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Motorworld Manufaktur Region Zürich: Attraktive Nicht-Vollblüter in Kemptthal
Das erste Treffen auf dem Gelände der Motorworld Manufaktur Region Zürich in Kemptthal zwischen Zürich und Winterthur
(Motorsport-Total.com/Classic-Car.TV) - Während Kleinserienhersteller wie Ferrari, Aston Martin oder Lamborghini es sich leisten konnten, eigene Motoren zu bauen, mussten weniger gut dotierte Sportwagenbauer mit Fremdaggregaten arbeiten. Dies kostete deutlich weniger als eine eigene Motorenentwicklung und die Risiken waren zudem wesentlich geringer. Und weil die Amerikaner kräftige V8- (und auch Reihen-Sechszylinder-) Motoren bauten und diese auch kleineren Firmen anboten, griffen Bristol, De Tomaso, Facel-Vega, Iso Rivolta, Jensen, Monteverdi oder TVR gerne zu.
© Bruno von Rotz/Zwischengas, Motorworld Group
So entstanden "Halbblüter?, wie es einst eine deutsche Automobil-Zeitschrift nannte, die zwar nicht mit exotischer Technik, dafür aber mit Zuverlässigkeit und niedrigen Wartungskosten punkten konnten. Man hätte auch von Hybrid-Sportwagen und Limousinen sprechen können.
Ein Treffen der Nicht-Vollblüter
Eigentlich lag es nahe, einmal ein Treffen solcher Hybrid-Autos zu organisieren, aber man musste ja auch zuerst auf die Idee kommen. Michi Koch und Felix Kistler vom rührigen Jensen Car Club of Switzerland nahmen sich des Themas an und organisierten das erste Treffen auf dem Gelände der Motorworld Manufaktur Region Zürich in Kemptthal zwischen Zürich und Winterthur.
Trotz Corona-Pandemie meldeten sich viele Hybrid-Besitzer an, und am schönen 15. August 2020 kamen noch mehr als erwartet. Fast die ganze Bandbreite an Fahrzeugen war da, höchstens ein paar Exoten, z.B. ein Bizzarrini, ein Allard, ein Monica oder ein TVR mit Ford-V8-Power fehlten. Dafür waren andere Hersteller besonders zahlreich vertreten.
Heiße Italiener
Die italienischen Hybrid-Sportwagenbauer vertraten mehrere De Tomaso Pantera, zwei De Tomaso Mangusta, drei Iso Rivolta Lele (von 284 gebauten), ein weiterer Iso Rivola IR 300 und ein Intermeccanica Italia, den man vielleicht eher den Amerikanern zurechnen müsste.
Elegante Briten
Aus englischer Fertigung waren neben fast schon ein wenig dominierenden Jensen, die u.a. von einer Vielzahl an Interceptor, mehreren SP, zwei 541, zwei C-V8 und einem FF vertreten waren, mehrere Bristol (411) und Sunbeam Tiger präsent. Auch zwei AC Cobras, wenn auch neuerer Fertigung hatten sich eingefunden. Leider fehlte ein AC 428 oder auch ein TVR mit Ford-V8-Motor. Dafür gesellten sich andere TVR-Sportwagen mit nicht-amerikanischer Antriebstechnik dazu.
Distinguierte Franzosen
Aus Frankreich stammen die sportlichen GT und Limousinen der Marke Facel-Vega. Selten sieht man derartig viele Coupés und Viertürer dieses Herstellers zusammen, in Kemptthal jedenfalls machten die HK 500, Facel II und Excellence einen großen Eindruck.
Sie wurden auch noch von einer Nicht-Hybrid-Facellia begleitet. Facel hatte es ja mit einer eigenen Motorenentwicklung im Vierzylinderbereich versucht und damit auch den Fortbestand der eigenen Firma infrage gestellt. Hätte man sich doch mit dem Hybridansatz begnügt!
Der Schweizer Exote
Peter Monteverdi dachte nie daran, einen eigenen Motor zu bauen. Von Anfang an pflanzte er Chrysler-V8-Motoren in seine eleganten Frontmotor-GT-Coupés, aber auch in den Mittelmotor-Hai ein. In Kemptthal fuhren zwei High-Speed-Coupés (375 L und 375 S) vor, ergänzt um einen Geländewagen des Typs Safari.
Der Doppel-Hybrid von Erich Bitter
Nicht zufällig war das Opel-Logo genauso auf der Einladungskarte wie das Bitter-Markenzeichen. Der deutsche Autobauer Opel nutzte bereits in den Sechzigerjahren amerikanische Motorentechnik für die KAD-Baureihe. Erich Bitter setzte dann diese Technik wiederum in sein elegantes Coupé namens Bitter CD ein. Und tatsächlich waren sowohl ein Opel Diplomat als auch ein Bitter CD vor Ort in Kemptthal.
Zwei absolute Exoten
Als ob Autos mit einigen hundert gebauten Exemplaren nicht schon exotisch genug gewesen wären, so fanden sich vor den stimmungsvollen Gemäuern der ehemaligen Maggi-Produktionsstätten auch zwei Sportwagen ein, die man hierzulande kaum je zu Gesicht kriegt.
Da war einmal einer der 57 gebauten Ghia 450 SS. Dieser offene Sportwagen entstand auf Initiative des Amerikaners Burt Sugarman, der den Ghia G 230S auf Basis des Fiat 2300 Coupés auf einem Road&Track-Titelblatt gesehen hatte. Anstatt der Fiat-Mechanik kamen Komponenten des Plymouth Barracuda zum Einsatz, trotzdem kosteten die handgefertigten Einzelstücke viermal so viel wie der Serien-Barracuda. Einfach zu verkaufen war der Wagen nicht, zumal dafür nur ein Händler in Hollywood exklusiv zuständig war. Immerhin nicht ganz drei Dutzend der Autos sollen überlebt haben, einer zeigte sich in Kemptthal von seiner besten Seite.
Ähnlich selten, wenn auch in knapp doppelter Zahl entstanden, ist der Gordon Keeble GT, den Auto-Rennfahrer und Journalist Paul Frère einst mit dem Ferrari 330 GT verglich und auch noch schrieb, dass der britische GT schneller und ruhiger sei, nicht zuletzt dank des Motors der Chevrolet Corvette. Rund 100 Stück des von Giorgetto Giugiaro gezeichneten Coupés wurden mit Kunststoffkarosserie bis Mitte der Sechzigerjahre gebaut. Dass man in Kemptthal einen dieser Wagen sehen konnte, war ein kleines Wunder. Immerhin war dafür eine längere Anreise des Besitzers aus Deutschland nötig.
Ungezwungen
Es sollte ein kollegiales Treffen ohne Stress und Zwänge sein. Und so war es auch. Anstatt Concours-Wahlen oder Geschicklichkeitsprüfungen waren Geselligkeit und ein gemeinsames Bier angesagt. Das passte perfekt und die Restaurants und Bars in der Motorworld Manufaktur Region Zürich freuten sich über die Besucher. Passt! Wiederholung erwünscht!
Text: Bruno von Rotz, www.zwischengas.com
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