Norris: "Ich hasse diese Frage so sehr" - Pole-Mann Piastri will sich unterordnen

McLaren rast im Sprint-Quali von Brasilien in die erste Reihe, hat dabei aber ein Problem: Lando Norris geht wegen einer Reporterfrage indes die Hutschnur hoch

(Motorsport-Total.com) - Scheinbar alles in der Formel 1 dreht sich nur noch um das WM-Duell Lando Norris gegen Max Verstappen - doch dem Briten in Diensten von McLaren ist die überspitzte Berichterstattung im Schlussspurt des Titelkampfes zu viel.

Titel-Bild zur News: Lando Norris

Nur Platz zwei für WM-Aspirant Lando Norris im Sprint-Qualifying von Sao Paulo Zoom

Auf die Frage, ob es nach seinem zweiten Platz im Qualifying für das Sprintrennen bei ihm für Zuversicht sorge, dass Rivale Verstappen am Freitag nicht über Rang vier hinauskommt, bricht es aus Norris heraus: "Es interessiert mich nicht. Ich hasse diese Frage so sehr ... es ist mir egal, wo er sich qualifiziert!"

Der McLaren-Star erklärt: "Ich konzentriere mich einfach nur auf meinen Job, das ist es. Wisst ihr, es ist einfach jedes Mal die gleiche Frage. Aber es macht keinen Unterschied, ob er Erster ist oder Letzter, ich gebe mein Bestes."

Piastri vor Norris: Falscher McLaren auf Sprint-Pole

Am Samstag reicht das, trotz einer über weite Strecken dominanten Vorstellung, im Sprint-Quali zwar für die erste Startreihe, nicht aber für Platz eins - ist McLaren mit der starken Pace dennoch Favorit? "Morgen ist ein neuer Tag, wir werden sehen", will Norris keine voreiligen Schlüsse ziehen, wenngleich er sich freut: "Heute haben wir definitiv gute Fortschritte erzielt."

Dabei sei das Sprint-Quali "eine große Verbesserung im Vergleich zu heute Früh" gewesen: "Da hatten wir viele Schwierigkeiten. Etwas überraschend also, dass wir heute dann so schnell waren, aber natürlich angenehm. Eine gute Runde." Zumindest die erste in SQ3: "Auf meiner letzten Runde hatte ich zu viele Fehler drinnen, bin dann einfach an die Box", erklärt Norris, und lobt: "Aber guter Job als Team."

Oscar Piastri muss Teamkollege Lando Norris im Saisonendspurt unterstützen

Oscar Piastri muss Teamkollege Lando Norris im Saisonendspurt unterstützen Zoom

Denn die Pole für den Sprint schnappt sich Stallgefährte Oscar Piastri - etwas überraschend, wie Sky-Experte Timo Glock findet: "Im Qualifying war er [Norris] lange Zeit eigentlich in der eigenen Liga, immer zwei, drei Zehntel davor. Hat mich ein bisschen gewundert, dass es dann eben im entscheidenden Moment nicht ganz gereicht hat mit dem ganz weichen Reifen."

Dennoch ist Glock überzeugt: "Grundlegend hat man einen Schritt gemacht und geht weiterhin aggressiv vor, was die Entwicklung angeht." McLaren habe ein "sehr gutes Paket", und zuletzt - etwa mit dem neuen Heckflügel - auch an den richtigen Stellen nochmal nachgelegt: "Das hat mit diesem Medium-Downforce-Paket, mit diesem neuen Flügel sehr, sehr gut funktioniert", sagt der Deutsche.

Piastri: "Lando braucht die Punkte viel dringender"

Pole-Mann Piastri stimmt ihm dabei vollumfänglich zu: "Ja, das ist gut. Es ist ein konstantes Pushen vom Team, zu versuchen, das Auto noch schneller zu machen, und dieser Flügel ist für uns hier ein nettes Upgrade. Wir sind ziemlich zufrieden damit."

