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Hamilton: "Das wird der beste Sieg bleiben"
Lewis Hamilton analysiert seinen ersten Monaco-Sieg, dem er wie Ayrton Senna viele folgen lassen möchte - Ron Dennis zahlt die Siegerparty
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton ist der König von Monaco: Nachdem er im Vorjahr noch durch einen Nichtangriffspakt bei McLaren-Mercedes um den Sieg gebracht worden war, holte er sich 2008 endlich den Triumph im Fürstentum - und das trotz eines Mauerkusses zu Beginn. Und das Allerbeste: Teamchef Ron Dennis zahlt für die Siegerparty! Warum, das erklärte Hamilton in der FIA-Pressekonferenz.

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Gelber Helm im McLaren: Lewis Hamilton auf den Spuren von Ayrton Senna
Frage: "Lewis, wie ist es, den Monaco-Grand-Prix zu gewinnen?"
Lewis Hamilton: "Unglaublich! Es ist ein unglaubliches Gefühl, sehr emotional. Die letzten 20 Runden waren sehr emotional und ich habe nur versucht, meine Emotionen im Zaum zu halten, das Auto auf der Straße zu halten und daran zu glauben, dass ich es schaffen kann. Ich habe schon oft gesagt, dass ich sehr viel Selbstvertrauen habe, aber hier musst du auch Glück haben. Heute ist es gut für mich gelaufen, also bin ich sehr glücklich."#w1#
Monaco ist das Größte
Frage: "Ist dieser Sieg dein bisher größter?"
Hamilton: "Dies ist mein bester Sieg, ganz sicher. Selbst wenn ich hier noch einmal gewinnen sollte, was ich vorhabe, wird das der beste Sieg bleiben. In der Formel 1 zu sein und in Monaco zu fahren und auch noch zu gewinnen - klasse! Ich stand zwar nicht auf Pole-Position, aber ich war sehr optimistisch und habe es nach Hause gebracht. Die Jungs haben einen guten Job gemacht, wie man sehen konnte. So viel Spaß hatte ich noch nie in einem Rennen."
Frage: "Trotz all der Unterbrechungen und der schwierigen Bedingungen?"
Hamilton: "Ja. Im Nassen war es schwierig, sehr schwierig sogar. Ich habe einmal die Mauer geküsst und konnte es nicht glauben. Ich war sicherer Zweiter und hätte locker gewinnen können, aber dann krachte ich in die Mauer. Zum Glück hat das Team so schnell reagiert, denn als ich es ihnen gesagt habe, war ich schon in Kurve zwölf. Eine tolle Reaktion!"
Frage: "Warst du überrascht, dass du nur drei Plätze verloren hast?"
Hamilton: "Schon ein bisschen, aber ich hatte es mir auch gedacht, denn die Leute hinter uns hatten ja keine gute Sicht, während ich nur hinter Felipe (Massa; Anm. d. Red.) war. Aber ich war sicher überrascht, denn ich wusste ja nicht, ob ich als Zehnter oder noch schlechter wieder rauskommen würde. Dabei war ich Fünfter. Ich kannte die Abstände an der Spitze nicht und war zu dem Zeitpunkt viel schwerer, daher musste ich auf die Reifen achten und das Auto auf der Strecke halten."
Frage: "Hast du geglaubt, dass du trotzdem noch gewinnen kannst?"
Hamilton: "Ich schätze, es ist einfach Rennfahrerinstinkt, dass man trotzdem optimistisch bleibt. Ich habe gedacht, okay, das kann ich noch gewinnen. Ich musste halt reinkommen, verlor auf der Runde nicht allzu viel Zeit und war als Fünfter wieder auf der Strecke. Mir ging nur durch den Kopf, dass ich mir so etwas nicht noch einmal erlauben sollte."
"Ich glaube nicht, dass es Glück war, dass dabei nicht mehr kaputt gegangen ist. Ich habe nicht sonderlich gepusht und touchierte die Barriere nur mit dem Hinterrad, daher war nur die Felge kaputt. Aber es stimmt schon, man braucht hier ein bisschen Glück und man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Genau das ist passiert. Nach dem Zwischenfall konnte ich meine Reifen richtig nutzen und vom Benzin profitieren, um in Führung zu gehen."
