F1-Training Kanada: Doppelbestzeit für Mercedes, Verstappen nur auf P6

Motorschaden bei Nico Hülkenberg, Probleme bei Alpine und Doppelbestzeit für Mercedes: Das war der Freitag beim Grand Prix von Kanada in Montreal

(Motorsport-Total.com) - Das Wetter hat (fast) bis zum Schluss gehalten, doch das auf 90 Minuten verlängerte zweite Freie Training zum Grand Prix von Kanada 2023 barg dennoch einige Highlights. Zum Beispiel einen "kapitalen Motorschaden" bei Haas-Pilot Nico Hülkenberg und einen technischen Defekt bei Alpine-Fahrer Esteban Ocon.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton sicherte sich die Bestzeit im zweiten Freien Training in Kanada Zoom

Und ein überraschendes Ergebnis: Lewis Hamilton (Mercedes) sicherte sich die Bestzeit in Montreal (1:13.718 Minuten), 0,027 Sekunden vor seinem Teamkollegen George Russell. Der große Favorit Max Verstappen (Red Bull) landete mit 0,424 Sekunden Rückstand auf Platz 6.

Zu Beginn des Trainings beschwerte sich Verstappen wie so oft über Probleme mit dem Getriebe: "Das Runterschalten ist ein Witz!" Das ist am Freitag jedoch nicht ungewöhnlich und hat Red Bull für Samstag und Sonntag bisher stets rechtzeitig in den Griff bekommen.

"Der Rückstand ist etwas verwirrend", wundert sich Helmut Marko im Interview mit 'ServusTV'. "Die Strecke wurde zum Schluss hin deutlich schneller. Da sind wir aber einen Longrun gefahren. Trotzdem: Das Auto ist zu unruhig. Wir haben einiges zu tun."

Die Doppelbestzeit von Mercedes beunruhigt den Red-Bull-Berater: "Die sind deutlich schneller geworden." Aber: "Ich fürchte, dass Ferrari hier noch stärker sein wird. Die waren in etwa zur gleichen Zeit draußen wie wir. Und vor allem der Longrun von Leclerc war sehr beeindruckend."

Dritter wurde Carlos Sainz (Ferrari/+0,126) vor Fernando Alonso (Aston Martin/+0,326) und Charles Leclerc (Ferrari/+0,376). Für Aston Martin war der Freitag besonders wichtig, weil das Team für das Heimrennen von Eigentümer Lawrence Stroll das bisher größte Update der laufenden Saison aufbietet. Alonso fuhr noch am Ende des zweiten Trainings mit mit FloViz-Farbe eingepinselten Seitenkästen.

Am wichtigsten sind am Freitagnachmittag üblicherweise die Longrun-Simulationen im Hinblick auf das Rennen. Diese fielen diesmal aber spärlich aus. Verstappen war mit dem Medium im Schnitt am schnellsten unterwegs (1:17.6 Minuten), dicht gefolgt von den beiden Ferraris und Alonso im Aston Martin. Von Mercedes liegen keine direkten Vergleichszeiten vor.

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Verstappen glaubt nicht, dass Mercedes plötzlich aus eigener Kraft siegfähig ist: "Wir hatten keinen guten Tag und die schon", analysiert er. "Wir haben noch ein bisschen was zu tun. Speziell über die Randsteine und Bodenwellen liegt das Auto nicht so gut. Es ist nicht ganz schlimm, aber wir müssen noch ein paar Dinge feintunen. Eine schwierige Session. Aber manchmal hast du halt solche Tage."

Und wie bewertet Mercedes selbst den Auftakt? "Es ist natürlich schöner, vorn zu stehen. Ich glaube aber, wir dürfen da nicht zu viel reinlesen", mahnt Technikchef James Allison zur Vorsicht. "Wir hatten gedacht, der Regen würde etwas eher eintreffen, und sind deshalb gleich zu Beginn auf Longruns gegangen. Alle anderen haben es umgekehrt gemacht. Wir hatten unsere Qualirunden also dann, als die Strecke im besten Zustand war."

"George meinte nach seiner Runde am Funk, es habe sich nicht wie eine sehr gute Runde angefühlt. Wir können sicherlich noch einiges verbessern am Auto, bevor wir ins Qualifying gehen", ergänzt er. "Was sich rauslesen lässt: Das Auto scheint okay in Form zu sein. Aber wir verdienen damit nicht die Positionen 1 und 2. Wir sind ja nicht zur gleichen Zeit gefahren wie die anderen."

Motorschaden bei Hülkenberg

Für Hülkenberg war der Arbeitstag nach 28 Minuten beendet. "Oh, Scheiße. Ich habe den Motor verloren. Kein Vortrieb mehr. Da ist Feuer", meldete er, als er bei Start und Ziel mit qualmendem Heck ausrollte. Sein Renningenieur antwortete: "Bleib stehen und bring dich in Sicherheit. Vergiss nicht, auf P1 und P0 zu schalten, und dann raus da."

Bis zu dem Zeitpunkt hatte Hülkenberg drei Runden im ersten und elf Runden im zweiten Training absolviert. Sein mit Löschschaum überzogenes Auto wurde zwar rasch an die Haas-Box zurückgebracht, fahren konnte er danach aber nicht mehr. Und die Session musste während der Bergung für neun Minuten unterbrochen werden.

Es sei "ein kapitaler Motorschaden" gewesen, berichtet Teamchef Günther Steiner bei 'ServusTV': "Ein Kolben ist kaputtgegangen. Das war der Trainingsmotor. Jetzt kommt der Rennmotor rein. Den Trainingsmotor schicken wir nach Maranello zur Analyse. Ich weiß nicht, ob der Turbo auch kaputt ist. Der elektrische Teil sollte noch okay sein."

