• 16.08.2001 16:17

Heinz-Harald Frentzen zieht im "Fall Jordan" vor Gericht

Heinz-Harald Frentzen nahm am Donnerstagnachmittag in Ungarn noch einmal Stellung zur "Causa Jordan"

(Motorsport-Total.com/dpa) - Ein sichtlich gut gelaunter Heinz Harald Frentzen hat vor dem Neuanfang in Budapest im Schlagabtausch mit seinem Ex-Chef Eddie Jordan die nächste Runde eingeläutet und den Gang vor Gericht angekündigt. "Fakt ist, er hat mich entlassen", sagte Frentzen am Donnerstag auf dem Hungaroring und stellte klar, dass er trotz seines neuen Engagements im Prost-Team um sein Recht kämpfen werde: "Das ist ganz sicher." Zuvor hatte der Formel-1-Pilot in einem Interview der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung' den von Jordan aufgebrachten Vorwurf der Lüge gekontert: "Ich habe keine unwahren Aussagen gemacht, sondern nur die Geschichte so wiedergeben, wie sie abgelaufen ist. Was Eddie da behauptet, ist Unsinn."

Titel-Bild zur News: Heinz-Harald Frentzen

Heinz-Harald Frentzen war am Donnerstag sichtlich gut gelaunt

Vor seinem mit Spannung erwarteten Debüt beim Großen Preis von Ungarn am Sonntag erzählte der 34-Jährige noch einmal, dass er erst vier Tage vor dem Großen Preis von Deutschland in Hockenheim durch ein "Kündigungs-Fax" von seinem Rauswurf informiert worden sei. Rennstallbesitzer Jordan hatte diese Darstellung zuletzt als "total falsch" zurückgewiesen. Erneut ließ der Ire in einem Interview in der Budapest-Woche kein gutes Haar an seinem früheren Piloten: "Das Team brauchte neue Motivation."

Im "Haifisch-Team" soll nun Jean Alesi die Zähne zeigen, der mit Frentzen das Cockpit tauschte. "Für Frentzen ist es auf alle Fälle ein Abstieg, für Alesi ein Aufstieg", bewertete BMW-Sportdirektor Gerhard Berger den ungewöhnlichen Wechsel. Es spricht allerdings für den Rennfahrer Frentzen, dass er trotz der Unkenrufe das Risiko ("Darüber mache ich mir keine Gedanken") nicht scheute und zum "Tabellen-Vorletzten" der Konstrukteurswertung wechselte. Nur vier Punkte holte das Team des viermaligen Weltmeisters Alain Prost bisher.

"Mir war es einfach zu langweilig, mir zu Hause Gedanken über meine Zukunft zu machen. Dafür ist mir mein Talent zum Rennfahren zu schade. Ich betrachte es als Herausforderung unter dem Motto: Entdecke die Möglichkeiten." Für Frentzen, der neben dem Auto auch die Reifen wechselt und künftig auf Michelin seine Runden drehen wird, wird es eine Fahrt mit vielen Unbekannten: "Ich fange bei Null an. Das ist aber auch unglaublich spannend."

Sein neues Team ist in Budapest ganz am Ende des Fahrerlagers platziert. Sein neues blaues Rennauto stand am Donnerstag in der Box, die Mechaniker bastelten eifrig an dem Wagen und blickten optimistisch in die Runde. Denn ganz so schlecht können die mit einem Ferrari-Motor ausgestatteten "Hinterbänkler" nicht sein: Prost (19 Zielankünfte) fiel bei den bisherigen zwölf Grand Prix weit weniger aus als Jordan (13).

Der im Prost-Blau gekleidete Frentzen war nach seiner Zwangspause in Hockenheim erleichtert über die Rückkehr in den Formel-1-Zirkus, auch wenn er schwer beschäftigt war. "Ich werde wohl in Budapest mehr Stress haben als bei jedem anderen Formel-1-Rennen in meiner Karriere", vermutete er. Immerhin hat der 34-Jährige seit 1994 bereits 122 Grand Prix gefahren und auch drei gewonnen. "Wer in die Statistik schaut, wird erkennen, dass ich für Jordan einiges geleistet habe", sagte er.

Frentzen wundert sich deshalb über seinen Ex-Chef, der behauptet hatte, vor dem überraschenden Rauswurf mehrmals mit ihm kommuniziert zu haben. "Entgegen der Darstellung habe ich auch nach dem Rennen in Silverstone kein Wort mehr mit Eddie gesprochen. Es gab nur einen Anruf vom Team, dass ich in Monza nicht testen werde. Vielleicht erinnert sich Eddie ja nicht mehr so richtig. Ich habe aber alles schriftlich."

Im Fall Frentzen/Jordan geht es vor allem um viel Geld. Über 30 Millionen Mark (rund 15,5 Millionen Euro) sollen als Abfindung im Gespräch sein. Wie nahe die Trennung Frentzen, der auf eine saftiges Schmerzensgeld hoffen darf, gegangen ist, zeigt seine Einschätzung: "Vom Menschen Eddie Jordan bin ich sehr enttäuscht." Von seinem neuen Team ist Frentzen begeistert empfangen worden. "Nach meinen ersten Eindrücken habe ich das Gefühl, dass die Resultate von Prost nicht der Qualität der Mannschaft entsprechen. Ich war überrascht, wie professionell bei Prost gearbeitet wird."