McLaren-Teamchef Stella: Die Gegner reden uns viel stärker als wir sind

Kein McLaren auf Pole in Dschidda: Teamchef Andrea Stella erklärt, warum das für ihn keine große Überraschung war - und mahnt in Bezug auf die schnelle Konkurrenz

(Motorsport-Total.com) - Als haushoher Favorit war McLaren vor dem Qualifying zum Großen Preis von Saudi-Arabien gehandelt worden, am Ende verpasste das Papaya-Team aber die Pole: Einerseits, weil WM-Leader Lando Norris in Q3 spektakulär crashte, andererseits, weil Weltmeister Max Verstappen überraschend einen Wimpernschlag schneller war als Oscar Piastri.

Titel-Bild zur News: Der Blick geht über die Schulter: Andrea Stella traut der Konkurrenz nicht

Der Blick geht über die Schulter: Andrea Stella traut der Konkurrenz nicht Zoom

McLaren-Teamchef Andrea Stella möchte im Nachgang jedoch nicht von einer Überraschung sprechen: "Es ein interessanter Punkt, denn intern dachten wir stets, dass Russell und Verstappen sehr nah an uns dran sind. Obwohl wir im Training ein paar Zehntel vorne lagen, wussten wir immer, dass das wegen des Run-Profils und der Entscheidungen, die man im Training trifft, nur so aussieht - die Abstände wirken größer, als sie wirklich sind", so der Italiener.

Zwar sei es korrekt, "dass unser Auto unter nahezu allen Bedingungen gut ist", sagt Stella: "Wohingegen es so aussieht, als ob einige Konkurrenten Schwierigkeiten bekommen, wenn es etwas heißer wird oder der Wind aus einer bestimmten Richtung kommt. Ich denke, dass wir - dank der Qualität unserer Fahrer und der Eigenschaften unseres Autos - in jeder Beziehung ziemlich gut aufgestellt sind."

Stella: "Haben heutzutage ziemlich viele Informationen"

Der Effekt für das große Gesamtbild sei jedoch: "Deshalb sehen wir im Training schneller aus, als wir im Vergleich zu Verstappen und Russell tatsächlich sind", glaubt Stella: "Wenn wir uns die Zahlen anschauen und die Anforderungen der Strecke betrachten, unterscheidet sich der Kurs hier nicht sehr von Suzuka. In Suzuka war Verstappen auf Pole und das mit einem Vorsprung von 12 Tausendsteln", erinnert Stella.

Von wegen haushoher Favorit: Die Gegner sind McLaren auf den Fersen ...

Von wegen haushoher Favorit: Die Gegner sind McLaren auf den Fersen ... Zoom

"In gewisser Weise wiederholt sich die Geschichte hier jetzt: Er ist wieder auf Pole, diesmal mit 10 Tausendsteln Vorsprung, und er lag in Q2 zwischen unseren beiden Autos - und alle lagen innerhalb von 50 Tausendsteln", rechnet der Teamchef vor: "Das sind die Zahlen, die zählen. Was im Training passiert, zählt nicht wirklich. Das hängt davon ab, welche Programme die Teams fahren, wie viel Sprit sie mitnehmen oder welchen Motormodus sie verwenden."

Deshalb sei es für ihn persönlich auch keine Überraschung gewesen, Verstappen am Ende wieder vorne zu sehen: "Wir haben heutzutage ziemlich viele Informationen. Wir haben GPS-Overlays, wir sehen ihre Geschwindigkeiten und verstehen, welchen Motormodus sie verwenden, welches Spritniveau sie fahren. Selbst wenn wir es nicht genau wissen, verstehen wir mittlerweile gut genug, mit welcher Spritzuladung sie unterwegs sind", sagt Stella über die Konkurrenz.


"Wir lassen uns nicht blenden, wir lassen uns nicht mitreißen. Und ehrlich gesagt denke ich, auch von eurer Seite sollte man mittlerweile daran gewöhnt sein, dass man die Trainingszeiten mit Vorsicht interpretieren muss", ermahnt er die Journalisten, und bringt noch ein weiteres Element ins Spiel: Bewusstes Tiefstapeln. "Unsere Konkurrenten sind ziemlich clever darin, den Druck auf McLaren zu verlagern, indem sie sagen: 'Oh, McLaren ist viel weiter vorne.' Das ist ihr Job", findet der Teamchef.

"Sie sind gut im Auto, sie sind gut außerhalb des Autos, und es steht ihnen zu, das zu sagen - aber ich denke, wir alle müssen vorsichtig sein bei der Interpretation der Trainingsdaten", blockt Stella in Bezug auf McLarens vermeintlichen Favoritenstatus ab: "Für mich ist die Realität: Wir müssen das Auto verbessern. Das war die zentrale Botschaft im Briefing, und das ist schon seit einiger Zeit die zentrale Botschaft ans Team - und daran werden wir auch in Zukunft weiterarbeiten."

Damit Verstappen einem nicht wieder die Pole wegschnappt - ganz gleich, ob überraschend oder nicht...