Saison 2010: Hamilton aus dem Gleichgewicht
McLaren-Star Lewis Hamilton macht seine privaten Stimmungsschwankungen für das Abschneiden in der vergangenen Saison verantwortlich
(Motorsport-Total.com) - Mit einem innovativen F-Schacht und zwei britischen Champions war McLaren in die Saison 2010 gegangen. Jenson Button zeigte vor allem in den ersten Saisonrennen starke Leistungen und zwei Rennsiege, nach seinen Erfolgen in der Türkei und Kanada übernahm Lewis Hamilton schließlich die Spitze von seinem Teamkollegen - McLaren-Doppelführung im Sommer, alles lief nach Plan. Doch am Ende hatten die beiden Topstars dennoch das Nachsehen.
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Lewis Hamilton wirkte in der abgelaufenen Saison oft nachdenklich
"Es ist lange her, dass ich eine Meisterschaft mal nicht unter den besten Drei abgeschlossen habe", sagt Hamilton im Rückblick gegenüber der 'BBC'. "Vierter zu werden ist nichts, auf das ich besonders stolz sein kann. Es gab eine ganze Reihe von Rennen, wo ich Punkte verloren habe. Diese verschenkten Punkte hätten mich im Kampf um die WM in eine bessere Position bringen können. Das Jahr hätte viel besser verlaufen sollen."
Der Weltmeister von 2008 ging phasenweise extrem aggressiv zu Werke, geriet beispielsweise mehrfach mit Mark Webber aneinander. Im Rahmen einer Umfrage wurde Hamilton zwar zum "coolsten Fahrer 2010" gewählt, jedoch kochten seine Emotionen regelmäßig über. Die Ursache dafür sieht der Brite unter anderem in seinem Privatleben. "Es lief im privaten Bereich nicht alles so glatt, wie es hätte sein sollen", meint der 25-Jährige.
Hamilton spricht im 'BBC'-Interview nicht über konkrete Zwischenfälle in seinem Privatleben. Man darf jedoch davon ausgehen, dass seine "Abnabelung" von Vater Anthony Hamilton, der zuvor sein Manager war, ebenso Spuren hinterlassen hat wie die zwischenzeitliche Trennung von Freundin Nicole Scherzinger. "Bei meinem Job kommt es darauf an, dass die Kombination aller Einflüsse gut zusammenpasst. Es geht nicht nur darum, zur Strecke zu kommen und ein schnelles Auto zu fahren."
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Das Verhältnis zu Vater Anthony und Freundin Nicole war nicht immer gut Zoom
"Es geht auch darum, sein Auftreten und seine Launen im Griff zu haben. Wichtig sind auch die Leute, mit denen du dich umgibst. Du musst ihnen die notwendige Zeit widmen können, das Verhältnis zu Familie und Freunden muss im Lot sein", erklärt Hamilton, ohne jedoch detailliert von seinen speziellen Sorgen des Jahres 2010 zu berichten. "Sobald eines der Puzzleteile nicht mehr an seinem Platz ist, dann wird es schwierig, seinen Job richtig zu machen."
Die Winterpause will der frühere Champion nutzen, um die Wogen im Privatleben zu glätten. "Dann kann ich mich wieder voll auf meinen Job konzentrieren. Hoffentlich sogar noch besser als jemals zuvor", erklärt der 25-Jährige seinen Wunsch. "Mein Plan ist es, alle Probleme aus der Welt zu schaffen, damit ich zu hundert Prozent frei im Kopf sein kann. Ich möchte keine mentalen Einflüsse von außen mehr erleben, keine Ablenkungen mehr."
Hamilton vergleicht seine Situation mit jener von Stargolfer Tiger Woods. Der amerikanische Profigolfer hatte seltsame Unfälle, diverse Affären, schließlich folgte die Scheidung von Elin Nordegren, der Mutter seiner zwei Kinder. "Er hatte viele, viele Dinge, die ihn in diesem Jahr aus der Bahn geworfen haben. Aber er spielt immer noch, schafft sogar immer noch Birdies", sagt der McLaren-Pilot. "Für ihn war es ein sportlich schlechtes Jahr, aber für andere sind diese Leistungen immer noch bewunderswert. Er ist eine Legende."