• 27.06.2001 11:35

Ralf will Michaels Goldenes Jubiläum vertagen

Ralf will seinen dritten Sieg, Michael seinen 50. Jubiläumssieg und David Coulthard übt sich in Galgenhumor

(Motorsport-Total.com/dpa) - Den 50. Formel-1-Sieg vor Augen, den revanche-lüsternen kleinen Bruder im Nacken: Nur eine Woche nach dem heiß diskutierten Startduell vom Nürburgring steht der dreimalige Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher am Wochenende in Magny-Cours vor dem Goldenen Jubiläum. Doch nach der Demütigung in der Eifel will vor allem Ralf Schumacher den Ferrari-Star im 10. der 17 Saisonrennen vom Rekordkurs abbringen. "Jetzt freue ich mich auf das nächste Duell in Frankreich, hoffentlich diesmal mit dem besseren Ende für mich. Das habe ich Michael auch am Telefon gesagt", kündigte der BMW-Williams- Pilot Revanche an.

Titel-Bild zur News: Ralf und Michael Schumacher

Ralf Schumacher ist bei den Experten in Frankreich der Favori

Den nächsten Akt im Familien-Theater dürfen die schnellsten Brüder der Welt beim Großen Preis von Frankreich am Sonntag über fast 306 Rennkilometer aufführen - und alle sind gespannt. "Bruder oder nicht, hier wird hart gekämpft. Wir erwarten auch von Ralf, dass er sich so verhält wie Michael", fordert BMW-Sportdirektor Gerhard Berger. Der Österreicher glaubt indes nicht, dass das bislang gute Verhältnis der beiden Kerpener unter der Konkurrenzsituation leidet.

"Sie müssen sich nur daran gewöhnen. Der Michael daran, dass sein Bruder ihm nicht nur einen Sieg abjagen kann, sondern sein härtester Gegner ist, der gegen ihn zukünftig um den WM-Titel fährt. Und Ralf, dass sein Bruder es sich nicht leisten kann, Rücksicht zu nehmen", sagte Berger der 'Bild'-Zeitung.

Zwar hat Ralf Schumacher, der am Qualifikations-Samstag seinen 26. Geburtstag feiert, dem harten Fahrstil des Großen seinen Segen erteilt, doch verziehen hat er ihm nicht. "Na ja, sonderlich amüsant ist so etwas natürlich nicht", klagte der zweimalige Saisonsieger über die Tricks des dreimaligen Weltmeisters. "Es war hart, aber nie unfair. Ich hätte es genauso gemacht", ließ er nach zweitägiger Funkstille aus seiner Wahlheimat Österreich verlauten. "Ich kenne seine Fahrweise und er meine. Damit müssen wir leben. Wir schenken uns eben nichts."

Wenn zwei sich streiten, freut sich normalerweise der Dritte. Doch Silberpfeil-Pilot David Coulthard, der Michael Schumacher im Vorjahr auf dem 'Circuit de Nevers' den "Stinkefinger" zeigte, als der ihn während des Rennens "schnitt", flüchtet sich in Galgenhumor. Auf dem Nürburgring sei man eine halbe Sekunde pro Runde zu langsam gewesen, fand der Schotte und scherzte: "Wir hoffen, dass es in Magny-Cours nur vier Zehntel sind." In der WM-Wertung liegt der Vorjahressieger bereits 24 Punkte hinter Michael Schumacher. Ralf Schumacher ist Vierter mit einem Rückstand von 43 Zählern auf den WM-Spitzenreiter.

Die Mönchengladbacher Nick Heidfeld im Sauber und Heinz-Harald Frentzen im Jordan-Honda wollen in Frankreich ihre Pechsträhne beenden. Frentzen, der gerade erst die Vertragsverlängerung mit dem britischen Team bekannt gab, soll Spekulationen zufolge ab 2003 bei Neueinsteiger Toyota im Cockpit sitzen.

Michael Schumacher kommt die Schwäche von McLaren-Mercedes auf dem Weg zum ewigen Rekord des Franzosen Alain Prost (51 Grand-Prix-Siege) gerade recht. "Das sieht nicht ganz so rosig aus", bewertet Michael Schumacher die Lage der silbernen Konkurrenz, die vor der Saison als härtester Rivale gehandelt wurde. Vom zweimaligen Weltmeister Mika Häkkinen (Finnland) hört man nur noch Rücktrittsgerüchte. "Trotzdem werde ich nicht den Fehler machen, jemanden abzuschreiben. Ich werde auch nicht von der WM träumen, ehe sie vorbei ist", sagt der 31-Jährige, der sich momentan eher vor BMW-Williams fürchten muss.

"Magny-Cours ist eine meiner Lieblingsstrecken. Wir hatten sehr vielversprechende Tests", gab Ralf Schumacher im Vorfeld kräftig Gas. Die Reifen - BMW-Williams fährt als eines der wenigen Topteams Michelin-Pneus - werden dank des glatten Asphalts eine ganz wichtige Rolle spielen. "Wir kennen den Kurs besser als jeden anderen, auf dem wir bislang in diesem Jahr angetreten sind", sagt Pierre Dupasquier, der Motorsport-Direktor des nach 17-jähriger Abstinenz in die Formel 1 zurückgekehrten Herstellers Michelin. Sogar Ferrari soll nach einem Bericht der 'Sport-Bild' an den Reifen Interesse haben und über einen Wechsel von Bridgestone zu den Franzosen nachdenken.