• 03.10.2013 17:08

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Herkulesaufgabe Formel 1: In 66 Tagen um die Welt

Während Hamilton und Button angesichts 22 Grands Prix eine Zerreißprobe für ihre Crews befürchten, fordert Massa eine bessere Zeitplanung - Optimismus in Mexiko

(Motorsport-Total.com) - Die geplante Erweiterung des Formel-1-Kalenders auf 22 Grands Prix in der Saison 2014 stellt den Tross der Königsklasse vor eine gewaltige Aufgabe. Da die Arbeitsbienen der Szene schon jetzt an den Grenzen ihrer Belastbarkeit angelangt zu sein scheinen, stellt sich die Frage, inwiefern sich dieser Aufwand überhaupt noch stemmen lässt. "Es geht in der Formel 1 darum, Dinge zu erreichen, die normal nicht möglich wären. Aber das ist die schlimmste Aufgabe, die wir jemals hatten", meint Sam Michael.

Titel-Bild zur News: Flugzeug in Bahrain

Die Formel-1-Stars werden künftig noch mehr Zeit im Flieger verbringen Zoom

McLarens Sportdirektor ist nicht der einzige, der Bedenken anmeldet. Monisha Kaltenborn ist besorgt: "Mehr als 20 Rennen ist einfach zu viel", warnt die Sauber-Teamchefin und wird deutlich: "Wir sind alle dabei, uns zu verkleinern, habe keine Testteams mehr. Man muss wissen, wann Schluss ist, wenn auch noch Testfahrten während der Saison kommen." Weil die im Nachgang der Grands Prix auf den identischer Strecke stattfinden sollen, brauche es zusätzliches Personal - schließlich müssen die Boliden parallel für das nächste Rennen vorbereitet werden. "Mit den aktuellen Strukturen ist das nicht mehr möglich, von der Materialfrage und der Logistik ganz abgesehen", so Kaltenborn.

Auch die Piloten zeigen sich skeptisch: "Ich liebe es, Rennen zu fahren, also würde ich noch viele mehr bestreiten. Aber für die Teams ist es schwierig", weiß Lewis Hamilton, der für die Belange seiner Mechaniker immer ein offenes Ohr hat. "Wir testen seit Januar, da bleibt den Jungs in der Fabrik und uns Reisenden nicht viel Zeit", betont der Mercedes-Pilot. Felipe Massa glaubt, dass das Problem weniger in der bloßen Quantität der Grands Prix liegt, sondern in der Zeitplanung.

Mexiko dabei? Mäzen Slim zuversichtlich

Der Brasilianer wünscht sich unausgesprochen mehr so genannte Back-to-Back-Rennen, also Termine im Wochentakt. Die gibt es bisher maximal im Doppelpack. "Es ist nicht wirklich komfortabel. Wir müssen uns überlegen, was man besser machen kann", moniert Massa, der vor zwei Wochen in Singapur war, dann wieder auf Heimreise und am Donnerstag die Liebsten aus Südkorea grüßt. "Das Problem ist, dass man nach Japan fliegt, aber nicht gleich zum nächsten Rennen (nach Indien, Anm. d. Red.) - sondern zurück und wieder nach Asien."

Hinzu kommt, dass der Spaß zwischen vier Kontinenten ein hübsches Sümmchen an Reisekosten verschlingt. Jenson Button wundert sich, hatte er doch etwas von wirtschaftlicher Vernunft gehört: "Wenn man sich das Thema Kostensenkung anschaut, dann geht das definitiv nicht in die richtige Richtung", meint der Brite unumwunden, obwohl es von den Teams Signale gibt, dass sich der finanzielle Mehraufwand rentiere. Und Force-India-Star Paul di Resta beglückt: "Toll, neue Länder zu bereisen, neue Strecken zu fahren und weiteren Menschen die Formel 1 nahezubringen."

Ob Mexiko einer dieser Staaten ist, die die Königsklasse missioniert, ist genau wie die Premiere in New Jersey und einer Rückkehr nach Südkorea noch unklar. Finanzier und Förderer Carlos Slim zeigt sich gegenüber 'Mexico Today' zuversichtlich, dass der Rennzirkus im November 2014 in der Hauptstadt aufschlägt: "Es ist ein stabiles Land, die Wirtschaft floriert und es gibt Fahrer, mit denen sich die Menschen identifizieren. Es fügt sich alles zusammen und die Promoter machen einen guten Job", so der Multi-Milliardär.

Einer von diesen Piloten ist Sergio Perez, der sich ebenfalls optimistisch zeigt: "Es ist noch nichts bestätigt und nur ein vorläufiger Kalender, aber ich spüre große Chancen, dass es klappt." Esteban Gutierrez läuft das Wasser im Munde zusammen: "Das wäre etwas ganz Besonderes." Allerdings sind seine Teilnahmeaussichten derzeit trübe. Perez' McLaren-Teamkollege mimt den Spielverderber der Fiesta mexicana: "Ich glaube, es werden noch ein paar Rennen verschwinden. 22 sind viel", prognostiziert er mit Blick auf die Situation der Teams.

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