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Lowdon über Cadillacs Formel-1-Debüt: "Allen ist klar, dass die Uhr tickt"
Im exklusiven Interview gibt Graeme Lowdon von Cadillac ein Update zum Formel-1-Debüt seines Teams im Jahr 2026 und versichert: "Wir liegen im Zeitplan"
(Motorsport-Total.com) - "Scheitern ist keine Option" - so lautete der Leitsatz im Film Apollo 13 von 1995, in dem NASA-Flugdirektor Gene Kranz, gespielt von Ed Harris, versucht, drei Astronauten in einem beschädigten Apollo-Raumschiff zu retten.

© LAT Images
Graeme Lowdon sieht Cadillac für sein Formel-1-Debüt auf einem guten Weg Zoom
Dieses Motto zieht sich auch durch die Büros des jungen Cadillac-Formel-1-Teams, das sich als US-amerikanisches Team in einer entscheidenden Phase seiner Planung befindet.
An den weltweiten Standorten - unter anderem in Silverstone (Europa-Basis), in Charlotte und am neuen Hauptsitz von Andretti Global in Indianapolis - laufen bereits die Countdowns für wichtige Meilensteine: der erste Motorstart des ersten Formel-1-Autos, der geplante Shakedown Ende Januar in Barcelona und der Saisonauftakt in Australien.
Für Teamchef Graeme Lowdon stellt sich nicht die Frage, ob das Team zum Debüt bereit sein wird: "Das steht nicht zur Diskussion. Wir müssen bereit sein", sagt er im exklusiven Gespräch mit Motorsport.com, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com.
"Eines der faszinierenden Dinge im Motorsport sind die unverrückbaren Deadlines. Niemand wird uns erlauben, das erste Rennen eine Woche später zu fahren. Allen ist klar, dass die Uhr tickt. Wir haben einen Kalender, den alle Beteiligten teilen, mit mehreren wichtigen Terminen pro Monat - sei es für Designfreigaben oder Komponententests. Im Moment liegen wir im Zeitplan", verrät der 59-Jährige.
Cadillac stellt jeden Tag eine Person ein
Um diese Deadlines einzuhalten, wird der Standort Silverstone kontinuierlich ausgebaut. Laut Lowdon stellt das Team derzeit über eine Person pro Tag ein. Ein Blick auf die LinkedIn-Seite von Cadillac zeigt, dass noch viele Stellen offen sind. Das technische Führungsteam steht bereits seit einiger Zeit fest.
Der frühere Renault-Ingenieur Nick Chester ist technischer Direktor, Ex-Williams-Mann Jon Tomlinson leitet die Aerodynamik, und John McQuilliam - ein früherer Weggefährte von Lowdon bei Manor - ist Chefdesigner. Unterstützt werden sie unter anderem von Engineering-Berater Pat Symonds sowie Ex-Haas-Teammanager Peter Crolla.
"Wir haben jede Woche ein Teammeeting - ich erinnere mich noch ans erste, da waren wir zu dritt. Heute sind es Hunderte", sagt Lowdon. "Wahrscheinlich stellen wir aktuell etwas mehr als eine Person pro Tag ein - richtig gute Leute, mit denen ich schon früher zusammengearbeitet habe. Es ist für mich ein großes Vergnügen, wieder mit einigen dieser Leute im Rennsport aktiv sein zu dürfen."
Neben dem europäischen Zentrum in Silverstone wird Cadillac auch im neuen US-Hauptquartier von Andretti Global in Indiana sowie einem GM-Standort in Charlotte, North Carolina, präsent sein. Außerdem nutzt das Team weiter den Toyota-Windkanal in Köln.
"Wir bauen Fabriken im Vereinigten Königreich und ein riesiges neues Flaggschiff-Hauptquartier in Indianapolis. Ich freue mich sehr darauf, dass die Leute sehen, wie das wird - ich denke, das wird für US-Formel-1-Fans ein echter Gamechanger", so Lowdon.

