• 16.12.2006 12:22

Clay Regazzoni, der "Unzerstörbare"

Niki Lauda, Frank Williams und Luca di Montezemolo erinnern sich zurück an den am Freitag tödlich verunglückten Tessiner

(Motorsport-Total.com) - Die Leidenschaft für Autorennen ließ Clay Regazzoni auch nach seinem schweren Unfall 1980 in Long Beach nicht los. Er war querschnittsgelähmt, doch der Tessiner ließ sich auch dadurch nicht entmutigen. Er musste nur neue Wege finden. Er bereitete Tourenwagen mit Handsteuerungen vor, gründete eine Rennfahrerschule für Querschnittsgelähmte in Italien und blieb seinem geliebten Sport bis zum Ende verbunden.

Titel-Bild zur News: Clay Regazzoni

Die Motorsportwelt trauert um den charismatischen Clay Regazzoni

Am gestrigen Freitag kollidierte er in Italien auf der Autobahn mit einem Lkw, sein Auto überschlug sich, Regazzoni starb im Alter von 67 Jahren. Viele Wegbegleiter des Schweizers sind noch heute in der Formel 1 aktiv. Frank Williams traf die schockierende Nachricht bei Testfahren in Jerez de la Frontera.#w1#

1979 holte Williams Regazzoni in das Team, nachdem dieser bei Shadow ein wahrhaftiges Schattendasein führte. In Silverstone, ausgerechnet beim Heimrennen des Teams, sicherte der Tessiner Williams den ersten Formel-1-Erfolg. "Clay hat 1979 in Silverstone den ersten Grand Prix in der Geschichte des Williams-Teams gewonnen", sagte der langjährige Teamchef. "Und das war wahrscheinlich das wichtigste Ereignis unserer Formel-1-Geschichte. Clay war ein absoluter Gentleman und es war eine große Freude, mit ihm zusammenarbeiten zu können. Patrick (Head, Teammitbesitzer; Anm. d. Red.) und ich werden uns immer an ihn erinnern."

Bleibendere Spuren hinterließ Regazzoni aber bei Ferrari. Fünf Siege sicherte er sich im Laufe seiner 139 Grands Prix, vier davon für Ferrari und - für jeden Ferrari-Piloten wichtig - zwei davon in Monza. Ende 1972 verließ er Ferrari zunächst, ging zu BRM, doch im Jahr darauf wurde er zusammen mit Niki Lauda wieder nach Maranello geholt - Luca di Montezemolo, der neue Rennleiter, suchte die neue Fahrergarde aus.

Auch der heutige Ferrari-Präsident zollte dem Tessiner Respekt. "In Clay Regazzoni verlieren wir einen mutigen Fahrer", erklärte er. "Ich erinnere mich an ihn nicht nur als einen unserer Piloten, sondern auch als einen leidenschaftlichen Ferrari-Fahrer. In den Rennen wollte er das Limit herausfordern, von der ersten Runde bis zur letzten. Mit ihm und Niki Lauda habe ich meinen ersten WM-Titel errungen."

"Es ist ein sehr trauriger Moment für mich, die vielen Erinnerungen kommen nun zurück", fuhr er fort. Luca Pancalli, der zusammen mit Regazzoni den Behindertensport in Italien förderte, zeigte sich ebenfalls schockiert. "Es ist, als ob ich einen Bruder verloren habe", erklärte er. "Wir waren durch eine tiefe Freundschaft verbunden, seit wir zusammen die Fisaps (Italiens Organisation für Spezialfahrzeuge; Anm. d. Red.) gründeten. Es ist immer schmerzhaft, einen Freund zu verlieren."

"Er war ein Vorbild für mich, denn er war nicht nur ein schneller Rennfahrer, sondern auch eine starke Persönlichkeit", sagte Niki Lauda, langjähriger Teamkollege des Tessiners, der 'APA'. "Ich habe sehr viel von ihm gelernt. Er war ein ausgezeichneter Teamkollege. Er war das Ebenbild des idealen Rennfahrers der damaligen Zeit."

Risikobereitschaft und Mut hätten sein Leben schon immer geprägt. "Zu Beginn meiner Karriere haben wir ihn den Unverwundbaren genannt, weil er sehr viele schwere Unfälle gehabt hat", so Lauda weiter. "Aber er ist immer wieder ausgestiegen, wo sonst niemand mehr ausgestiegen wäre."