Lauda: Zwischen Surfbrett und Porsche
Was macht eigentlich Mathias Lauda? Der frühere DTM-Pilot ist unter die Unternehmer gegangen, arbeitet aber an seinem Renncomeback
(Motorsport-Total.com) - Vier Jahre lang fuhr Mathias Lauda für Mercedes in der DTM, doch nach der Saison 2009 wurde sein Vertrag nicht mehr verlängert. Seitdem ist es ein bisschen still geworden um den Sohn des früheren Formel-1-Weltmeisters Niki Lauda. Am vergangenen Wochenende ist Lauda in Hockenheim wieder ins Renncockpit gestiegen.

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Mathias Lauda hofft, in der kommenden Saison wieder ein Cockpit zu finden
Der 29-Jährige fuhr dort den VIP-Porsche im Porsche-Supercup. Er überzeugte mit konstant schnellen Zeiten, wurde dann aber im Rennen durch einen Reifenschaden auf den 20. Platz zurückgeworfen. 'Motorsport-Total.com' traf sich dort mit Lauda und erfuhr von dem Österreicher, warum Bali und Surfen derzeit eine wichtige geschäftliche Rolle für ihn spielen, wie er an seiner Motorsportzukunft bastelt und wie er die DTM-Saison 2010 beurteilt.#w1#
Frage: "Mathias, was machst du derzeit so?"
Mathias Lauda: "Motorsportlich leider bis jetzt überhaupt nichts. Wir haben uns im Winter intensiv damit beschäftigt, irgendetwas zu finden und ein Paket zusammenzuschnüren, aber es gab leider nichts. Es wird nicht einfacher durch die Krise, viele Teams verlangen Geld und man muss Sponsoren mitbringen. Und ich habe halt leider dieses Jahr bis jetzt keine Sponsoren und deswegen war es zum ersten Mal seit acht Jahren, dass ich nichts zu fahren hatte. Es war ein komisches Gefühl, denn ich bin in dem Sport seit acht Jahren und ich hatte immer im Winter etwas fix."
"Es war eine neue Erfahrung. Am Anfang war es natürlich ein bisschen deprimierend. Aber es gibt immer neue Dinge, die man machen muss und ich hatte ein bisschen Zeit. Also habe ich nebenbei eine kleine Firma aufgebaut. Surfen, also Wellenreiten, ist seit 15 Jahren meine große Leidenschaft und ich war schon tausendmal in Bali. Und als ich dort im Winter zum letzten Mal zu Besuch war, kam mir die Idee, ein Geschäft aufzumachen. Das ist eine Internetseite, 'www.mysurfingpix.com'. Wir haben Fotografen an den besten Stränden, die alle Leute, die dort surfen, richtig professionell fotografieren. Abends wird jedes Bild auf die Seite geladen, die Leute können sich dort dann selbst finden und die Bilder von sich, die ihnen gefallen, für fünf Euro kaufen. Es läuft ganz gut, es macht Spaß und wir werden größer. Wir haben jetzt in Bali begonnen und wenn es dort gut läuft, wollen wir es überall machen, wenn es geht."
Frage: "Aber du bist auch Racer, wie sehr fehlt dir das Rennfahren?"
Lauda: "Ich war jetzt erst einmal lange in Bali und war dort sehr viel beim Surfen. Auch dort bin ich sehr ehrgeizig, ich will immer größere Wellen surfen, besser werden und Tricks machen. Aber den Motorsport vermisse ich auf jeden Fall tierisch. Wie sehr ich es vermisse, habe ich hier in Hockenheim gemerkt, als ich im Training wieder die ersten Runden gefahren bin. Am liebsten würde ich die Saison im Supercup zu Ende fahren."
Frage: "Wie ist der Gaststart im VIP-Porsche von Braun zustande gekommen?"
Lauda: "Ich war in Barcelona beim Formel-1-Rennen und da hat mich Porsche gefragt, ob ich Lust habe, in Hockenheim im VIP-Auto zu fahren. Und da ich eh genügend Zeit habe, habe ich sofort zugesagt."
Türen in die Zukunft
Frage: "Besteht die Chance, dass du die Saison im Supercup zu Ende fährst?"
Lauda: "Mit dem VIP-Auto nicht, weil es bei jedem Rennen für einen anderen Fahrer eingesetzt wird. Aber trotzdem ist das für mich eine Chance zu zeigen, dass ich den Speed habe für diese Meisterschaft. Eigentlich haben mir die meisten Leute abgeraten, in diese Meisterschaft einzusteigen, weil ich das Auto nicht kenne, erfahrene Piloten dabei sind und einige starke Fahrer. Aber ich sehe es als Chance, ich möchte mich beweisen und zeigen, dass ich in kurzer Zeit genügend Speed habe, um vorn mitzufahren. So kann ich mir vielleicht mehr Türen für die Zukunft öffnen."