Kein Wechsel der Reifenspezifikation
Frage: "Du hast beim Reparaturstopp nachgetankt. Welche Reifen hast du genommen?"
Hamilton: "Auf normalen Regenreifen (Intermediates; Anm. d. Red.), genau wie vorher. Wir haben natürlich viel nachgetankt, damit wir einen langen Stint fahren können, wenn es notwendig werden sollte. Als es dann am Ende trockener wurde, hat das Team gesagt, dass ich nicht gleich reinkommen muss, weil unser Vorsprung so groß war. Wir kamen zum Stopp, gingen wieder raus und ich lag 40 Sekunden vorne. Da hätte man leicht auch verlockt sein können, etwas mehr zu pushen, aber ich habe es locker angehen lassen. Es hat aber Spaß gemacht."
Frage: "Am Anfang konnte Felipe Massa noch davonziehen. Was ist dir da durch den Kopf gegangen?"
Hamilton: "Ich hatte das Gefühl, dass wir den Speed haben. Ich war direkt hinter ihm und sehr schnell. Ich dachte mir aber, vielleicht wäre es klüger, ein bisschen nachzulassen und es easy angehen zu lassen, denn die Streckenbedingungen waren ein Fragezeichen. Ich war in den ersten Runden ziemlich happy. Und dann holte er den Hammer raus. Da wusste ich, dass wir zulegen müssen. Gerade als ich aufzuholen begann, kam der Zwischenfall mit der Mauer. Ich blieb aber optimistisch und war wirklich überrascht, dass ich so weit vorne wieder auf die Strecke zurückkam. Ich habe den Kopf nicht hängen lassen. Ich wusste, dass ich noch im Rennen bin."
Frage: "Hast du im Regen deinen Fahrstil verändert?"
Hamilton: "Ja, das macht man automatisch. Man kann bei weitem nicht so spät bremsen, man muss die Bremsbalance anpassen, man kann nicht an den gleichen Punkten schalten und man muss nach der trockensten Linie suchen. Man hat immer Aquaplaning und Gischt im Gesicht, daher kann man noch nicht einmal sehen, wo die Bächlein sind. Da muss man einfach so gefühlvoll wie möglich sein und jede noch so kleine Bewegung des Autos wahrnehmen. Wenn es trocken ist, kann man sich darauf verlassen, dass das Auto stabil ist, aber heute war es hart. Aber es war für alle gleich. Bis zu meinem Mauerkuss war Felipe vielleicht etwas besser unterwegs, aber danach fasste ich mir ein Herz und dann lief es besser."
Rosberg-Unfall macht Vorsprung zunichte
Frage: "Nach dem Unfall von Nico Rosberg gab es noch einmal eine Safety-Car-Phase. Damit war dein Vorsprung wieder weg."
Hamilton: "Mir war klar, dass es ein ereignisreiches Rennen werden würde. Ich hoffe, dass es Nico gut geht. Das Team hat am Funk gesagt, dass er okay zu sein scheint. Es sah aber nach einem massiven Crash aus. Leider war damit mein Riesenvorsprung weg. Das Team hat gesagt, es geht noch 13 Runden - und die Strecke wurde immer trockener. Es war noch nicht vorbei. Aber ich hatte die Reifen unter Kontrolle und das brachte uns den Sieg."

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"Na, Lewis, was willst du heute trinken - Johnnie Walker gibt uns einen aus!" Zoom
Frage: "Wie war der Restart mit der niedrigen Reifentemperatur?"
Hamilton: "Ich habe einen guten Job gemacht, scheint es. Im Vorjahr in Kanada war ich ja in der gleichen Situation, also habe ich da nicht geschwitzt. Natürlich hatten alle Probleme damit, die Reifen wieder auf Temperatur zu bekommen, aber ich konnte mir einen kleinen Vorsprung herausfahren und bin am Ende cool geblieben. Aber ich habe ehrlich die Runden runtergezählt - und es waren viele in meinen Augen!"
Frage: "Ist so ein Sieg für dich schöner als einer, den du locker in der Sonne herausfahren kannst?"