© Cadillac Communications
So oder so ähnlich könnte der Renner von Cadillac für 2026 aussehen Zoom
"Es ist immer eine Herausforderung, mehrere Standorte zu koordinieren, aber wir sehen darin eine Chance. Unser Hauptsitz ist in Indianapolis - die Heimat von IndyCar."
"Unsere neue Antriebseinheit entsteht in Charlotte, wo wir auch viel im Bereich Fahrzeugdynamik und Simulatoren arbeiten - das ist die Heimat von NASCAR. Und dann haben wir die Basis in Silverstone, der Heimat der Formel 1. In all diesen Städten ist klar, worauf der Fokus liegt. Da wird Motorsport gelebt."
Fahrerfrage noch offen: Das sind die Optionen
Lowdon ist kein Neuling, wenn es darum geht, ein Formel-1-Team von Grund auf aufzubauen. Allerdings sind die Umstände heute ganz anders als bei seinem früheren Projekt "Manor", das 2010 in die Formel 1 einstieg und unter verschiedenen Namen sieben Jahre lang überlebte, bevor es 2016 eingestellt wurde - da waren Lowdon und Mitgründer John Booth allerdings schon nicht mehr an Bord.
"Diesmal haben wir mehr Zeit", vergleicht Lowdon. "Damals hatten wir etwa sieben Monate - eine echte Herausforderung. Wenn ich heute daran zurückdenke, ist es kaum zu glauben."
"Die Spielregeln haben sich seither massiv verändert. Heute ist vieles stabiler - aber auch komplizierter. Was ich aus der Zeit damals gelernt habe: Je mehr sich verändert, desto mehr bleibt gleich. Die Grundlagen beim Aufbau eines Teams sind immer dieselben."
Cadillacs Formel-1-Projekt nahm Fahrt auf, als das Team beim Las-Vegas-Grand-Prix im November 2023 endlich die offizielle Genehmigung erhielt, als elftes Team in die Serie einzusteigen. Damit konnte man offen auf Personal und Partner zugehen - nicht mehr nur auf Basis von Hoffnung und Vision.
"Das vorherrschende Gefühl war Erleichterung", sagt Lowdon. "Ich habe nie daran gezweifelt, dass wir die Zulassung bekommen würden - sonst hätte es genug Gründe gegeben, das Ganze abzublasen. Die Frage war nur: Wie lange dauert es?"
"Aus persönlicher Sicht war es ein wunderbares Erlebnis, diese Nachricht an alle im Team zu kommunizieren und ihre Reaktionen zu sehen. Damals waren wir schon über 300 Leute - fast die Größe von Haas. Und jede einzelne dieser Personen hat sich einem Team angeschlossen, das noch gar keinen Startplatz hatte. Wir durften uns noch nicht einmal offiziell ein Formel-1-Team nennen. Das verdient meinen größten Respekt."
Eine der nächsten großen Entscheidungen für Cadillac betrifft die Fahrerwahl. Im Gespräch mit Motorsport.com sagte Teamberater Mario Andretti Anfang des Jahres, dass man weiterhin einen amerikanischen Fahrer im Team haben wolle.
Colton Herta, der IndyCar-Star des Teams, sei weiterhin ein Top-Kandidat - vorausgesetzt, er bekommt die FIA-Superlizenz. Herta hat sich seither zwar ein Stück weit vom ständigen Formel-1-Rummel distanziert, ist aber weiterhin im Gespräch.

© LAT Images
Auch der erfahrene Valtteri Bottas ist eine Option für Cadillac Zoom
Weitere verfügbare Fahrer sind unter anderem Mercedes-Reservepilot Valtteri Bottas und Ex-Red-Bull-Pilot Sergio Perez. Beide bringen über ein Jahrzehnt Formel-1-Erfahrung mit, was für ein neues Team von großem Wert sein kann.
Lowdon hält sich mit einer klaren Aussage zur Frage eines US-Fahrers zurück, deutet jedoch an, dass dies nicht unbedingt schon im ersten Jahr passieren müsse. "Wir wählen unsere Fahrer nach Leistung aus. Leistung zu haben, schließt einen amerikanischen Pass ja nicht aus. Es gibt viele gute Optionen", sagt er.
"Aber man darf ein Formel-1-Team nicht nur daran messen, was es dieses oder nächstes Jahr macht. Wir sind hier, um zu bleiben. Ich glaube, die Fans würden es lieben, einen amerikanischen Fahrer in einem amerikanischen Team zu sehen. Und es spricht nichts dagegen. Aber wir müssen eben nach Leistung entscheiden und das Team aufbauen - denn es gibt einige sehr erfahrene Fahrer auf dem Markt."
"Wir konnten bei der letzten Runde der Fahrerverhandlungen nicht mitmischen, daher hinken wir im Zeitplan etwas hinterher. Aber das hat auch Vorteile - momentan sind viele sehr gute Fahrer verfügbar. Wenn wir das Fahrer-Line-up dann zusammenstellen, wie auch immer es aussieht - es wird ein starkes sein."


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