Frage: "Stichwort Zukunft: Hast du die Fühler für 2011 schon in irgendwelche Richtungen ausgestreckt?"
Lauda: "Je mehr ich hier im Fahrerlager bin, umso mehr Gefallen habe ich am Porsche-Supercup gefunden. Die Autos sind toll, alle Autos sind gleich, das heißt: Der Fahrer macht den Unterschied. Und das gefällt mir. Man fährt immer im Rahmen der Formel 1, also vor vollem Haus. Ich kann mir schon vorstellen, hier ganz zu fahren. Wenn mich ein Team haben möchte, wäre ich sehr interessiert."
Frage: "Wären auch andere Serien für dich interessant?"
Lauda: "Es gibt viele Serien, ich bin für alles offen und würde auf jeden Fall über alles nachdenken. Aber der Porsche-Supercup hat mich sehr positiv überrascht. Es ist eine tolle Meisterschaft, der beste Fahrer zählt, es gibt keine Politik, es gibt keine neuen und alten Autos, es sind Sprintrennen ohne Boxenstopp, keine Taktiken. Das heißt: Der Beste gewinnt und das gefällt mir sehr gut."
Die DTM immer im Auge
Frage: "Verfolgst du die DTM noch?"
Lauda: "Ja, auf jeden Fall. Wenn ich nicht gerade in Bali bin, schaue ich mir die Rennen an. Die DTM ist auf jeden Fall eine tolle Meisterschaft, ich habe in den vier Jahren dort sehr viel gelernt und bin als Fahrer sehr gereift. Schade, ich wäre gern noch ein Jahr länger gefahren, denn in diesem Jahr sind die Jahreswagen richtig schnell und fünf Kilo leichter. Die Chance, im Jahreswagen vorn mitzufahren, wäre also da gewesen. Das ärgert mich schon ein bisschen. Aber so ist das Leben. Es kommen immer neue Fahrer nach und Motorsport ist nie eine sichere Sache. Es ist kein Beruf, in dem man sich darauf verlassen kann, dass man die nächsten Jahre noch dort fährt. Im Motorsport kann man so schnell seinen Platz verlieren oder seine Sponsoren. Es geht immer auf und ab und man darf sich nicht unterkriegen lassen. Man muss immer kämpfen und sich wieder etwas Neues suchen."

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Insgesamt vier Jahre lang fuhr Mathias Lauda im Mercedes-Jahreswagen Zoom
Frage: "Was sagst du zum Verlauf der aktuellen Saison?"
Lauda: "Bruno Spengler ist extrem stark, ich gönne es ihm sehr. Denn Bruno ist erstens ein irrsinnig netter Kerl, mit dem ich mich in den vier Jahren sehr gut verstanden habe. Und er war immer ein Beißer, er hat immer alles gegeben und man merkt, dass er es mit voller Leidenschaft macht. Er denkt nur an die DTM. Er tat mir in den vergangenen Jahren oft leid, denn er hatte immer schlechte Saisonstarts und hat dann aufgeholt. Und in diesem Jahr hatte er einen tollen Start in die Saison und war bisher in jedem Rennen auf dem Podium. Er ist sehr konstant und sehr stark. Und was mich beeindruckt ist, dass er bisher der beste Mercedes-Fahrer ist, vor Gary Paffett und Paul Di Resta. Bruno macht einen sehr guten Job."
Frage: "Und wie schlägt sich 'Rookie' David Coulthard?"
Lauda: "Im Qualifying bis jetzt ganz gut, in den Rennen hat er noch nicht so viel gezeigt. Die Jahreswagen sind ja jetzt wesentlich leichter und Jamie Green hat damit ein Rennen gewonnen. Aber es ist normal, ich weiß, wie schwer es ist, einzusteigen und gleich schnell zu sein. Er macht auf jeden Fall einen besseren Job, als ich erwartet hatte."
Frage: "Siehst du für dich eine Chance auf eine Rückkehr in die DTM?"
Lauda: "Das kann ich schwer sagen. Ich versuche, nebenbei aktiv zu bleiben, indem ich in anderen Serien fahre. Ich würde sehr gern die Chance bekommen, wieder in der DTM zu fahren."

