"Deutsche Hersteller haben sich in Fuß geschossen": Thiim über Audis GT3-Aus
Wieso Ex-Audi-Pilot Nicki Thiim Kritik am früheren Arbeitgeber übt und er die aktuelle Strategie nach den GT-Erfolgen der Vergangenheit nicht nachvollziehen kann
(Motorsport-Total.com) - 2025 wird erstmals seit dem Ende der "alten" DTM Mitte der 1990er-Jahre kein Audi-Bolide in der Traditionsserie Start stehen. Und das, obwohl die Ingolstädter laut Recherchen von Motorsport-Total.com sogar die Möglichkeit gehabt hätten, über das Geheimprojekt R-Next einen GT3-Nachfolger für den R8 LMS auf den Markt zu bringen.

© Sebastian Marko/ABT Sportsline
Thiim tritt in der DTM ab dieser Saison für das langjährige Audi-Team Abt an Zoom
Stattdessen hat Audi im Motorsport alles dem Formel-1-Einstieg im Jahr 2026 untergeordnet. Ob Ex-Audi-Pilot Nicki Thiim das nachvollziehen könne? "Es gibt viel auf diesem Planeten, was ich nicht nachvollziehen kann, insbesondere in der Automobilindustrie", antwortet er in einem Interview mit Motorsport-Total.com beim DTM-Finale 2024. "Besonders die deutschen Hersteller haben sich da schön selbst in den Fuß geschossen."
Bevor der 35-jährige Däne 2016 Aston-Martin-Werksfahrer wurde, war er übrigens Teil des Audi-Kaders: Er durfte damals Audis DTM-Prototypen testen, bis zuletzt saß er immer wieder dank Freigabe seines Arbeitgebers im Audi R8 LMS.
"Als ich dort war, war Audi absolut das Höchste"
"Als ich dort war, war Audi absolut das höchste - mit DTM, LMP1 und im GT-Bereich", blickt Thiim zurück auf die großen Zeiten von Audi Sport. "Jeder Rennfahrer wollte mit diesen vier Ringen fahren - unheimlich große Erfolge gefeiert, unglaubliche Historie. Ist natürlich traurig, dass sowas zu Ende geht."
Gerade der Kundensport-Abbau - die Fahrzeuge werden nicht mehr gebaut, der Fahrerkader aufgelöst - ist für Thiim schwierig zu verstehen, weil Audi "meiner Meinung nach so groß ist, dass es sich fast selbst finanziert", sagt er.
"Den Herstellern geht es heute nur noch darum, alles auf Null zu halten. Es ist so ein schönes Produkt, das auf der ganzen Welt gut gelaufen ist und sich mit Kundensport selbst finanziert hat. Deshalb ist es schwierig."
"Gibt Leute, die da oben sitzen, die Ideen haben"
Allein 2024 haben Audi-Kundenteams weltweit 206 von 734 Rennen gewonnen, haben die Ingolstädter selbst vor wenigen Monaten in einer Pressemitteilung kommuniziert. Das ist eine Erfolgsquote von 28,1 Prozent. Aktuell sind trotz des Kundensport-Abbaus immer noch über 1.000 Fahrzeuge in Umlauf.
"Was soll ich dazu sagen? Ich habe meine Meinung", so Thiim über die Herangehensweise Audis. "Jeder hat seine Meinung dazu. Aber es gibt Leute, die da oben sitzen, die Ideen und Vorstellungen haben. Das muss man auch akzeptieren."


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