• 11.03.2012 13:32

  • von Roman Wittemeier

Toyota: Formel-1-Prozesse im LMP-Bau

Toyota-Technikchef Pascal Vasselon über die Entwicklungsphasen des TS030 Hybrid und die Erfahrungen aus der Formel 1, die beim Bau des Prototypen helfen

(Motorsport-Total.com) - Während Audi mit gleich zwei R18-Varianten in Le Mans antritt, setzt Toyota alles auf eine Karte. Die Japaner gehen bei ihrer Rückkehr an die Sarthe mit einem LMP1-Hybrid in das Rennen. Anfang des Jahres wurde der TS030 vorgestellt, seither sind die Piloten fast ständig im Testbetrieb. Im Gegensatz zur Konkurrenz aus Ingolstadt wählte Toyota einen anderen Hybridweg. Man speichert die Energie in Hochleistungskondensatoren und gibt den KERS-Boost auf die Hinterachse.

Titel-Bild zur News: Toyota TS030-Hybrid

Toyota absolviert mit dem neuen TS030 Hybrid zahlreiche Dauerläufe

"Unser Auto hat bisher den klassischen Entwicklungsweg durchlaufen", erklärt Toyota-Technikchef Pascal Vasselon. "Man fängt immer mit der Aerodynamikentwicklung an. Je länger man dafür Zeit hat, um so besser sind die Ergebnisse. Bei anderen Dingen waren eher die Produktionsabläufe entscheidend. Wir mussten mit dem Getriebe beginnen, dann kam die hintere Aufhängung, dann das Monocoque, die vordere Aufhängung und schließlich weitere Details."

Im Zentrum der Entwicklung stand der Speed, den der TS030 auf die Strecke bringen soll. "Heutzutage spielt die Performance auch in Le Mans die allergrößte Rolle. Früher kam es viel mehr auf die Zuverlässigkeit an. Aber heute ist es so, dass du vom Start bis ins Ziel richtig schnell sein musst", sagt der französische Ingenieur. "Die Performance muss erst einmal stimmen, danach macht man ein schnelles Auto standfest." Und genau dies passiert aktuell bei den Dauerläufen im Testbetrieb.


Der Toyota TS030 Hybrid beim Test

Für Toyota war bei der Konzeption nur eine Bauform in der Diskussion: Coupé. "Ein geschlossener Prototyp bietet aerodynamische Vorteile, er ist effizienter. Außerdem ist es seit zwei Jahren so, dass du mit einem Coupé keine Nachteile mehr beim Boxenstopp hast", sagt Vasselon. "Für uns war es völlig klar, dass wir ein geschlossenes Auto bauen würden - es war einfach nur logisch." Bis 2009 dauerte der Fahrerwechsel bei Coupés teilweise länger als der technische Service. Dies wurde nach Einführung neuer Regeln für den Boxenstopp anders.

Formel-1-Abläufe in der Entwicklung

Als Grundlage für die Entwicklung des neuen LMP1-Autos nahm Toyota die Bedingungen in Le Mans. Die Traditionsstrecke in Frankreich bietet mit ihren langen Geraden eine besondere Herausforderung. "Wir starten mit dem Auto in der WEC, daher muss der Wagen schon auf alle möglichen Streckenarten passen. Aber dennoch liegt der Fokus natürlich auf Le Mans", sagt Vasselon. Trotz der neuen Weltmeisterschaft ist und bleibt Le Mans das Rennen, das es zu gewinnen gilt.

Ex-Michelin-Mann Pascal Vasselon war schon zu Formel-1-Zeiten verantwortlich Zoom

Um dem TS030 Hybrid ausreichend Tempo einzuhauchen, nutzt Toyota die umfassenden Ressourcen in der früheren Formel-1-Schmiede TMG in Köln. "Viele Abläufe aus der Formel 1 sind mit einigen Anpassungen in ähnlicher Form anwendbar. Die Entwicklung in den Bereichen Aerodynamik oder Chassis laufen nach dem gleichen Muster ab", so der Franzose. "Dort haben wir unsere Erfahrungen bestens anwenden können, auch alle Tools zur Überprüfung von Ansätzen und auch die Testumgebungen."

"Wir haben uns an jene Leitlinien der Entwicklung gehalten, die wir zu unseren Formel-1-Zeiten aufgestellt hatten. Die Prozesse sind eigentlich genau die gleichen. Der wirklich erhebliche Unterschied zwischen der Formel 1 und Le Mans ist ganz eindeutig die Laufleistung, die man sich zum Ziel setzt", sagt er. Vom GT-One der Jahre 1998 und 1999 profitiere man nicht mehr. "Die Zeiten haben sich grundlegend verändert", so Vasselon. "Wir müssen unser Auto mit den modernen Mitteln gestalten, die uns heutzutage zur Verfügung stehen."