George Russell setzt auf Kühlwesten - Lewis Hamilton bleibt kritisch
Kühlwesten halten langsam Einzug in die Formel 1, doch nicht alle Fahrer sind überzeugt vom Hightech-Hilfsmittel gegen die Hitze im Cockpit
(Motorsport-Total.com) - Die Temperaturen in der Formel 1 steigen - und das nicht nur auf der Strecke. Vor allem bei Rennen im Nahen Osten wie Bahrain oder Katar werden die Cockpits der Boliden zu regelrechten Hitzekammern.

© LAT Images
Diese Jacke hilft George Russell, vor dem Rennen cool zu bleiben Zoom
Um der enormen Belastung entgegenzuwirken, setzen Teams vermehrt auf technische Hilfsmittel wie Kühljacken und -westen. Doch während manche Fahrer die Innovation begrüßen, sehen andere sie eher skeptisch. Einer, der sich bereits aktiv abkühlt, ist Mercedes-Pilot George Russell.
So ist die silberne Jacke, in der der Brite zuletzt wiederholt an der Strecke gesehen wurde, nicht etwa ein Fashion-Statement. "Das sind keine Raumanzüge", erklärt Russell lachend. "Sie sind eher dafür gedacht, uns abzukühlen. Vor allem beim Warten in der Startaufstellung, wenn wir in der prallen Sonne stehen - in feuerfesten Overalls, die alles andere als atmungsaktiv sind."
Russell beschreibt, wie die Kühljacke eine wichtige Ergänzung zur herkömmlichen Eisweste darstellt: "Normalerweise trägt man eine Eisweste, aber bei 30 Grad in der Sonne hält das Eis nicht lange. Die Jacke hilft, diese Kühlung zu verlängern."
Spürbare Erleichterung - aber nicht ganz bequem
In Bahrain setzte Russell erstmals auch ein aktives Kühlsystem während des Rennens ein und fuhr mit einer Fahrerkühlweste. "Es ist gut - oder großartig - zu sehen, dass wir als Team versuchen, die Grenzen zu verschieben und der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein."
"Das Wasser hatte zu Beginn etwa 16 Grad", berichtet er, "und das merkt man sofort, wenn es anfängt zu zirkulieren. Das Cockpit hat über 50 Grad - da fühlt sich das ziemlich gut an."
Trotzdem gibt es noch Optimierungsbedarf. "Der Komfort war nicht optimal", gibt Russell zu. "Diese Kühlweste ist aktuell noch ein Standardmodell von der Stange, aber wir arbeiten bereits an einer eigenen Version." Diese wird allerdings erst in ein paar Wochen einsatzbereit sein.
Dieses Wochenende wird der Mercedes-Fahrer daher auf das bekannte Modell zurückgreifen. "Mich hat der fehlende Komfort in Bahrain nicht groß gestört, weil es eine eher langsame Strecke ist.
Aber hier in Dschidda mit den schnellen Kurven und den ganzen Schläuchen um meine Rippen herum - das könnte schon problematisch werden. "Aber das System an sich ist absolut renntauglich", sagt er.
Hamilton: Will das nicht in meinem Auto haben
Lewis Hamilton hingegen geht das Thema anders an. "Eigentlich hatte ich nur zwei Rennen in meiner Karriere, die so extrem waren", erinnert er sich. "Zum Beispiel Malaysia in meinem ersten Jahr. Da hat mein Trinksystem nicht funktioniert, ich war am Ende total dehydriert. Und Singapur letztes Jahr war ziemlich brutal."
"Aber ich liebe das", ergänzt der Ferrari-Fahrer. "Das ist genau das, was den Sport ausmacht. Wir sind Top-Athleten - es soll hart sein. Außerdem sind die Autos heutzutage leichter zu fahren als früher in meiner Karriere - auch wenn sie schwerer geworden sind."
Deshalb wolle er das Kühlsystem nicht verwenden, wenn es sich vermeiden lässt. "Das ist ein laufender Entwicklungsprozess. Es gibt Leute, die noch daran arbeiten. Aber im Moment ist es nicht verpflichtend."
Hamilton selbst sieht den Schlüssel dafür, extreme Bedingungen zu bewältigen, nicht in technischen Hilfsmitteln, sondern in der persönlichen Vorbereitung: "Ich will lieber schauen, wie ich meinen Körper vorher runterkühlen kann, wie ich besser hydriert bin. Für mich gehört das zur Challenge dazu."
Der siebenfache Weltmeister kritisiert zudem das zusätzliche Gewicht des Systems: "Das Ding bringt fünf Kilo zusätzlich ins Auto, und kein anderer würde das freiwillig machen."
Bei allem Verbesserungsbedarf sagt Hamilton aber auch: "Ich verstehe, dass es hart ist, und man will nicht, dass Fahrer ohnmächtig werden. In Katar war es bei einem Rennen extrem heiß - da bin ich allerdings gecrasht, also hab ich das Rennen nicht erlebt. Ich finde es gut, dass es die Technologie gibt, aber für mich persönlich gehört so etwas nicht ins Auto. Das ist nur meine Meinung."


Neueste Kommentare
Erstellen Sie jetzt den ersten Kommentar