Doch bei aller Stärke bleibt die Frage: Wie löst der Rennstall das Problem, dass mit Blick auf die WM am Samstag beim Sprint-Start der falsche McLaren vorne steht? Seit Baku hat man sich im Team aus Woking grundsätzlich dafür entschieden, und darauf verständigt, dass der Australier Norris im Titelkampf unterstützen soll - entsprechend will sich Piastri am Samstag auch verhalten:

Mit dem neuen Heckflügel hat McLaren nochmal eine Schippe draufgelegt

Mit dem neuen Heckflügel hat McLaren nochmal eine Schippe draufgelegt Zoom

"Wir werden sehen, wie morgen bei uns beiden die Pace ist. Ich denke, ein Doppelsieg ist mal das erste Ziel, und dann werden wir sehen, wie die Reihenfolge ist", sagt Piastri nach der Sprint-Pole zu Sky. Er stellt aber auch klar: "Ich weiß ja, dass Lando um die Fahrer-WM kämpft, und für das Team macht es keinen Unterschied, wie rum wir ankommen. Es wäre nett, zu gewinnen, aber es ist nur ein Punkt Unterschied und nicht das Hauptrennen, also schauen wir mal."

Dem McLaren-Piloten ist bewusst: "Lando braucht die Punkte in der Fahrer-WM viel dringender als ich. Natürlich will ich trotzdem gewinnen, also werde ich mich bemühen eine gute Pace zu haben, und ich bin sicher, das wird nicht übersehen."

Stella: "Werden Lando unterstützen"

Auch McLaren-Teamchef Andrea Stella geht die Sache gewohnt pragmatisch an, sagt mit Blick auf eine Stallorder am Freitag in Sao Paulo: "Wir kämpfen noch um beide Meisterschaften, Lando ist dabei der Fahrer, der im Rennen um den Fahrertitel ist - es ist also natürlich, dass wir Lando unterstützen werden."

Dabei streicht der Italiener aber heraus: "Wir haben immer gesagt, dass wir das im Geiste unserer Prinzipien machen werden, welche auf Integrität, Sportlichkeit und Fairness für beide Fahrer beruhen." Der Teamchef gibt sich transparent, weist deshalb darauf hin, "dass in Austin und Mexiko zum Beispiel Lando ein paar Upgrades hatte, die nicht für beide Autos verfügbar waren".

McLaren-Teamchef Andrea Stella ist weiter um Fairness unter den Piloten bemüht

McLaren-Teamchef Andrea Stella ist weiter um Fairness unter den Piloten bemüht Zoom

Stella: "Wir haben sie deshalb Lando gegeben, um den Fahrer zu unterstützen, der um die WM kämpft. Gleichzeitig führen wir aufgrund unseres Ansatzes auch fast täglich Gespräche mit beiden Fahrern, um sicherzustellen, wenn gewisse Aktionen in einer umkämpften Session nötig sind, dass das mit dem Einverständnis beider Seiten passiert - denn wir schauen auf die Saison, aber auch auf die Zukunft."

Mit Blick auf die unmittelbare Gegenwart ist Piastri indes am Freitag in erster Linie froh, in Brasilien wieder voll bei der Musik zu sein, nach einem eher durchwachsenen Mexiko-Wochenende. Der McLaren-Pilot sagt: "Ich denke, es ist vielleicht noch ein bisschen besser zusammengekommen als erwartet, aber wir haben uns schon nach dem ersten Training ganz zuversichtlich gefühlt."

"Die neuasphaltierte Strecke hat sich nur sehr rasant entwickelt, war am Ende fast anderthalb Sekunden schneller", erklärt der Australier. Auf die Reifen habe der Asphalt glücklicherweise aber auch eine Auswirkung gehabt: "Sie haben bei der letzten Runde auf Soft für eine zweite Runde gehalten, das war nett, denn so konnte ich es auf die Pole schaffen."

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