Ducati mit WSBK-Updates: Warum Alvaro Bautista die Neuerungen nicht erhält

Bei der Superbike-WM in Donington sieht man einen neuen Auspuff an der Ducati Panigale V4R, doch bisher kommt das Update nur bei Nicolo Bulega zum Einsatz

(Motorsport-Total.com) - Die Dominanz von Ducati in der Superbike-WM gehört der Geschichte an. Nachdem Alvaro Bautista im vergangenen Jahr auf seinem Weg zum zweiten WSBK-Titel satte 75 Prozent aller Rennen gewinnen konnte, tut sich der Titelverteidiger in diesem Jahr deutlich schwerer und liegt aktuell nur auf der dritten Position der Fahrerwertung. Auch beim WSBK-Auftakt in Donington kämpfte Bautista mit Problemen und beendete den Tag nur auf P6 der kombinierten Wertung (zum FT2-Bericht).

Titel-Bild zur News: Alvaro Bautista

Alvaro Bautista kämpft laut eigenen Aussagen mit stumpfen Waffen Zoom

Die Regeländerungen und Toprak Razgatlioglus starkes BMW-Debüt haben die Voraussetzungen für Bautista verändert. Ducati reagierte zwischen den WSBK-Events in Misano und Donington und präsentierte neue Teile für die Panigale V4R, um die Performance zu verbessern. Doch die Updates kommen bisher nur am Motorrad von Nicolo Bulega zum Einsatz.

An Bulegas Ducati sah man ein neues Auspuffsystem, das der Anlage ähnelt, die von 2019 bis 2022 zum Einsatz kam. Anstatt der beiden Endschalldämpfer unter dem Heck, ist die neue Anlage deutlich kompakter und hat kürzere Krümmer. Die Endschalldämpfer ragen wie in der Vergangenheit direkt aus dem Bug heraus.

Warum der neue Auspuff für Alvaro Bautista keine Hilfe ist

Das Hauptziel der neuen Anlage ist es, das Gewicht zu verringern. Deshalb kann Bautista, der ohnehin mit Zusatzgewichten fährt, auf die Neuerung verzichten. Viel mehr Spitzenleistung erzeugt die Anlage laut Bautista ohnehin nicht.

"Der Unterschied bei der Performance ist zu vernachlässigen", ist Bautista überzeugt. Der Spanier bevorzugt die im Vorjahr eingeführte Auspuffanlage: "Als ich 2023 den damals neuen Auspuff probierte, bevorzugte ich diesen. Damals spürte ich einen großen Unterschied.2

Alvaro Bautista

An der Ducati von Alvaro Bautista kommt der 2023er-Auspuff zum Einsatz Zoom

"Sie haben den neuen Auspuff entwickelt, um Gewicht zu sparen. Doch in meinem Fall ergibt das keinen Sinn. Mein Teamkollege benötigt ein Motorrad, das so leicht wie möglich ist. Wenn ich diesen Auspuff verwenden würde, dann müsste ich noch mehr Zusatzgewicht mitführen", winkt der Weltmeister ab.

Schwieriger Donington-Auftakt: Sturz und Abstimmungsprobleme am Freitag

Der Start ins Donington-Wochenende verlief holprig, denn im FT2 kam Bautista zu Sturz. Vor dem Auftakt in Donington traf Bautista die Entscheidung, zur Abstimmung von Barcelona und Assen zurückzukehren. "In Misano machten wir einige Änderungen, doch damit hatte ich das schlechteste Gefühl der laufenden Saison", blickt er zurück.

Bautista fühlte sich am Vormittag im FT1 wohl. "Am Nachmittag testeten wir eine Änderung, weil wir keine richtig gute Grundabstimmung haben. Es war grausam", beschreibt Bautista, der in Sachen Abstimmung erneut einen Schritt zurück machen musste.

Dann folgte der Sturz in Kurve 1. Bautista klappte das Vorderrad ein. Er blieb unverletzt, verlor aber etwas Trainingszeit. "Es war ein dummer Sturz", ärgert sich der Titelverteidiger. "Mein Gefühl war nach dem Sturz aber deutlich besser. Es ist aber nicht so gut wie im Vorjahr. Ich bin nicht wirklich happy."

Stumpfe Waffen beim Kampf gegen Toprak Razgatlioglu

BMW-Pilot Toprak Razgatlioglu fuhr am Freitag in einer eigenen Welt. Bautista denkt nicht, dass er das richtige Werkzeug hat, um Razgatlioglu an diesem Wochenende herauszufordern. "Ich kann das Motorrad nicht so fahren wir im Vorjahr. Wir haben nicht die richtigen Waffen. Zudem hat Toprak einen Schritt gemacht. Wir liegen im Vergleich zum Vorjahr einen Schritt zurück und er hat einen halben Schritt gemacht", vergleicht Bautista.

Toprak Razgatlioglu, Alvaro Bautista, Remy Gardner

Toprak Razgatlioglu wirkt auch in Donington stärker als Alvaro Bautista Zoom

Nach den Seriensiegen im Vorjahr muss sich Bautista in diesem Jahr kleinere Ziele stecken. Mental ist das nicht einfach. "Ich denke nicht darüber nach, ob ich die WM bereits zwei Mal gewonnen habe oder nicht. Wir müssen die Situation akzeptieren. Wir müssen versuchen, das Vertrauen zurückzufinden. Ich will nicht über die Vergangenheit nachdenken", kommentiert der Champion und fügt hinzu: "Sicher macht es mehr Spaß, wenn man gewinnt und wenn man so fahren kann, wie man möchte."

Was Nicolo Bulega zum neuen Ducati-Auspuff sagt

Teamkollege Nicolo Bulega erlebte auch keinen einfachen Freitag. Der Rookie fuhr mehrfach durchs Kiesbett und klagt über das nicht optimale Gefühl: "Es ist ein wirklich schwieriger Kurs, vermutlich der schwierigste bis jetzt. Er ist sehr technisch und hat große Höhenunterschiede. Man kann keinen Moment durchatmen. Es ist auch körperlich sehr anstrengend."

Nicolo Bulega

Nicolo Bulega verwendete am Freitag den kompakteren Ducati-Auspuff Zoom

Und was sagt er zum neuen Auspuff? "Ich probierte den Auspuff bereits beim Test in Misano. Ehrlich gesagt spüre ich keinen Unterschied", gesteht der Italiener. "Es ist eine kleine Änderung. Mit einem Auspuff kann man unmöglich 20 zusätzliche PS generieren (lacht; Anm. d. Red.)", scherzt er.

"Vielleicht erkennen die Ingenieure in den Datenaufzeichnungen gewisse Unterschiede, doch ich spüre das nicht", erklärt Bulega, der davon ausgeht, dass die neue Anlage etwas mehr Leistung erzeugen soll und gleichzeitig leichter ist als der von Bautista eingesetzte Auspuff. "Das Ziel ist es, alle Bereiche ein bisschen zu verbessern", so Bulega.