McLaren: Große Probleme mit den 18-Zoll-Reifen
Mit Platz fünf und nur einem Podestplatz hat McLaren nicht die Saison absolviert, die man sich erhofft hatte: Schuld sind auch Probleme mit den neuen 18-Zoll-Reifen
(Motorsport-Total.com) - Nach den ersten Testfahrten 2022 galt McLaren als einer der Mitfavoriten auf den WM-Titel in der abgelaufenen Formel-1-Saison, doch die Erwartungen konnte der Rennstall nicht erfüllen: Am Ende musste man sich mit Platz fünf und gerade einmal einem Podestplatz begnügen. Was McLaren das Leben schwergemacht hat, waren dabei vor allem die neuen 18-Zoll-Reifen von Pirelli.
© Motorsport Images
Bei McLaren wurden die neuen Reifen zum großen Problemfaktor Zoom
Die neuen Reifen standen in diesem Jahr gar nicht so sehr im Fokus, da sich die Probleme eher auf Porpoising und die aerodynamischen Auswirkungen des neuen Reglements fokussierten. Doch McLaren schien mit den neuen steifen Reifen größere Schwierigkeiten zu haben als die Konkurrenz und musste seinen Fokus an Rennwochenenden häufig darauf verschieben.
Der neue Teamchef Andrea Stella erklärt die Umstände: "Seit ihrer Einführung haben sie mit den starken Vorderreifen für ein relativ scharfes Verhalten des Autos gesorgt, wenn das Auto geradeaus fährt", sagt er. "Aber je mehr man den Lenkeinschlag auf die Vorderreifen überträgt, desto mehr bauen sie ab, und ab einem gewissen Punkt bauen sie ziemlich schnell ab."
Das gilt aber natürlich für alle Teams und ist kein McLaren-spezifisches Problem. "Ich denke, selbst wenn man die Pirelli-Berichte sieht, in denen von der Balance für alle die Rede ist, ähneln sie normalerweise der Balance, die von unseren Fahrern kommentiert wird", so Stella.
"Zu den Reifen kommen dann noch die Eigenschaften des Autos hinzu, die das grundlegende Verhalten der Reifen abschwächen. Und je nachdem, wie stark diese abmildernden Elemente des Autos sind, desto mehr kann man den verfügbaren Grip ausnutzen", erklärt er weiter. Darin liegt für McLaren aber die Krux.
"Ich denke, dass es definitiv einige Aspekte an unserem Auto gibt, die das grundlegende Verhalten der Reifen nicht gut abmildern", sagt Stella. "Aber ich denke, letztlich ist es für alle gleich."
Ricciardo mit größeren Schwierigkeiten als Norris
Aber auch die Fahrer waren ein Faktor. Ziemlich offensichtlich war dabei, dass Lando Norris teamintern deutlich besser zurechtkam als Daniel Ricciardo, der nur 37 Punkte holte und für 2023 durch Oscar Piastri ersetzt wird.
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"Wir haben in den vergangenen Jahren gesehen, dass das Fenster, in dem sich Daniel wohlfühlt, etwas kleiner ist als das von Lando", bestätigt der neue Teamchef. "Diese Eigenschaften, die ich zuvor beschrieben habe, wirken sich also auf seine Leistung aus."
Wenn diese Charakteristiken nicht so sehr in Erscheinung treten, sei Ricciardos Leistung eigentlich okay, wie Stella sagt, "aber wenn diese Eigenschaften ausgeprägt sind, aus welchen Gründen auch immer, dann denke ich, dass sich das auf seine Leistung auswirkt. Und wir haben gesehen, dass Lando ein bisschen besser damit umgehen kann."
"Darüber könnte ich ein Buch schreiben ..."
Auch McLarens Technikchef James Key stimmt zu, dass die Reifen eine der großen Schwachstellen des MCL36 waren: "Darüber könnte ich ein Buch schreiben, um ehrlich zu sein", hadert er. "Wir haben intern sehr viel darüber diskutiert. Es sind keine seltsamen Eigenschaften, denn wir können sehen, was passiert. Es gibt einen großen Einfluss der Reifen, und alle haben das gleiche Problem."
"Es kommt wirklich darauf an, wie gut man das Problem entschärft", sagt Key weiter. "Wir haben lange darüber diskutiert, ob es einen bestimmten Teil unseres Prozesses oder ein Werkzeug gibt, das wir verwenden und das uns vielleicht ein wenig anfälliger für diese Art von Verhalten macht, das wir bei diesen Dingen beobachten."
In gewisser Weise habe McLaren ähnliche Aspekte dieses Problems auch in den vergangenen Jahren schon beobachtet, "aber es gibt auch andere Faktoren, die im letzten Jahr noch nicht da waren", betont Key. "Es ist also nicht so, dass wir mit diesem speziellen Problem in einem Trott feststecken."
"Wir scheinen nur etwas anfälliger dafür zu sein, dass die Abhilfemaßnahmen nicht so stark sind, wie sie sein könnten. Und genau darüber haben wir diskutiert. Ich denke also, dass wir mechanisch alles getan haben, was wir können."
Alte Probleme besser, neue Probleme da
McLaren hatte für die Saison 2022 versucht, ein anderes Konzept einzuschlagen. Die Vorgänger des MCL36 litten darunter, dass sie langsam in Kurven waren, dafür aber Vorteile auf den Geraden hatten. Am deutlichsten wird das wohl durch den Doppelsieg im Highspeed-Tempel von Monza 2021. Doch McLaren wollte weg davon, nur auf einem Streckentyp stark zu sein.
"Das Problem, das wir vergangenes Jahr hatten, ist bei diesem Auto viel besser geworden", sagt Key. "Aber es gibt noch andere Probleme mit diesen Autos, die nur bei diesen Autos auftreten, und es scheint, dass sich das wiederum etwas negativ auf uns ausgewirkt hat."
"Aber ich würde nicht sagen, dass es etwas Besonderes ist. Es ist einfach etwas, womit jedes Auto zu kämpfen hat. Manchmal funktioniert es für uns ziemlich gut und ist überhaupt kein Problem. Manchmal ist es etwas auffälliger, und es wird zum Zentrum unserer Aufmerksamkeit an einem Wochenende."
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