Hamilton: "Ja. Ein Rennen von der Pole-Position zu fahren und dann easy zu gewinnen, das ist nicht so gut wie von Platz drei zu starten und all die Dramen eines Rennens mitzubekommen. Das war vielleicht eines der aufregendsten Rennen meiner Karriere überhaupt. Vor allem nach meinem Fehler war es besonders schön, das Ding noch zu gewinnen."
Frage: "Als du am Mittwoch angekommen bist, hast du gesagt, dass du alles unternehmen wirst, um heute zu gewinnen. Welche anderen Dinge hast du noch gemacht, um dein Ziel zu erreichen?"
Hamilton: "Ich habe dieses Rennen so oft gesehen und Ayrton (Senna; Anm. d. Red.) hat hier so oft gewonnen, daher wollte ich das auch unbedingt schaffen. Hier gewinnen nur die besten Fahrer, daher ist es ein großes Ziel gewesen. Das Team hat noch besser gearbeitet als sonst und ich denke, dass ich trotz des kleinen Unfalls besser gefahren bin als in der Vergangenheit."
Frage: "Du erwähnst Ayrton Senna. War es als Kind schon dein Traum, hier in diesen Straßen einmal den Grand Prix zu gewinnen?"
Hamilton: "Definitiv, ja. Schon früher war das immer meine Lieblingsstrecke, weil es hier den Tunnel gibt, das Schwimmbad und so weiter. Das sieht einfach spektakulär aus und dadurch ist es mein Lieblingsrennen geworden. Damals wusste ich noch gar nicht, dass Stadtkurse einfach das Beste sind. Dann kam ich hierher und durfte das alles 2005 das erste Mal erleben. Da dachte ich mir gleich: Wow, das ist die beste Strecke der Welt!"
Hamilton ein Monaco-Spezialist
"Ich habe 2005 gewonnen, auch 2006, im Vorjahr war ich sehr nahe dran. Im Qualifying war ich Dritter, aber ich blieb optimistisch und habe daran geglaubt, aber mit dem Regen wusste niemand, was passieren würde. Wie wir vergangenes Jahr in China gesehen haben, glatzen die Reifen ab - und dann kannst du dich leicht drehen oder die Mauer touchieren, wie es mir passiert ist. Es ist aber alles gut gegangen."
Frage: "Glaubst du, dass du jetzt eine ähnliche Ära wie Ayrton Senna lostreten kannst?"
Hamilton: "Das wäre großartig, aber dieses Wochenende hat gezeigt, dass alles passieren kann. Ich werde nicht sagen, dass ich nächstes Jahr wieder gewinne. Natürlich werde ich zurückkehren und versuchen, wieder zu gewinnen, aber alles ist möglich. Ich hoffe, dass dies der Beginn von etwas Besonderem ist, ja."
Frage: "Wirst du heute Nacht DJ sein?"
Hamilton: "Ich schätze, wir werden Spaß haben. Meine ganze Familie ist hier, also werden wir Essen gehen, hoffentlich mit dem ganzen Team. Eine witzige Geschichte: Ron (Dennis; Anm. d. Red.) hat sich am Funk gemeldet. Mein Ingenieur hat gesagt: 'Die Drinks gehen heute Nacht auf dich!' Ich habe gesagt: 'Kein Problem.' Und Ron meinte: 'Macht euch keine Sorgen, ich zahle heute!' Noch besser! Also werden wir heute eine schöne Zeit haben, aber wir müssen uns auch auf das nächste Rennen konzentrieren. Das fällt einem immer leichter, wenn man so ein Momentum im Rücken hat."
Frage: "Adrian Sutil hatte heute übrigens riesiges Pech nach einem tollen Rennen, er wurde von Kimi Räikkönen abgeschossen. Er ist gut mit dir befreundet. Willst du ihn aufmuntern?"
Hamilton: "Sie sind beide ausgeschieden? Auweia. Das habe ich gar nicht mitbekommen. Was soll ich sagen? Adrian ist ein guter Freund. Er ist bekannt für seinen starken Kopf, also denke ich, dass er sich davon erholen wird. Er braucht so gute Leistungen wie heute. Ich drücke ihm die Daumen und wünsche ihm, dass es nun mit diesem Schwung weitergeht."

