheiten in Hinwil von damals noch wie seine eigene Westentasche.
© Volkswagen
Markus Duesmann, CEO von Audi, gilt als großer Befürworter eines Formel-1-Programms Zoom
Der Plan umfasst, das Chassis weiterhin in Hinwil zu bauen, wo sich nach wie vor einer der modernsten Windkanäle der Formel 1 befindet. Der Antriebsstrang soll am Audi-Standort in Neuburg entstehen und somit auf deutschem Boden entwickelt und produziert werden. Anders als Konzernschwester Porsche, die große Teile des Antriebsstrangs in England entwickeln wird.
Berger traut Audi Erfolg in der Formel 1 zu. Bereits im Frühjahr 2022 sagte der DTM-Chef in einem Interview: "Audi hat eine hervorragende Motorenabteilung. Wenn Audi Formel 1 macht, traue ich denen zu, ein gutes Bild abzugeben. Technisch sind die gut. In der DTM sind sie mit ihrem Motor zum Teil Kreise um die anderen gefahren."
Adam Baker wird Audis Projektleiter für die Formel 1
Ähnlich wie bei Porsche soll auch bei Audi für das Formel-1-Projekt eine neue Gesellschaft gegründet werden. Als Geschäftsführer ist laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' Adam Baker vorgesehen, den Audi Ende 2021 für "Sonderaufgaben" engagiert hat. Baker war davor unter anderem bei BMW, wo er erstmals auf Duesmann getroffen ist, und bei der FIA tätig.
Naheliegend gewesen wäre für den Posten auch der bisherige Sportchef Julius Seebach, als CEO von Audi Sport erfahren im höheren Management. Seebach steht jedoch unmittelbar vor der Ablöse als Sportchef und wird laut Recherchen von 'Motorsport-Total.com' eine neu geschaffene Stelle in der Entwicklungsabteilung von Audi übernehmen.
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