• 07.06.2009 21:47

  • von Fabian Hust & Dieter Rencken

Abgedeckte Tribünen gegen den "Geister-Grand-Prix"

Zum Großen Preis der Türkei kamen so wenig Zuschauer, dass sich die Veranstalter zu außergewöhnlichen Maßnahmen gezwungen sahen

(Motorsport-Total.com) - Die erschreckend leeren Tribünen waren beim Großen Preis der Türkei am Sonntag ein Thema. Die Wirtschaftskrise hat voll zugeschlagen, die hohen Ticketpreise taten ihr übriges, denn der durchschnittliche türkische Bürger kann sich einen Besuch eines Formel-1-Rennens nicht leisten.

Titel-Bild zur News: Fahrer-Parade

Die Formel-1-Piloten winkten am Sonntag in Richtung leerer Tribünen

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone veranlasste kurzerhand den Abbau einiger TV-Kameras. Zudem wurden die leeren Tribünen mit ihren bunten Sitzen mit einer grauen Plane abgedeckt, so dass diese dem TV-Zuschauer nicht allzu sehr auffallen. Aus dem Helikopter konnte man glauben, lediglich eine Asphalt-Fläche zu sehen.#w1#

"Istanbul ist eine tolle Stadt mit einer tollen Strecke und es ist eine Schande, dass wir hier nur so wenige Zuschauer haben", meinte BMW Motorsport Direktor Mario Theissen. "Ich weiß gar nicht, wie hoch die Eintrittspreise hier waren. Aber das hier sollte schon eines der Top-Events darstellen und wir sollten hier auch viel mehr Zuschauer sehen."

"Wenn man hier in der Stadt ist, dann sieht man sehr viele Fans", meinte Ferrari-Pilot Felipe Massa. "Und dann kommt man hierher und es ist niemand da, weil es zu teuer ist. Wir müssen es billiger machen. Ich bin überzeugt, dass bei günstigeren Eintrittspreisen viel mehr Leute kommen würden."

"Es ist ein Problem, dass es zu teuer ist", fordert der Rennfahrer aus Sao Paulo niedrigere Preise. "Eine normale Familie mit zwei Kindern gibt fast 1.000 Euro aus. Da überlegt man sich dann schon, ob man das Rennen nicht lieber im Fernsehen sieht."

leere Tribüne

Leere Tribünen wurden kurzerhand mit "Tarn-Planen" abgedeckt... Zoom

"Die Veranstalter haben Flavio (Briatore, Renault-Teamchef, Anm. d. Red.) gesagt, dass sie bereit gewesen wären, Initiativen zu setzen, dass sie aber nicht dazu ermutigt wurden", so Toyota-Teamchef John Howett. "Wir müssen realisieren, dass wir in einer wirtschaftlichen Situation sind, in der den Kunden die Eintrittspreise nicht egal sind."

Dass der Sport grundsätzlich ein Problem hat, glaubt der Brite nicht: "Wenn man sich die TV-Einschaltquoten anschaut, dann ist dieser Sport so stark wie eh und je - wenn nicht sogar stärker als je zuvor. Die Einschaltquoten belegen, dass wir hier ein sehr gutes Produkt haben."

Auch Mark Webber bedauerte die leeren Tribünen: "Es herrschte in der Türkei keine Atmosphäre. Ich denke, dass es eine Menge Leute gab, die versuchten, hierher zukommen. Aber es ist natürlich nicht allzu günstig. Wir hätten sie schlussendlich kostenlos einlassen sollen. Es wäre für die Show schön gewesen, die Leute einzulassen."

"Ich bin mir sicher, dass es viele Leute gab, die gern zum Großen Preis der Türkei gekommen wären, sich es aber nicht leisten konnten, da es sehr teuer ist. Jenson Button und ich unterhielten uns darüber auf der Parade-Runde. Vielleicht hätten wir am Renntag oder gestern eine Bekanntgabe machen sollen, um mehr Leute hierher zu bekommen, um sie unseren Sport erleben zu lassen."

Jenson Button, Sebastian Vettel

...so fielen die leeren Tribünen im TV-Bild nicht allzu sehr auf Zoom

Offiziellen Zahlen zufolge wurden lediglich 36.000 Drei-Tage-Tickets verkauft, dabei hatte der Kurs eine Kapazität von 130.000 Zuschauern. Der Großteil der Tribünen war das Wochenende über leer.

"Das ist ein Problem, das wir lösen müssen", so Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali. "Wir haben uns zu sehr auf andere Dinge konzentriert und dabei die Öffentlichkeit und die Show vernachlässigt. Ein leeres Fußballstadion macht auch keinen Spaß! Alle Beteiligten wissen, dass das ein Problem ist, das wir gemeinsam lösen müssen - die Halter der kommerziellen Rechte, die Veranstalter, die FIA, die Teams. Für mich sollte das oberste Priorität haben."

Für die Veranstalter wird es schwer, das Rennen zu halten: "Es wird nicht einfach, eine Einigung zu erzielen", wurde Mumtaz Tahincioglu, Chef des Motorsport Verbandes der Türkei von der Tageszeitung Zaman zitiert. "Es herrscht ein harter Wettbewerb. Wenn wir weiter machen wollen, müssen wir uns vor dem 12. Januar 2012 mit Bernie Ecclestone einigen. Und natürlich hat er seriöse Kandidaten, einige von ihnen haben sich auf eine teure Konstruktion verständigt."