• 18.08.2013 13:49

  • von Christian Schrader

Brawn über Hamilton: "Ich finde ihn ziemlich unkompliziert"

Der Mercedes-Teamchef über Kommunikation im Team, die neue "Referenz" Lewis Hamilton sowie die Leistungen von Nico Rosberg und Michael Schumacher

(Motorsport-Total.com) - Für Mercedes-Teamchef Ross Brawn gibt es mehrere Schlüssel, warum die Silberpfeile in diesem Jahr erfolgreicher sind als die drei Jahre zuvor. Rein auf das Personal der Mannschaft bezogen nennt er zunächst gegenüber 'Autosport' die Personalie Toto Wolff (Geschäftsführer), der im Gegensatz zu Norbert Haug in der Fabrik in Brackley ansässig ist. "Die Tatsache, dass Toto in Brackley ist, macht es schlichtweg viel einfacher um Nachrichten zu übermitteln und Kommunikation herzustellen", berichtet er.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Ross Brawn, Nico Rosberg

Brawn lobt einmal mehr seine beiden Piloten Hamilton (links) und Rosberg (rechts) Zoom

"Er kann mit seinen eigenen Augen sehen, was abgeht", nennt der 58-Jährige die Vorteile dieser Aufteilung. "Es ist eine andere Regelung und eine, die mir und dem Team mehr passt." Was Brawn in diesem Zusammenhang sehr wichtig ist zu betonen: "Ich möchte aber in keiner Weise kritisch gegenüber Norbert sein. Er war die Person, die es zusammengehalten hat."

"Norbert war behilflich und hat uns sehr stark in allen Dingen unterstützt, die wir vergangenes Jahr und das Jahr davor benötigt haben", hebt er die Arbeit des ehemaligen Mercedes-Motorsportchefs hervor. Auch Haugs Anteil am aktuellen Erfolg lässt Brawn nicht unerwähnt. "Es ist unglücklich, dass er jetzt nicht am Erfolg beteiligt ist, aber er war ein Teil der Architektur dieses Prozesses."

Brawn: Rosberg hat es seinen Kritikern gezeigt

"Ich war schon immer ein Fan von Nico und ich habe hart dafür gekämpft, seinen Vertrag zu verlängern." Ross Brawn über Nico Rosberg

Darauf angesprochen, was für einen Motivationsschub die Verpflichtung von Lewis Hamilton dem Team gegeben habe, nimmt Brawn zum Anlass, zunächst Nico Rosberg hervorzuheben. "Ich war schon immer ein Fan von Nico und ich habe hart dafür gekämpft, seinen Vertrag zu verlängern. Ich fühle mich dadurch bestätigt, dass Lewis jetzt im Team ist und die Leute sagen, wie gut Nico ist. Das ist das, was wir seit jeher gefühlt haben", so der Brite.


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Ungarn


Die drei Jahre mit Michael Schumacher bezeichnet Brawn in dem Zusammenhang als "ein bisschen unglücklich", weil das Team noch nicht so erfolgreich aufgestellt gewesen sei und "wir nicht diese Referenzen hatten". "Michael hatte manchmal eine harte Zeit mit Nico", fährt er fort und stellt die Fragen in den Raum: "War es, weil Michael nicht mehr so gut war wie einst? Oder war es, weil Nico besser war als es die Leute ihm zugetraut haben?" Seine vielsagende Antwort: "Ich denke, jeder erkennt jetzt, dass Nico besser war, als es ihm die Leute zugetraut haben."

"Hamilton ist ein großartiger Fahrer und seine Fähigkeiten sind ganz oben anzusiedeln." Ross Brawn

"Aber auch Lewis bringt dem Team gute Referenzen", so Brawn weiter. "Er ist ein großartiger Fahrer und seine Fähigkeiten sind, das weiß man, ganz oben anzusiedeln", lobt er seinen Landsmann. "Aufgrund der Fahrer wird es uns nicht daran mangeln, unsere Ambitionen und Zielvorgaben zu erreichen. Wir hatten nur einen Mangel, weil wir ein Auto gebaut haben, dass nicht stark genug war, und wir als Team nicht stark genug operiert haben", analysiert Brawn selbstkritisch.

Hamiltons Verpflichtung "motivierend" für Mercedes

Hamiltons Verpflichtung bezeichnet Brawn im Nachhinein als "motivierend", was einfach der Tatsache geschuldet sei, "dass wir eine Referenz haben". Der ehemalige McLaren-Pilot - dem nachgesagt wird, er würde das Herz auf der Zunge tragen - benötige laut Brawn aber keine Sonderbehandlung. Der 28-Jährige sei "ziemlich unkompliziert", sagt der Teamchef zunächst über seinen Schützling. Dann gibt er zu Protokoll: "Jeder Fahrer ist ein Individuum und du musst die Maßnahmen so abstimmen, dass sie zum Individuum passen."

"Bei den Schwierigkeiten" - wo Brawn lediglich das Wort nennt - wolle er "nicht ins Detail" gehen. Der Brite bekräftigt aber, dass dies "nichts Unnormales" sei: "Er hat seine Auffassung", fährt er fort, "und es ist eine Auffassung, sehr hart mit dem Team zu arbeiten und mit den Leuten, die wir ihm zum Arbeiten zur Seite gestellt haben." Wenn die Mercedes-Entwicklung weiterhin in eine positive Richtung verläuft, traut Brawn dem Weltmeister von 2008 Großes zu. "Er hat die Fähigkeiten, er hat das Talent, und alles andere, was er tut, ist sicherlich auf einem Standard, mit dem er in der Lage sein wird, die Resultate einzufahren, wenn wir das Auto dazu haben."