Monisha Kaltenborn: Motor wird 2017 nicht entscheidend sein
Die Sauber-Teamchefin steht hinter ihrer Entscheidung für Ferrari-Vorjahresantriebe - Ex-Williams-Boss übt hefitge Kritik an Regelhütern: "Unfair und unsportlich"
(Motorsport-Total.com) - Niemand glaubt Monisha Kaltenborn, wenn es um den Wechsel der Sauber-Mannschaft zu Ferrari-Vorjahresmotoren für die Formel-1-Saison 2017 geht. Dennoch bleibt die Österreicherin bei ihrem gebetsmühlenartig vorgetragenen Argument, ihr Team profitiere sportlich von dieser Entscheidung. "Der Motor wird keineswegs entscheidend sein", betont Kaltenborn im 'Deutschlandfunk'. Sie setzt auf Chassisentwicklung im Windkanal und glaubt nicht an Quantensprünge der V6-Hybride.
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Grund dafür sind große Fortschritte im vergangenen Jahr - trotz der nun aufgehobenen Tokenregel - und eine weitere Veränderung der Bestimmungen für 2018. "Wenn man sich anschaut, was alles an zusätzlicher Entwicklung gekommen ist, wird es von der Performance her gar nicht so viel mehr geben", sagt Kaltenborn. "Die Hersteller haben bereits das kommende Jahr im Visier." Denn 2018 werden nur drei statt wie bisher vier Komponenten zur Verfügung stehen, ehe es Strafen hagelt.
"Dann steht Zuverlässigkeit an erster Stelle. Für ein Team wie unseres ist es wichtig, eine gewisse Stabilität für Performance- und Aerodynamikentwicklung zu haben", unterstreicht Kaltenborn, die mit dem Kompromiss offenbar gut leben kann. Ganz im Gegensatz zu Ex-Williams-Chef Adam Parr, der den Einsatz von Vorjahresmotoren als "völlig falsch" bezeichnet, damit aber nicht die Sauber-Entscheidung meint. Vielmehr geht es dem Briten um diejenigen, die die Regeln machen.
Im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' regt sich Parr auf: "Es ist nicht unfair, sondern unsportlich, wenn Mercedes, Ferrari oder Renault Antriebe liefern, die nicht so gut sind wie ihre eigenen." Das war bis 2015 auch verboten, doch dann fand Toro Rosso keinen Zulieferer und die Bestimmungen wurden aufgeweicht. "Ich verstehe nicht, wieso die Regel geändert wurde", schüttelt Parr den Kopf und klagt: "Für mich ist es ein Beispiel dafür, wie die Regelhüter in diesem Sport versagt haben."
Klar ist: Weil Sauber nicht das Geld hat, um ein Überchassis zu bauen, wird das Team nie mit den Werksteams mithalten können. Im Gegensatz zu den Vorjahren haben sie aber nicht einmal mehr die theoretische Möglichkeit dazu. "Es ist moralisch falsch und wohl auch nicht rechtens", hadert Parr. "Das ist, als würde festlegt, dass der FC Chelsea ein kleineres Tor bekommt als Manchester United. Die Leute wollen Sport mit Athleten, die eine faire Chance haben." Die Pakete der Teams würden nie komplett identisch sein. Aber es sei der Job der FIA und des FOM, den Wettbewerb so fair wie möglich zu gestalten.