Alpine: Erneut technischer Defekt

Die Strecke war gerade mal fünf Minuten freigegeben, da wurden schon wieder rote Flaggen geschwenkt. Diesmal rollte Ocon (18./+1,374) bei Kurve 9 aus, und die Unterbrechung dauerte fünf Minuten. Alpine bestätigte wenig später, dass Ocon gebeten wurde, sicherheitshalber abzustellen, um einen Motorschaden zu verhindern, wegen eines Verlusts von Wasserdruck.

Bereits in FT1 war Pierre Gasly ausgerollt. Teamchef Otmar Szafnauer erklärt: "Wir fahren immer auch mal mit dem Ersatzlenkrad. Einfach um sicherzustellen, dass es funktioniert. Bei Pierres Auto hatten wir im ersten Training einen elektronischen Defekt. Als das Auto zurück war und wir das Standardlenkrad aufsetzten, funktionierte wieder alles. Wir müssen jetzt herausfinden, was genau das Problem mit dem Ersatzlenkrad war."

Lokalmatador Lance Stroll fiel zuerst schon nach neun Minuten auf, als er in der Boxengasse mit 97,8 statt der erlaubten 80 km/h "geblitzt" wurde. Ein teurer Start ins Wochenende, denn das kostet 1.000 Euro Bußgeld bei der FIA.

Stroll belegte den neunten Platz und hatte am Ende 0,701 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit, war also um 0,375 Sekunden langsamer als Alonso. Das kann Teamchef Mike Krack erklären: "Es geht darum, ob du die letzte Schikane erwischst oder nicht. Und wir sind auch unterschiedliche Flügeleinstellungen mit den beiden Autos gefahren, um die Testzeit zu maximieren", sagt er im Interview mit 'ServusTV'.

Regen kam erst ganz zum Schluss

Der eigentlich für Freitagnachmittag vorhergesagte Regen, vor dem sich die Teams nach dem abgebrochenen ersten Training gefürchtet hatten, kam übrigens, aber er kam erst spät. Fünf Minuten vor Schluss setzte strömender Regen ein, sodass Zeitenverbesserungen nicht mehr möglich waren.

Bereits davor hatte eine ganz düstere Atmosphäre die TV-Bilder aus Montreal geprägt, als es extrem dunkel war, der Regen aber lange auf sich warten ließ. Länger als von manchen erwartet: Ferrari schickte Leclerc schon mit Intermediates auf die Strecke, da war diese noch gar nicht nass.

Warum dauerte das Training eigentlich 90 Minuten?

Ursprünglich waren für das zweite Freie Training nur 60 Minuten angesetzt. Doch wegen einer technischen Panne hatte das erste Training schon nach vier Minuten abgebrochen werden müssen. Also entschied die FIA, das zweite Training um 30 Minuten zu verlängern und es dafür um 30 Minuten früher als geplant zu beginnen.

Der Grund für das Ausfallen des ersten Trainings war übrigens kurios. Die Mitarbeiter der Rennleitung, die für die Streckensicherung zuständig sind, sahen auf ihren Monitoren zwar Bilder von der Strecke, diese kamen aber nicht live, sondern zeitversetzt bei ihnen an. Ein Risiko, fand Rennleiter Niels Wittich - und entschied, dass unter diesen Umständen die Sicherheit nicht gewährleistet werden kann. (Zum ausführlichen Bericht des ersten Trainings!)

Wo kann ich den Grand Prix von Kanada live im TV sehen?

Zwischen Montreal und München liegen sechs Stunden Zeitverschiebung. Das bedeutet, dass Qualifying und Rennen zur für Deutschland besten Sendezeit stattfinden. (Zum detaillierten TV-Zeitplan für Kanada!) In Deutschland gibt es den Grand Prix von Kanada exklusiv beim Pay-TV-Anbieter Sky zu sehen. Sky hatte zuletzt das Rennen in Barcelona auf YouTube gratis gezeigt. Das ist für Montreal nicht geplant.

Das Qualifying beginnt am Samstag um 22:00 Uhr deutscher Zeit. Sky steigt bereits um 21:30 Uhr in die Vorberichterstattung ein (unter anderem mit Experte Ralf Schumacher). Startzeit für das Rennen ist am Sonntagabend um 20 Uhr deutscher Zeit. Da beginnen die Vorberichte auf Sky bereits um 18:30 Uhr. (ANZEIGE: Noch kein Sky-Kunde, aber heiß drauf, den Grand Prix von Kanada live zu sehen? Dann jetzt den Streamingdienst WOW holen und die Formel 1 bei Sky auch ohne Receiver schauen!)


Longrun-Analyse: Ist Mercedes wirklich so gut?

Das Herzstück unserer F1-Show am Freitag ist die Longrun-Analyse mit Kevin Hermann. Ist Mercedes beim Großen Preis von Kanada wirklich so schnell? Weitere Formel-1-Videos

Wer kein Sky-Kunde ist, aber trotzdem Lust hat auf ausführliche Analysen aller Tage des Rennwochenendes, der ist auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de (Kanal jetzt kostenlos abonnieren!) bestens aufgehoben. Jeweils um 3:00 Uhr morgens melden sich Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll mit der täglichen F1-Show (oder am nächsten Morgen im Re-Live zum Frühstück). Am Freitag mit Spezialgast Kevin Hermann, der die Longrun-Daten mit Tools des deutschen Technologieunternehmens PACETEQ analysiert.

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