Flavio Briatore kritisiert Alpine-Vorgänger: "Es gab kein Management"
Flavio Briatore geht mit dem vorherigen Management bei Alpine hart ins Gericht und will den gleichen Spirit wie zu alten Benetton- und Renault-Tagen wieder spüren
(Motorsport-Total.com) - Erst wenige Wochen ist Flavio Briatore als Sonderberater bei Alpine im Amt, doch schon jetzt kann man den Einfluss des Italieners in Enstone deutlich spüren. Als eine der ersten Amtshandlungen ernannte er Oliver Oakes zum neuen Teamchef, der in der Sommerpause die Geschicke von Interimsteamchef Bruno Famin übernommen hat.
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Flavio Briatore spart nicht mit Kritik an der Alpine-Führung Zoom
Und ganz Briatore-like nimmt der 74-Jährige kein Blatt vor den Mund und sagt ganz genau, was bei Alpine schieflief, dass man in den vergangenen Jahren so abstürzen konnte und zum Chaosteam wurde. Sein scharfes Urteil: "Es gab kein Management."
"Ich glaube, dass das Problem von Alpine genau das war", so Briatore. "Irgendwann haben sie ein paar falsche Manager eingestellt. Ich denke, dass die Liste der falschen ziemlich lang ist - und eine Liste von guten haben wir nicht."
Dabei weiß Briatore aus langjähriger eigener Erfahrung, dass es nicht einfach ist, das Team aus Enstone zu leiten: "Enstone ist ein großes Team, ein großes Monster, und du musst einfach da sein", sagt er. "Es ist sehr schwierig, ein Team wie Alpine von Paris oder wo auch immer aus zu führen. Du brauchst tägliche Präsenz."
"Und darum habe ich auch ihn ausgewählt", verweist Briatore auf den neuen Teamchef Oliver Oakes. "Er wohnt 400 Meter von der Fabrik entfernt."
Warum Briatore Oakes gewählt hat
Der 36-Jährige übernimmt als jüngster Teamchef im Feld die Geschicke der Franzosen und soll das Team wieder zum Erfolg führen. Bislang war er als Teamchef von Nachwuchsteam Hitech bekannt, doch die Führung eines Formel-1-Teams wird für ihn nun ein großer Sprung in der Karriere.
Briatore sagt, er habe Gespräche mit drei oder vier Kandidaten geführt und hatte bei Oakes ein gutes Gefühl. "Und ich denke, ich bin ziemlich gut darin, Leute auszuwählen", meint er. "Ich bin überzeugt, dass Oliver die richtige Wahl für das Team war. Und er ist Engländer, also sind die Jungs sehr glücklich."
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Oliver Oakes wurde von Briatore als Teamchef installiert Zoom
Was noch für Oakes spricht: "Oli ist enthusiastisch, jung, hat viel Power, und ist ambitioniert - und genau das brauchen wir im Team. Du brauchst junge Leute, und du brauchst Leute mit viel Leidenschaft für den Job", so der Italiener.
"Du brauchst Leute, die das Gute verstehen, nicht das Schlechte. Leute, die verstehen, was in der Fabrik los ist. Leute, die verstehen, was im Rennen los ist", so Briatore. "Er hat zwar keine Erfahrung in einem so großen Team, aber das Talent, um erfolgreich zu sein."
Oakes: Nicht die Schuld der Leute hier
Oakes selbst will aber nicht in den Tenor Briatores einstimmen und auf das vorherige Management bei Alpine schimpfen: "Ich bin nicht hier, um mit Dreck um mich zu werfen", stellt er klar. Ein wenig tut er es aber doch.
Denn auch er betont, dass falsches Management der Hauptgrund für das Scheitern der bisherigen Projekte gewesen sei. "Es ist einfach, mit dem Finger auf andere zu zeigen. In der Vergangenheit wurde eine Menge geredet. Das ist frustrierend, aber nicht mein Stil", so Oakes.
"Ich denke wirklich, dass wir uns wieder auf den Rennsport fokussieren müssen. Wir haben ein paar fantastische Leute hier, aber es ist nicht die Schuld der Leute. Es ist die Schuld des vorherigen Managements", sagt er.
Denn eigentlich seien in Enstone die Zutaten für Erfolg vorhanden: "Enstone hat etwas, das man mit Geld nicht kaufen kann: Es hat den Rennspirit und die Geschichte", sagt er.
Und dem würde auch Briatore zustimmen: "In diesem Aufbau wurden sieben oder acht Weltmeisterschaften gewonnen. Die Zukunft liegt da, wir müssen nur zurückkommen", sagt er. "Der einzige Job ist, allen bewusst zu machen, dass wir wieder konkurrenzfähig sind und daran arbeiten, zu gewinnen."
"Wir fahren nicht nur als Touristen mit, sondern wir sind Teil der Formel 1, um irgendwann wieder zu gewinnen."
Briatore mit ungewohntem Realismus: 2027 aufs Podest
Wann das soweit sein wird, das kann allerdings noch etwas dauern. Selbst Briatore spart sich in dem Fall große Ansagen, sondern will eher realistisch sein: "Wir wollen 2027 wieder einige Podestplätze holen", kündigt er an.
"Unsere Situation ist nicht ideal. Ihr kennt mich jetzt 30 Jahre, und ich erzähle euch die Wahrheit: Die Formel 1 ist im Moment sehr schwierig, weil der Wettbewerb hoch ist. So viele Teams haben die Möglichkeit, zu gewinnen, und wir müssen bereit sein, diese Konkurrenz zu bezwingen."
"Und um die Konkurrenz zu bezwingen, müssen wir hart arbeiten", so Briatore. "Wir brauchen das richtige Team, den richtigen Technikchef, den richtigen Manager, alles. Wir brauchen kein Team mit vielen Leuten, sondern ein Spitzenteam ist ein Team, in dem alle Leute zusammenarbeiten und die gleiche Ambition in Richtung Spitze haben."
"Wir brauchen wieder einen Teamspirit, wie wir ihn bei Benetton hatten und wie wir ihn bei Renault hatten", erinnert er sich an seine erfolgreichen Zeiten mit dem Team zurück, als man mit Michael Schumacher und Fernando Alonso Weltmeisterschaften gewann.
"Ich verspreche, dass die Situation besser sein wird, wenn wir in einem Jahr vielleicht wieder hier zusammen sitzen", sagt er. "Aber wir müssen realistisch sein. Es wird Zeit brauchen. 2027 ist unser Ziel, um wieder konkurrenzfähig zu sein."
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